Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.hinterher nachgeliefert hat, macht die Sache nicht wieder gut. Uebrigens ist 2) Es giebt keine echte Inschrift Traians, in welcher derselbe M. Ulpius 3) Daß der Name Nerva auf dieser Inschrift fehlt, ist ein nicht geringerer 62"
hinterher nachgeliefert hat, macht die Sache nicht wieder gut. Uebrigens ist 2) Es giebt keine echte Inschrift Traians, in welcher derselbe M. Ulpius 3) Daß der Name Nerva auf dieser Inschrift fehlt, ist ein nicht geringerer 62"
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0441" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286589"/> <p xml:id="ID_1303" prev="#ID_1302"> hinterher nachgeliefert hat, macht die Sache nicht wieder gut. Uebrigens ist<lb/> aus der früher erwähnten Hypothese des Herrn v. Wilmowsky über die Ent¬<lb/> stehungszeit der nenniger Villa es leicht erklärlich, wie der Fälscher grade auf<lb/> Traian kam.</p><lb/> <p xml:id="ID_1304"> 2) Es giebt keine echte Inschrift Traians, in welcher derselbe M. Ulpius<lb/> oder auch nur Ulpius genannt wird. Daß der Stein der orellischen Samm¬<lb/> lung Ur. 278, der dem widerspricht und auf den man sich beruft, interpvlirt<lb/> ist, habe ich bereits in den schweizer Inschriften Ur. 321 gezeigt. „Wie hieß<lb/> denn," fragt freilich der Vertreter der Inschriften, Herr Professor Leonardi in<lb/> Trier, in der trierer Volkszeitung vom 20. November d. I., „ Traianus<lb/> eigentlich, ehe er adoptirt und Cäsar war? woher kennen wir denn seine<lb/> Namen, wenn er sie nie geführt hat? woher denn die vielen Narni<lb/> ^.uAusti liberti, wenn Traian nie N. vlpius hieß?" Wie Traian hieß, ehe<lb/> er Cäsar war, kommt hier nicht in Betracht, da er auf den nenniger Inschriften<lb/> eben Vaesar heißt; nachher hat er die Namen M. Ulpius zwar gehabt, aber nie<lb/> geführt. Es ist eine zuerst bei Augustus vorkommende, sodann bei mehreren<lb/> Kaisern und namentlich auch bei Nerv« und Traian sich wiederholende Er-<lb/> scheinung, daß sie von dem Augenblick an, wo sie auf den Thron gelangen, den<lb/> Privatvornamen mit dem praenoinen imxsratoris vertauschen und den Ge¬<lb/> schlechtsnamen abwerfen; nicht etwa blos derKürze wegen beide weglassend, sondern<lb/> sie, gleichsam als unter der kaiserlichen Würde, lediglich in Ableitungen, in den<lb/> von ihnen benannten Personen und Orten, aber nie in unmittelbarem Gebrauche<lb/> verwendend. Das ist den Männern vom Fach wohl bekannt; es sollte auch<lb/> denen bekannt sein, die falsche Inschriften machen oder vertheidigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1305" next="#ID_1306"> 3) Daß der Name Nerva auf dieser Inschrift fehlt, ist ein nicht geringerer<lb/> Schnitzer, als daß ihr Verfertiger die Namen M. Ulpius aufnahm. Herr Professor<lb/> Leonardi führt allerdings mehre unzweifelhaft echte Inschriften an, in denen der<lb/> Name des Kaisers Traianus ohne den Adoptionsveinamen erscheint; aber auch hier<lb/> ist er noch schlimmer als unwissend, nämlich Halbwisser. Wo Traian genannt<lb/> wird als Herr oder Patron von Sklaven und Freigelassenen, als Verleiher<lb/> von Aemtern und Geschenken, als Consul in der Datirung. überhaupt wo er<lb/> nur erwähnt wird, ist es correct und ganz gewöhnlich, ihn blos als imxerator<lb/> Iraianus Augustus oder Iraisnus Vaesar oder ähnlich zu bezeichnen; aber<lb/> wo der Name in der Titulatur steht, sei es, daß ihm ein Denkmal gesetzt<lb/> wird oder er selbst ein Gebäude errichtet, erfordert der römische Gebrauch den<lb/> Adoptivbeinamen. Mit diesem Faden in der Hand wird Herr Leonardi, wenn er<lb/> seine epigraphischen Studien fortsetzt, sich in den echten Inschriften Traians<lb/> sehr leicht zurecht finden und sich zugleich überzeugen, daß grade die Curiatier<lb/> dieses Kaisers voll von Fußangeln stecken und der Fälscher besser thut, sich an<lb/> einfachere Titulaturen, zum Beispiel an Pius zu halten. Antoninische Zeit ist</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 62"</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0441]
hinterher nachgeliefert hat, macht die Sache nicht wieder gut. Uebrigens ist
aus der früher erwähnten Hypothese des Herrn v. Wilmowsky über die Ent¬
stehungszeit der nenniger Villa es leicht erklärlich, wie der Fälscher grade auf
Traian kam.
