Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.geben, sie ganz ignoriren und sich nach anderen Momenten der Gliederung des Wenn in der bekannten medischen Auffassung das Land als elementare geben, sie ganz ignoriren und sich nach anderen Momenten der Gliederung des Wenn in der bekannten medischen Auffassung das Land als elementare <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0146" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190305"/> <p xml:id="ID_423" prev="#ID_422"> geben, sie ganz ignoriren und sich nach anderen Momenten der Gliederung des<lb/> Stoffes umsehe». Sie wären nicht schwer zu finden gewesen, freilich aber hätte<lb/> dann jene von oben ausgegangene und systematisch cajolirte Fiction fallen<lb/> müssen und dazu fehlt in Bayern der Muth und die Selbsterkenntniß. Es<lb/> steckt darin eine gute Partikel des staatlichen Dünkels, dessen Ausgeburten auf<lb/> diesem Felde noch am unschuldigsten sind, weil sie der Sache von ganz Deutsch¬<lb/> land hier am wenigsten schaden. Aber dem Buche haben sie doch sehr geschadet,<lb/> wie wir im Verlaufe noch zeigen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_424" next="#ID_425"> Wenn in der bekannten medischen Auffassung das Land als elementare<lb/> Grundlage des Volkslebens gilt, so hat das erstere einen vollberechtigter An><lb/> Spruch, in allen seinen Charakterzügen zur Anschauung gebracht zu werden.<lb/> nicht selbst hat eine solche Aufgabe in einer Reihe glänzender Genrebilder go<lb/> löst, von denen einige der gelungensten in seinem vielgelesenen Buche „Land<lb/> und Leute" sich mit den hier in der Bavaria indicirten Stoffen beinahe decken.<lb/> Hier aber schien es sich und mit Recht um etwas mehr als um holländische<lb/> Kammermalerei zu handeln. Der Genrestil paßte für die Würde des Gegen¬<lb/> standes und der ernsten Wissenschaft nicht, es mußte sozusagen der Stil der<lb/> Historienmalerei an seine Stelle treten. Was dadurch an pikantem Reize für<lb/> das flüchtige Geschlecht der Unterhaltungsleser verloren ging, konnte durch die<lb/> nachhaltige Wirkung auf ein ernster gestimmtes Publikum reichlich ersetzt werden.<lb/> So ungefähr mag sich der Herausgeber selbst die Sache zurechtgelegt haben,<lb/> aber unbegreiflich bleibt es, daß er die Art ihrer Ausfühlung für die der Ten¬<lb/> denz des Unternehmens passende hielt. Da steht an der Spitze jedes Bandes<lb/> „Erstes Buel, Naturwissenschaftliche Darstellung des Süddonaugebietes, des<lb/> oslbayerischen Grenzgebirgcs" ober was sonst, entsprechend dem Schematismus<lb/> des ganzen Welkes, für eine Nomenclatur des jedesmaligen EinzelabschnitteS<lb/> gewählt sein mag. Diese „naturwissenschaftlichen Darstellungen" zerfallen wieder<lb/> 1) in eine geognostische Darstellung der betreffenden Tcrrainabschnitte, 2) in<lb/> eine Darstellung der Begctationsverhäitnisse, 3) der Thierwelt, gelegentlich ist<lb/> noch ein besonderer Hauptabschnitt über die Meteorologie des Gebietes ein-<lb/> geschoben, das ein ander Mal als Anhang zu einem der anderen angebracht ist.<lb/> Gegen diese natürliche und hergebrachte Gliederung ist nichts einzuwenden.<lb/> Sehen wir nun aber zu, wie der wohlgefügte Rahmen ausgefüllt ist. Der be-<lb/> kannte Mineralog und Geolog Guadet in München hat durch alle Bände hin¬<lb/> durch den geognostischen Abschnitt -bearbeitet. Seine Befähigung in Hinsicht<lb/> aus Fachkenntniß ist, so viel wir wissen, allgemein anerkannt und obgleich sonst<lb/> der richtige Grundsatz meist befolgt ist, eigentlichen Local» und Specialkennern<lb/> die jedesmaligen Lvcalabschnitte des allgemeinen Schemas anzuvertrauen, so<lb/> mag er denn wirklich die befähigtste Kraft in ganz Bayern sein, um diese Auf¬<lb/> gabe für ganz Bayern zu lösen. Aber wie? Da er sich wohl sagen konnte,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0146]
geben, sie ganz ignoriren und sich nach anderen Momenten der Gliederung des
Stoffes umsehe». Sie wären nicht schwer zu finden gewesen, freilich aber hätte
dann jene von oben ausgegangene und systematisch cajolirte Fiction fallen
müssen und dazu fehlt in Bayern der Muth und die Selbsterkenntniß. Es
steckt darin eine gute Partikel des staatlichen Dünkels, dessen Ausgeburten auf
diesem Felde noch am unschuldigsten sind, weil sie der Sache von ganz Deutsch¬
land hier am wenigsten schaden. Aber dem Buche haben sie doch sehr geschadet,
wie wir im Verlaufe noch zeigen werden.
