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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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oben erwähnten, sich abzweigenden Höhenrücken von ihm gänzlich getrennt war,
fühlte sie diese Ankunft nicht eher, als bis der Feind vor ihr wick. Grade
weil die zweite Armee anrückte, wollte Benedei hier erst siegen, stellte dem
Kronprinzen nur wenige Truppen entgegen und warf alle disponibeln Kräfte
gegen General v. Fransecki, aber vergebens. Es war ein hoher Ehrentag für
diese magdeburgischen Truppen.

Der Kronprinz hatte also um vier Uhr Morgens den Befehl des Königs
erhalten, mit allen Kräften gegen die rechte Flanke des Feindes vorzurücken,
und war um vier Uhr mit zwei Corps, rechts die Garde, links das sechste
Corps a" der Tete, zwei dahinter in dem Bereich des Schlachtfeldes angekom¬
men. Um Uhr begannen die Batterien ihr Feuer und warfen das Alarm¬
zeichen in die Reihen der Gegner. Obgleich die beiden Corps ihren Angriff in
einer Linie begannen, erhielten sie doch sehr bald getrennte Schlachtfelder. Das
sechste Corps nämlich stieß an der Trotina auf das zweite Corps Thun und
mußte sich mit diesem, wenn auch anscheinend nicht schwer, um seinen Fort¬
schritt schlagen, während das Gardecorps zufällig seine Direktion gegen die
Lücke bekommen hatte, die zwischen dem zweiten östreichischen Corps und den¬
jenigen Truppen Benedeks sich gebildet hatte, welche alle ihre Anstrengungen
auf die Ueberwindung der Division Fransecki wandten. So gelang es der
Garde im Rücken derselben im ersten Anlauf Maslowed. China und sogar
Nosbcritz zu nehmen, bei welchem letztern Ort die östreichischen Reserven ge¬
standen hatten. Feldzeugmeister Benedek halte seinen mehrstündigen Aufenthalt
bei China eben aufgegeben, um nach dem vom General Mutius gedrängten
Corps Thun zu sehen. Kaum aber waren die Garden in dieser alles gefähr¬
denden Stellung angekommen, als auch die östreichischen Truppen von allen
Seiten sich gegen sie wandten. Rosberitz ging nach schwerem Kampf wieder
verloren, aber China wurde trotz allem Anstürmen des Gegners behauptet, zu¬
mal als nun auch das erste Corps Bonin ankam und rede" China vordrang.
Nvsberitz wurde wieder genommen und damit den gegen Prinz Friedrich Karl
fechtenden östreichischen Corps der Rückzug aufgenöthigt.

Gleichzeitig mit den Fortschritten der Garde und 'des ersten Corps war
auch das sechste Corps im Avanciren gegen die Rückzugslinie der Oestreicher
geblieben. Graf Thun hatte, als er die Trotina und die nächst dahinter liegen¬
den 'Abschnitte gegen das entschiedene Vorgehen des General v. Mutius nicht
behaupten konnte, seinen Rückzug hinter die Elbe genommen und dadurch den
Weg in den Rücken Benedeks freigegeben. Während nun die Oestreichs vor
der ersten Armee geordnet den Rückzug begannen, stürmten Garde und sechstes
Corps gegen ihre Flanken und lösten ihre Reihen. Immer mehr und mehr
artete der Rückzug zur Flucht aus. Tausende von Gefangenen und über hun¬
dert Geschütze fielen diesen beiden Corps in die Hände, deren unaufhaltsamem


oben erwähnten, sich abzweigenden Höhenrücken von ihm gänzlich getrennt war,
fühlte sie diese Ankunft nicht eher, als bis der Feind vor ihr wick. Grade
weil die zweite Armee anrückte, wollte Benedei hier erst siegen, stellte dem
Kronprinzen nur wenige Truppen entgegen und warf alle disponibeln Kräfte
gegen General v. Fransecki, aber vergebens. Es war ein hoher Ehrentag für
diese magdeburgischen Truppen.

Der Kronprinz hatte also um vier Uhr Morgens den Befehl des Königs
erhalten, mit allen Kräften gegen die rechte Flanke des Feindes vorzurücken,
und war um vier Uhr mit zwei Corps, rechts die Garde, links das sechste
Corps a» der Tete, zwei dahinter in dem Bereich des Schlachtfeldes angekom¬
men. Um Uhr begannen die Batterien ihr Feuer und warfen das Alarm¬
zeichen in die Reihen der Gegner. Obgleich die beiden Corps ihren Angriff in
einer Linie begannen, erhielten sie doch sehr bald getrennte Schlachtfelder. Das
sechste Corps nämlich stieß an der Trotina auf das zweite Corps Thun und
mußte sich mit diesem, wenn auch anscheinend nicht schwer, um seinen Fort¬
schritt schlagen, während das Gardecorps zufällig seine Direktion gegen die
Lücke bekommen hatte, die zwischen dem zweiten östreichischen Corps und den¬
jenigen Truppen Benedeks sich gebildet hatte, welche alle ihre Anstrengungen
auf die Ueberwindung der Division Fransecki wandten. So gelang es der
Garde im Rücken derselben im ersten Anlauf Maslowed. China und sogar
Nosbcritz zu nehmen, bei welchem letztern Ort die östreichischen Reserven ge¬
standen hatten. Feldzeugmeister Benedek halte seinen mehrstündigen Aufenthalt
bei China eben aufgegeben, um nach dem vom General Mutius gedrängten
Corps Thun zu sehen. Kaum aber waren die Garden in dieser alles gefähr¬
denden Stellung angekommen, als auch die östreichischen Truppen von allen
Seiten sich gegen sie wandten. Rosberitz ging nach schwerem Kampf wieder
verloren, aber China wurde trotz allem Anstürmen des Gegners behauptet, zu¬
mal als nun auch das erste Corps Bonin ankam und rede» China vordrang.
Nvsberitz wurde wieder genommen und damit den gegen Prinz Friedrich Karl
fechtenden östreichischen Corps der Rückzug aufgenöthigt.

Gleichzeitig mit den Fortschritten der Garde und 'des ersten Corps war
auch das sechste Corps im Avanciren gegen die Rückzugslinie der Oestreicher
geblieben. Graf Thun hatte, als er die Trotina und die nächst dahinter liegen¬
den 'Abschnitte gegen das entschiedene Vorgehen des General v. Mutius nicht
behaupten konnte, seinen Rückzug hinter die Elbe genommen und dadurch den
Weg in den Rücken Benedeks freigegeben. Während nun die Oestreichs vor
der ersten Armee geordnet den Rückzug begannen, stürmten Garde und sechstes
Corps gegen ihre Flanken und lösten ihre Reihen. Immer mehr und mehr
artete der Rückzug zur Flucht aus. Tausende von Gefangenen und über hun¬
dert Geschütze fielen diesen beiden Corps in die Hände, deren unaufhaltsamem


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/368>, abgerufen am 04.07.2024.