Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.In unserem Vaterlande wird es mit der Einführung eines so schlecht- Ein denkwürdiges Aktenstück aus dem Großherzogthum Hessen. Zur Ergänzung der sehr zutreffenden Schilderung der politischen Zustände Es ist -- so scheint es -- veranlaßt durch den in Rheinhessen (und Wir glauben nicht, daß jener Versuch gelingt. In unserem Vaterlande wird es mit der Einführung eines so schlecht- Ein denkwürdiges Aktenstück aus dem Großherzogthum Hessen. Zur Ergänzung der sehr zutreffenden Schilderung der politischen Zustände Es ist — so scheint es — veranlaßt durch den in Rheinhessen (und Wir glauben nicht, daß jener Versuch gelingt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0459" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286607"/> <p xml:id="ID_1348"> In unserem Vaterlande wird es mit der Einführung eines so schlecht-<lb/> empfohlenen Systems keinerlei Gefahr haben. Wenn der Staat sich aufgelegt -><lb/> fühlen sollte, die durch entstehende größere Seefischfanggesellschaften sich bietende<lb/> Gelegenheit zur regelmäßigen Heranbildung vollendeter Seeleute seinerseits zu<lb/> ergreifen, der Seefahrerbevölkerung der Küsten und Inseln einen Sporn zur<lb/> Benutzung dieser Gelegenheit in immer steigendem Grade zu geben, so bieten<lb/> sich ihm dafür bessere Mittel und Wege dar. Er kann z. B. feststellen, daß der<lb/> Dienst auf der Fischerflotte den Seemann etwa auf dieselbe Weise rascher aus¬<lb/> bilde für den Dienst auf Kriegsschiffen, wie die Absolvirung gewisser Schulen<lb/> oder Schulclassen den künftigen Soldaten, dem dann freisteht, sich von einer<lb/> dreijährigen Präsenzzett mit einem einzigen Freiwilligenjahr loszukaufen. Eine<lb/> derartige Einrichtung würde allerdings für die Fischereigesellschaften voraussicht¬<lb/> lich die angenehme Folge haben, ihnen die Mannschaft reichlicher zuströmen zu<lb/> lassen. Aber nicht deswegen natürlich würde der Staat es thun, sondern nur<lb/> dann, wenn er sich überzeugt, daß er vor allem seinen eigenem militärischen<lb/> Interesse so am besten dienen werde, und daß es gerecht sei. den Fischern<lb/> weniger von ihrer Zeit zu nehmen, als den im Durchschnitt nicht so trefflich<lb/> vorgebildeten Matrosen der Handelsflotte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ein denkwürdiges Aktenstück aus dem Großherzogthum Hessen.</head><lb/> <p xml:id="ID_1349"> Zur Ergänzung der sehr zutreffenden Schilderung der politischen Zustände<lb/> in dem Großherzogthum Hessen, welche ich in einem der letzten Hefte der<lb/> „Grenzboten" las. theile ich Ihnen hier ein rheinhessisches Wahlmanifest mit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1350"> Es ist — so scheint es — veranlaßt durch den in Rheinhessen (und<lb/> namentlich in der Stadt Mainz, in welcher Preußen die Festung, der Gro߬<lb/> herzog Ludwig und sein Freiherr v. Dalwig? das Land, der Bischof Freiherr<lb/> v. Ketteler und seine Jesuiten die Seelen zu regieren berufen sind) eingeleiteten<lb/> Versuch, durch eine Coalition der Schwarzen und Rothen, der Klerikalen und<lb/> der Radicalen. der particularistischen Legitimitätsritter und der föderativem Re¬<lb/> publikaner, — die Fortschrittspartei, welche für den Anschluß an Preußen und<lb/> an den norddeutschen Bund wirkt, aus dem Felde zu schlagen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1351"> Wir glauben nicht, daß jener Versuch gelingt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0459]
In unserem Vaterlande wird es mit der Einführung eines so schlecht-
empfohlenen Systems keinerlei Gefahr haben. Wenn der Staat sich aufgelegt ->
fühlen sollte, die durch entstehende größere Seefischfanggesellschaften sich bietende
Gelegenheit zur regelmäßigen Heranbildung vollendeter Seeleute seinerseits zu
ergreifen, der Seefahrerbevölkerung der Küsten und Inseln einen Sporn zur
Benutzung dieser Gelegenheit in immer steigendem Grade zu geben, so bieten
sich ihm dafür bessere Mittel und Wege dar. Er kann z. B. feststellen, daß der
Dienst auf der Fischerflotte den Seemann etwa auf dieselbe Weise rascher aus¬
bilde für den Dienst auf Kriegsschiffen, wie die Absolvirung gewisser Schulen
oder Schulclassen den künftigen Soldaten, dem dann freisteht, sich von einer
dreijährigen Präsenzzett mit einem einzigen Freiwilligenjahr loszukaufen. Eine
derartige Einrichtung würde allerdings für die Fischereigesellschaften voraussicht¬
lich die angenehme Folge haben, ihnen die Mannschaft reichlicher zuströmen zu
lassen. Aber nicht deswegen natürlich würde der Staat es thun, sondern nur
dann, wenn er sich überzeugt, daß er vor allem seinen eigenem militärischen
Interesse so am besten dienen werde, und daß es gerecht sei. den Fischern
weniger von ihrer Zeit zu nehmen, als den im Durchschnitt nicht so trefflich
vorgebildeten Matrosen der Handelsflotte.
Ein denkwürdiges Aktenstück aus dem Großherzogthum Hessen.
Zur Ergänzung der sehr zutreffenden Schilderung der politischen Zustände
in dem Großherzogthum Hessen, welche ich in einem der letzten Hefte der
„Grenzboten" las. theile ich Ihnen hier ein rheinhessisches Wahlmanifest mit.
Es ist — so scheint es — veranlaßt durch den in Rheinhessen (und
namentlich in der Stadt Mainz, in welcher Preußen die Festung, der Gro߬
herzog Ludwig und sein Freiherr v. Dalwig? das Land, der Bischof Freiherr
v. Ketteler und seine Jesuiten die Seelen zu regieren berufen sind) eingeleiteten
Versuch, durch eine Coalition der Schwarzen und Rothen, der Klerikalen und
der Radicalen. der particularistischen Legitimitätsritter und der föderativem Re¬
publikaner, — die Fortschrittspartei, welche für den Anschluß an Preußen und
an den norddeutschen Bund wirkt, aus dem Felde zu schlagen.
Wir glauben nicht, daß jener Versuch gelingt.
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