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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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Von nichtdeutschen Romanen will ich nur folgende erwähnen: "Onkel
sitas von Bartram-Haugh", von I. S. le Faun, 3 Bände, "Ein Sünder
wider Willen", Roman von L. Enault. 2 Bände, "Jacobaea von Bayern.
Historisch-romantische Erzählung von I. van Lennep. Im Versmaß des Originals
aus dem Holländischen übersetzt von Dr. E. Wegener". "Meine Lebensschicksale".
Erzählung von M. S. Schwach, 2 Bände, "David Waldner", Roman von der.
selben, 3 Bände, "Hand und Handschuh" von A. B. Edwards, 2 Bde., "Ein
edles Leben, aus dem Englischen" von S. Verena, 2 Bde., "Armadale" von
Wiikie Collins und "Strathmvre, Roman" von Ouida, aus dem Englischen
von Eltze, 4 Bde.

Von epischen Dichtungen mögen hier zwei stehen: "Das friedliche Thal im
Kriege 1813", ein Epos, von Kaiser - Langerhannß, "Dichtungen" von
H. Simon, 6, Bändchen (enthält Hermann und Freia. Gedicht in sechzehn
Gesängen).

Ich komme nun zu den dramatischen Werken, die in großer Fülle vor¬
liegen. Dramen und Komödien schreiben ist ein sehr undankbares Geschäft.
Der Verfasser nimmt alle Kraft zusammen, die Lust und auch den Schmerz, der
(Commissions-) Verleger läßt das Werk hübsch drucken, aber die Welt hat auch
ein steinern Herz, wie jener uhlandsche König und die ausgesandten Exemplare
kommen häufig mit erschreckender Genauigkeit zur Ostermesse zurück, wenn es
nicht der Buchbinder verstanden hat, sie durch einen geschmackvollen Einband
salonfähig und für den Weihnachtstisch passend zu machen. Das ist die alte
Geschichte, die den meisten Dichtern passirt und die heutigen mögen sich darüber
mit denen früherer Generationen trösten.

Ich nenne: "Das Haus Cenci", Preisgekrönte Tragödie von A. Freese.
"Liebe im Mai oder Calandrino im Fegefeuer", Komödie von Hans Köster,
"Ein Habcrfeldtreiben". Volksschauspiel von A. Müller. "Dramatische Schriften",
von H. Baumgärtner, 3, Bändchen, "dramatische Werke" von Winterfeld und Wol¬
zogen, 3. Bändchen, N. Gottschall, "dramatische Werke", S. u, 6. Bändchen, "Hein¬
rich der Fünfte", Trauerspiel von Stern, "Dramatische Kleinigkeiten", von Marie
Mindermann, "Die Steriler", Drama von C. Preser, "Achilles, Trauerspiel" von
A. Gerhard, "Sophonisbe. Ein Trauerspiel aus dem Alterthum" und "Serveto,
Trauerspiel von A. Hesse. Auch erwähne ich die vortreffliche Uebersetzung von
Molisres Lustspielen, 3. Band. Das Werk ist damit vollständig.

Besser ist jedenfalls die Lyrik dran. Sie ist noch salonfähiger als drama¬
tische Werke. Diese gehört immerhin schon mehr zu der schweren geistigen Kost,
während Verse, wenn sie noch so schlecht sind, auf ungebildete Gemüther einen
gewissen Reiz ausüben. Von solcher Waare wird gar vieles gekauft und man¬
cher, der plötzlich ein Geburtstag- oder Weihnachtsgeschenk zu machen hat und
"Blumenlese"" nicht mag, greift kühn nach dem ersten besten eleganten Einband.


Von nichtdeutschen Romanen will ich nur folgende erwähnen: „Onkel
sitas von Bartram-Haugh", von I. S. le Faun, 3 Bände, „Ein Sünder
wider Willen", Roman von L. Enault. 2 Bände, „Jacobaea von Bayern.
Historisch-romantische Erzählung von I. van Lennep. Im Versmaß des Originals
aus dem Holländischen übersetzt von Dr. E. Wegener". „Meine Lebensschicksale".
Erzählung von M. S. Schwach, 2 Bände, „David Waldner", Roman von der.
selben, 3 Bände, „Hand und Handschuh" von A. B. Edwards, 2 Bde., „Ein
edles Leben, aus dem Englischen" von S. Verena, 2 Bde., „Armadale" von
Wiikie Collins und „Strathmvre, Roman" von Ouida, aus dem Englischen
von Eltze, 4 Bde.

Von epischen Dichtungen mögen hier zwei stehen: „Das friedliche Thal im
Kriege 1813", ein Epos, von Kaiser - Langerhannß, „Dichtungen" von
H. Simon, 6, Bändchen (enthält Hermann und Freia. Gedicht in sechzehn
Gesängen).

Ich komme nun zu den dramatischen Werken, die in großer Fülle vor¬
liegen. Dramen und Komödien schreiben ist ein sehr undankbares Geschäft.
Der Verfasser nimmt alle Kraft zusammen, die Lust und auch den Schmerz, der
(Commissions-) Verleger läßt das Werk hübsch drucken, aber die Welt hat auch
ein steinern Herz, wie jener uhlandsche König und die ausgesandten Exemplare
kommen häufig mit erschreckender Genauigkeit zur Ostermesse zurück, wenn es
nicht der Buchbinder verstanden hat, sie durch einen geschmackvollen Einband
salonfähig und für den Weihnachtstisch passend zu machen. Das ist die alte
Geschichte, die den meisten Dichtern passirt und die heutigen mögen sich darüber
mit denen früherer Generationen trösten.