2) Es giebt keine echte Inschrift Traians, in welcher derselbe M. Ulpius
oder auch nur Ulpius genannt wird. Daß der Stein der orellischen Samm¬
lung Ur. 278, der dem widerspricht und auf den man sich beruft, interpvlirt
ist, habe ich bereits in den schweizer Inschriften Ur. 321 gezeigt. „Wie hieß
denn," fragt freilich der Vertreter der Inschriften, Herr Professor Leonardi in
Trier, in der trierer Volkszeitung vom 20. November d. I., „ Traianus
eigentlich, ehe er adoptirt und Cäsar war? woher kennen wir denn seine
Namen, wenn er sie nie geführt hat? woher denn die vielen Narni
^.uAusti liberti, wenn Traian nie N. vlpius hieß?" Wie Traian hieß, ehe
er Cäsar war, kommt hier nicht in Betracht, da er auf den nenniger Inschriften
eben Vaesar heißt; nachher hat er die Namen M. Ulpius zwar gehabt, aber nie
geführt. Es ist eine zuerst bei Augustus vorkommende, sodann bei mehreren
Kaisern und namentlich auch bei Nerv« und Traian sich wiederholende Er-
scheinung, daß sie von dem Augenblick an, wo sie auf den Thron gelangen, den
Privatvornamen mit dem praenoinen imxsratoris vertauschen und den Ge¬
schlechtsnamen abwerfen; nicht etwa blos derKürze wegen beide weglassend, sondern
sie, gleichsam als unter der kaiserlichen Würde, lediglich in Ableitungen, in den
von ihnen benannten Personen und Orten, aber nie in unmittelbarem Gebrauche
verwendend. Das ist den Männern vom Fach wohl bekannt; es sollte auch
denen bekannt sein, die falsche Inschriften machen oder vertheidigen.
3) Daß der Name Nerva auf dieser Inschrift fehlt, ist ein nicht geringerer
Schnitzer, als daß ihr Verfertiger die Namen M. Ulpius aufnahm. Herr Professor
Leonardi führt allerdings mehre unzweifelhaft echte Inschriften an, in denen der
Name des Kaisers Traianus ohne den Adoptionsveinamen erscheint; aber auch hier
ist er noch schlimmer als unwissend, nämlich Halbwisser. Wo Traian genannt
wird als Herr oder Patron von Sklaven und Freigelassenen, als Verleiher
von Aemtern und Geschenken, als Consul in der Datirung. überhaupt wo er
nur erwähnt wird, ist es correct und ganz gewöhnlich, ihn blos als imxerator
Iraianus Augustus oder Iraisnus Vaesar oder ähnlich zu bezeichnen; aber
wo der Name in der Titulatur steht, sei es, daß ihm ein Denkmal gesetzt
wird oder er selbst ein Gebäude errichtet, erfordert der römische Gebrauch den
Adoptivbeinamen. Mit diesem Faden in der Hand wird Herr Leonardi, wenn er
seine epigraphischen Studien fortsetzt, sich in den echten Inschriften Traians
sehr leicht zurecht finden und sich zugleich überzeugen, daß grade die Curiatier
dieses Kaisers voll von Fußangeln stecken und der Fälscher besser thut, sich an
einfachere Titulaturen, zum Beispiel an Pius zu halten. Antoninische Zeit ist
62"
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |