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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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ihrer Geschosse genau beobachten, während die Preußen ihre Kugeln nur hinter
der Höhe verschwinden sahen, ihre Richtungen also nicht zu corrigiren ver¬
mochten. Diese Divisionen begnügten sich also, stehen zu bleiben, natürlich im
feindlichen Granatfeuer, daher mit großen Verlusten. Um sich diesen zu ent¬
ziehen, scheint sich der linke Flügel aber immer näher an Sadowa und hinter
das dortige Wäldchen gezogen zu haben. - Folge der reinen Defensive auf
diesem Flügel war. daß die Oestreicher um so mehr Kräfte gegen den andern
Flügel des Prinzen Friedrich Karl verwenden konnten. Als richtig kann diese
passive Tapferkeit schwerlich bezeichnet werden.

Die Division Horn, nachdem sie Sadowa genommen, ging sofort zum An¬
griff gegen das dahinter liegende Wäldchen vor, drang in dasselbe ein. kam
hier zu einem sehr mörderischen Handgemenge, konnte aber nicht darüber hinauf¬
dringen, da das jenseitige freie Terrain ebenso, wie vorhin erwähnt, unter der
vollen Wirkung der feindlichen Geschütze lag, gegen welche nicht einmal preu¬
ßische Batterien direct aufgefahren werden konnten, da der Wald zu dicht war,
um sie durchzulassen. Auch hier kam somit das Gefecht zum Stehen, aber
blieb nicht so duldend, wie das der dritten und vierten Division. -- Der Feind
überschüttete den Wald und das dahinterliegende Terrain mit seinen Granaten
und ging dann selbst zum Angriff gegen den Wald mit Infanterie vor, drang'
wohl an einzelnen Stellen in denselben ein, wurde aber im Ganzen durch die
zähe Widerstandskraft der preußischen Infanterie abgehalten, sich dort festzu¬
setzen. -- In dem freien Terrain links der sadowa-königsgrätzer Straße hatte
General v. Horn einige Batterien und Infanterie aufgestellt, welche zwar nicht
avancirten'' aber ebenso brav wie ihre Kameraden im Walde die Angriffe der
Oestreicher immer wieder abwiesen. -- Den schlimmsten Stand und damit die
größten Verluste aber hatte die Division Fransecki. Nach der Wegnahme von
Benatek war sie, sich rechts haltend, um an die achte Division' anzuschließen,
gegen den Wald am AbHange vorgedrungen, rasch in demselben vorwärts'
und durchgekommen, hatte dabei aber eine Richtung längs der östreichischen
Front eingeschlagen. Die Folge war, daß sie in der linken Flanke genommen
und fast in dem Walde eingeschlossen wurde. Es begann ein Gefecht, das sich
aus den verschiedenen Berichten gar nicht klar legen läßt; nur so viel geht aus
den östreichischen Relationen hervor, daß Benedek das dritte, vierte und Theile
des sechsten Corps verwandte, um Herr des Waldes von Benatek zu werden,
dadurch den Prinzen Friedrich Karl in der Flanke zu fassen und zu vernichten,
ehe der Kronprinz herankommen konnte, oder mindestens beide Armeen von ein¬
ander zu trennen. Die Division Fransecki verlor die Hälfte ihrer Leute, aber
sie hielt aus und hatte schließlich noch die Kraft, dem mit Beginn der Attake
des Kronprinzen endlich nachlassenden Gegner zu folgen. Die Division hoffte
in ihrer Ausdauer auf die Ankunft des Kronprinzen, aber da sie durch den,


ihrer Geschosse genau beobachten, während die Preußen ihre Kugeln nur hinter
der Höhe verschwinden sahen, ihre Richtungen also nicht zu corrigiren ver¬
mochten. Diese Divisionen begnügten sich also, stehen zu bleiben, natürlich im
feindlichen Granatfeuer, daher mit großen Verlusten. Um sich diesen zu ent¬
ziehen, scheint sich der linke Flügel aber immer näher an Sadowa und hinter
das dortige Wäldchen gezogen zu haben. - Folge der reinen Defensive auf
diesem Flügel war. daß die Oestreicher um so mehr Kräfte gegen den andern
Flügel des Prinzen Friedrich Karl verwenden konnten. Als richtig kann diese
passive Tapferkeit schwerlich bezeichnet werden.

Die Division Horn, nachdem sie Sadowa genommen, ging sofort zum An¬
griff gegen das dahinter liegende Wäldchen vor, drang in dasselbe ein. kam
hier zu einem sehr mörderischen Handgemenge, konnte aber nicht darüber hinauf¬
dringen, da das jenseitige freie Terrain ebenso, wie vorhin erwähnt, unter der
vollen Wirkung der feindlichen Geschütze lag, gegen welche nicht einmal preu¬
ßische Batterien direct aufgefahren werden konnten, da der Wald zu dicht war,
um sie durchzulassen. Auch hier kam somit das Gefecht zum Stehen, aber
blieb nicht so duldend, wie das der dritten und vierten Division. — Der Feind
überschüttete den Wald und das dahinterliegende Terrain mit seinen Granaten
und ging dann selbst zum Angriff gegen den Wald mit Infanterie vor, drang'
wohl an einzelnen Stellen in denselben ein, wurde aber im Ganzen durch die
zähe Widerstandskraft der preußischen Infanterie abgehalten, sich dort festzu¬
setzen. — In dem freien Terrain links der sadowa-königsgrätzer Straße hatte
General v. Horn einige Batterien und Infanterie aufgestellt, welche zwar nicht
avancirten'' aber ebenso brav wie ihre Kameraden im Walde die Angriffe der
Oestreicher immer wieder abwiesen. — Den schlimmsten Stand und damit die
größten Verluste aber hatte die Division Fransecki. Nach der Wegnahme von
Benatek war sie, sich rechts haltend, um an die achte Division' anzuschließen,
gegen den Wald am AbHange vorgedrungen, rasch in demselben vorwärts'
und durchgekommen, hatte dabei aber eine Richtung längs der östreichischen
Front eingeschlagen. Die Folge war, daß sie in der linken Flanke genommen
und fast in dem Walde eingeschlossen wurde. Es begann ein Gefecht, das sich
aus den verschiedenen Berichten gar nicht klar legen läßt; nur so viel geht aus
den östreichischen Relationen hervor, daß Benedek das dritte, vierte und Theile
des sechsten Corps verwandte, um Herr des Waldes von Benatek zu werden,
dadurch den Prinzen Friedrich Karl in der Flanke zu fassen und zu vernichten,
ehe der Kronprinz herankommen konnte, oder mindestens beide Armeen von ein¬
ander zu trennen. Die Division Fransecki verlor die Hälfte ihrer Leute, aber
sie hielt aus und hatte schließlich noch die Kraft, dem mit Beginn der Attake
des Kronprinzen endlich nachlassenden Gegner zu folgen. Die Division hoffte
in ihrer Ausdauer auf die Ankunft des Kronprinzen, aber da sie durch den,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/367>, abgerufen am 04.07.2024.