Wenn in der bekannten medischen Auffassung das Land als elementare
Grundlage des Volkslebens gilt, so hat das erstere einen vollberechtigter An>
Spruch, in allen seinen Charakterzügen zur Anschauung gebracht zu werden.
nicht selbst hat eine solche Aufgabe in einer Reihe glänzender Genrebilder go
löst, von denen einige der gelungensten in seinem vielgelesenen Buche „Land
und Leute" sich mit den hier in der Bavaria indicirten Stoffen beinahe decken.
Hier aber schien es sich und mit Recht um etwas mehr als um holländische
Kammermalerei zu handeln. Der Genrestil paßte für die Würde des Gegen¬
standes und der ernsten Wissenschaft nicht, es mußte sozusagen der Stil der
Historienmalerei an seine Stelle treten. Was dadurch an pikantem Reize für
das flüchtige Geschlecht der Unterhaltungsleser verloren ging, konnte durch die
nachhaltige Wirkung auf ein ernster gestimmtes Publikum reichlich ersetzt werden.
So ungefähr mag sich der Herausgeber selbst die Sache zurechtgelegt haben,
aber unbegreiflich bleibt es, daß er die Art ihrer Ausfühlung für die der Ten¬
denz des Unternehmens passende hielt. Da steht an der Spitze jedes Bandes
„Erstes Buel, Naturwissenschaftliche Darstellung des Süddonaugebietes, des
oslbayerischen Grenzgebirgcs" ober was sonst, entsprechend dem Schematismus
des ganzen Welkes, für eine Nomenclatur des jedesmaligen EinzelabschnitteS
gewählt sein mag. Diese „naturwissenschaftlichen Darstellungen" zerfallen wieder
1) in eine geognostische Darstellung der betreffenden Tcrrainabschnitte, 2) in
eine Darstellung der Begctationsverhäitnisse, 3) der Thierwelt, gelegentlich ist
noch ein besonderer Hauptabschnitt über die Meteorologie des Gebietes ein-
geschoben, das ein ander Mal als Anhang zu einem der anderen angebracht ist.
Gegen diese natürliche und hergebrachte Gliederung ist nichts einzuwenden.
Sehen wir nun aber zu, wie der wohlgefügte Rahmen ausgefüllt ist. Der be-
kannte Mineralog und Geolog Guadet in München hat durch alle Bände hin¬
durch den geognostischen Abschnitt -bearbeitet. Seine Befähigung in Hinsicht
aus Fachkenntniß ist, so viel wir wissen, allgemein anerkannt und obgleich sonst
der richtige Grundsatz meist befolgt ist, eigentlichen Local» und Specialkennern
die jedesmaligen Lvcalabschnitte des allgemeinen Schemas anzuvertrauen, so
mag er denn wirklich die befähigtste Kraft in ganz Bayern sein, um diese Auf¬
gabe für ganz Bayern zu lösen. Aber wie? Da er sich wohl sagen konnte,
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