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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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-- man steht auf demselben wie aus einer recht niedrigen Landungsbrücke hart
am Wasser.

In der Mittellinie des Schiffs, mit ziemlich bedeutendem Abstand von den
beiden Enden, erheben sich um die hohen schwarzgcfunißten Thürme; und in
dem Raume zwischen denselben trägt eine große Zahl schlanker Eisenstützen eine
breite Brücke, die vom Dach des einen Thurmes zu dem des andern führt, und
in der Mitte durch den gewaltigen schwarzen, unten stark gepanzerten Schorn¬
stein, sowie durch ein mächtiges Ventilationsrohr durchbrochen wird. Diese
Brücke, die aus Rösterwerk (rostartigen, engem Holzgitterwerk) besteht, um dem
Wasser leichteren Abfluß zu gestatten, ist während der Reise der Hauptaufenthalt
der dienstthuenden Mannschaft, wie sich denn auch hier die Telegraphen des
Capitäns für die Steuerung und die Maschine, und außerdem die beiden
wunderhübschen vierpfündiger Signalkanonen befinden (Booisgeschütze nach dem
Das>,pen'ystem). Das Deck selbst ist nämlich während der Fahrt-.fortwährend
von Seen überspült: es wurde uns versichert, daß in See an der vorderen
Flaggenstange das feste Wasser, nicht etwa bloße Spritzwcllen, 18 Fuß hoch
gestanden habe -- indessen ist diese Angabe wohl mit Vorsicht aufzunehmen, da
sie etwas zu amerikanisch klingt.

Vielleicht das Jnteressanteste an dem ganzen Schiff sind die Thürme. Man
denke sich kolossale schwarze Cylinder von 21^/2--23 Fuß Durchmesser, aus
deren festgefügten Panzerplatten die nieder mit runden Köpfen herausstehcn,
wie bei einem Dampfkessel, während sie sonst bei den Panzerschiffen gewöhnlich
eingelassen sind. Glatt, ohne irgendeine Oeffnung außer den beiden Geschütz¬
pforten, steigen die schwarzen Wände senkrecht empor bis zu 9 Fuß Höhe;
dann bildet eine aufspringende Galerie aus leichtem schwarzen Eisenblech den
Abschluß, wie der "Mordgang" an den mittelalterlichen Erstellen. Das Ge¬
länder dieser Galerie ist mit einem Streifen weißen Segeltuchs umspannt, der
das Commandantenthürmchen von außen wenig sichtbar werden läßt: für den
Commandeur jedes Thurmes befindet sich nämlich mitten auf demselben eine
kleinere, etwa mannshohe Trommel mit 12 Zoll starkem Panzer und schmalen
horizontalen Schlitze" zum Anflügen während des Gefechts. Außerdem ist auf
dem vorderen Thurme noch ein Steuerrad angebracht, das während der Reise
gebraucht wird, und dessen Bemannung hier sowohl vor der See einigermaßen
' geschützt ist, als auch einen vorzüglichen Ueberblick über den vorderen Theil des
Fahrzeuges hat. Der ganze Thurm aber mit sammt seinem Steuerrad und
Commandantenthürmchen ist schließlich mit einem Weißen, kegelförmigen Zelt¬
dach überspannt, das während des Gefechts natürlich entfernt wird, sonst aber
dem Ganzen fast das Aussehen eines Carrousscls verleiht, ein Eindruck, der
durch die bunte dicht sich drängende Menge der Besucher im Hafen noch ver¬
vollständigt wird. Die Decke des Thurmes enthält zugleich den einzigen Zu-


— man steht auf demselben wie aus einer recht niedrigen Landungsbrücke hart
am Wasser.

In der Mittellinie des Schiffs, mit ziemlich bedeutendem Abstand von den
beiden Enden, erheben sich um die hohen schwarzgcfunißten Thürme; und in
dem Raume zwischen denselben trägt eine große Zahl schlanker Eisenstützen eine
breite Brücke, die vom Dach des einen Thurmes zu dem des andern führt, und
in der Mitte durch den gewaltigen schwarzen, unten stark gepanzerten Schorn¬
stein, sowie durch ein mächtiges Ventilationsrohr durchbrochen wird. Diese
Brücke, die aus Rösterwerk (rostartigen, engem Holzgitterwerk) besteht, um dem
Wasser leichteren Abfluß zu gestatten, ist während der Reise der Hauptaufenthalt
der dienstthuenden Mannschaft, wie sich denn auch hier die Telegraphen des
Capitäns für die Steuerung und die Maschine, und außerdem die beiden
wunderhübschen vierpfündiger Signalkanonen befinden (Booisgeschütze nach dem
Das>,pen'ystem). Das Deck selbst ist nämlich während der Fahrt-.fortwährend
von Seen überspült: es wurde uns versichert, daß in See an der vorderen
Flaggenstange das feste Wasser, nicht etwa bloße Spritzwcllen, 18 Fuß hoch
gestanden habe — indessen ist diese Angabe wohl mit Vorsicht aufzunehmen, da
sie etwas zu amerikanisch klingt.

Vielleicht das Jnteressanteste an dem ganzen Schiff sind die Thürme. Man
denke sich kolossale schwarze Cylinder von 21^/2—23 Fuß Durchmesser, aus
deren festgefügten Panzerplatten die nieder mit runden Köpfen herausstehcn,
wie bei einem Dampfkessel, während sie sonst bei den Panzerschiffen gewöhnlich
eingelassen sind. Glatt, ohne irgendeine Oeffnung außer den beiden Geschütz¬
pforten, steigen die schwarzen Wände senkrecht empor bis zu 9 Fuß Höhe;
dann bildet eine aufspringende Galerie aus leichtem schwarzen Eisenblech den
Abschluß, wie der „Mordgang" an den mittelalterlichen Erstellen. Das Ge¬
länder dieser Galerie ist mit einem Streifen weißen Segeltuchs umspannt, der
das Commandantenthürmchen von außen wenig sichtbar werden läßt: für den
Commandeur jedes Thurmes befindet sich nämlich mitten auf demselben eine
kleinere, etwa mannshohe Trommel mit 12 Zoll starkem Panzer und schmalen
horizontalen Schlitze» zum Anflügen während des Gefechts. Außerdem ist auf
dem vorderen Thurme noch ein Steuerrad angebracht, das während der Reise
gebraucht wird, und dessen Bemannung hier sowohl vor der See einigermaßen
' geschützt ist, als auch einen vorzüglichen Ueberblick über den vorderen Theil des
Fahrzeuges hat. Der ganze Thurm aber mit sammt seinem Steuerrad und
Commandantenthürmchen ist schließlich mit einem Weißen, kegelförmigen Zelt¬
dach überspannt, das während des Gefechts natürlich entfernt wird, sonst aber
dem Ganzen fast das Aussehen eines Carrousscls verleiht, ein Eindruck, der
durch die bunte dicht sich drängende Menge der Besucher im Hafen noch ver¬
vollständigt wird. Die Decke des Thurmes enthält zugleich den einzigen Zu-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/135>, abgerufen am 22.12.2024.