Ich nenne: „Das Haus Cenci", Preisgekrönte Tragödie von A. Freese.
„Liebe im Mai oder Calandrino im Fegefeuer", Komödie von Hans Köster,
„Ein Habcrfeldtreiben". Volksschauspiel von A. Müller. „Dramatische Schriften",
von H. Baumgärtner, 3, Bändchen, „dramatische Werke" von Winterfeld und Wol¬
zogen, 3. Bändchen, N. Gottschall, „dramatische Werke", S. u, 6. Bändchen, „Hein¬
rich der Fünfte", Trauerspiel von Stern, „Dramatische Kleinigkeiten", von Marie
Mindermann, „Die Steriler", Drama von C. Preser, „Achilles, Trauerspiel" von
A. Gerhard, „Sophonisbe. Ein Trauerspiel aus dem Alterthum" und „Serveto,
Trauerspiel von A. Hesse. Auch erwähne ich die vortreffliche Uebersetzung von
Molisres Lustspielen, 3. Band. Das Werk ist damit vollständig.

Besser ist jedenfalls die Lyrik dran. Sie ist noch salonfähiger als drama¬
tische Werke. Diese gehört immerhin schon mehr zu der schweren geistigen Kost,
während Verse, wenn sie noch so schlecht sind, auf ungebildete Gemüther einen
gewissen Reiz ausüben. Von solcher Waare wird gar vieles gekauft und man¬
cher, der plötzlich ein Geburtstag- oder Weihnachtsgeschenk zu machen hat und
„Blumenlese»" nicht mag, greift kühn nach dem ersten besten eleganten Einband.


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[0509] Von nichtdeutschen Romanen will ich nur folgende erwähnen: „Onkel sitas von Bartram-Haugh", von I. S. le Faun, 3 Bände, „Ein Sünder wider Willen", Roman von L. Enault. 2 Bände, „Jacobaea von Bayern. Historisch-romantische Erzählung von I. van Lennep. Im Versmaß des Originals aus dem Holländischen übersetzt von Dr. E. Wegener". „Meine Lebensschicksale". Erzählung von M. S. Schwach, 2 Bände, „David Waldner", Roman von der. selben, 3 Bände, „Hand und Handschuh" von A. B. Edwards, 2 Bde., „Ein edles Leben, aus dem Englischen" von S. Verena, 2 Bde., „Armadale" von Wiikie Collins und „Strathmvre, Roman" von Ouida, aus dem Englischen von Eltze, 4 Bde. Von epischen Dichtungen mögen hier zwei stehen: „Das friedliche Thal im Kriege 1813", ein Epos, von Kaiser - Langerhannß, „Dichtungen" von H. Simon, 6, Bändchen (enthält Hermann und Freia. Gedicht in sechzehn Gesängen). Ich komme nun zu den dramatischen Werken, die in großer Fülle vor¬ liegen. Dramen und Komödien schreiben ist ein sehr undankbares Geschäft. Der Verfasser nimmt alle Kraft zusammen, die Lust und auch den Schmerz, der (Commissions-) Verleger läßt das Werk hübsch drucken, aber die Welt hat auch ein steinern Herz, wie jener uhlandsche König und die ausgesandten Exemplare kommen häufig mit erschreckender Genauigkeit zur Ostermesse zurück, wenn es nicht der Buchbinder verstanden hat, sie durch einen geschmackvollen Einband salonfähig und für den Weihnachtstisch passend zu machen. Das ist die alte Geschichte, die den meisten Dichtern passirt und die heutigen mögen sich darüber mit denen früherer Generationen trösten. Ich nenne: „Das Haus Cenci", Preisgekrönte Tragödie von A. Freese. „Liebe im Mai oder Calandrino im Fegefeuer", Komödie von Hans Köster, „Ein Habcrfeldtreiben". Volksschauspiel von A. Müller. „Dramatische Schriften", von H. Baumgärtner, 3, Bändchen, „dramatische Werke" von Winterfeld und Wol¬ zogen, 3. Bändchen, N. Gottschall, „dramatische Werke", S. u, 6. Bändchen, „Hein¬ rich der Fünfte", Trauerspiel von Stern, „Dramatische Kleinigkeiten", von Marie Mindermann, „Die Steriler", Drama von C. Preser, „Achilles, Trauerspiel" von A. Gerhard, „Sophonisbe. Ein Trauerspiel aus dem Alterthum" und „Serveto, Trauerspiel von A. Hesse. Auch erwähne ich die vortreffliche Uebersetzung von Molisres Lustspielen, 3. Band. Das Werk ist damit vollständig. Besser ist jedenfalls die Lyrik dran. Sie ist noch salonfähiger als drama¬ tische Werke. Diese gehört immerhin schon mehr zu der schweren geistigen Kost, während Verse, wenn sie noch so schlecht sind, auf ungebildete Gemüther einen gewissen Reiz ausüben. Von solcher Waare wird gar vieles gekauft und man¬ cher, der plötzlich ein Geburtstag- oder Weihnachtsgeschenk zu machen hat und „Blumenlese»" nicht mag, greift kühn nach dem ersten besten eleganten Einband.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/509>, abgerufen am 04.07.2024.