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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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standen die Batterien, mehr oder minder durch Kunst oder Natur gedeckt. Hinter
den Geschützen in einer hier wieder beginnenden Senkung stand das Gros der
Infanterie, ungefähr im Mittelpunkt des Halbkreises bei Wsestar und Sweti
die Reserven.

Die Batterien also bezeichneten einen Höhenrücken, der in der Mitte am
höchsten, in China seine Spitze erreicht, von hier aber einen Zweig nach Nor¬
den sendet, der über Benatek und Horonowes. die Bistritz und Trotina trennend,
über die Linie der Vortruppen hinaus streicht und dort erst abfällt. Dieser
Rücken trennte die Anmarschlinien des Prinzen Friedrich Karl und des Kron¬
prinzen und unterbrach das Gesichtsfeld von der Höhe von China, auf welcher
Benedek seinen Platz genommen hatte. Sadowa liegt ungefähr in der Mitte
des Halbkreises und die dorthin führende Chaussee von Königsgrätz führt auf
tausend Schritt von China in einer kleinen Senkung vorüber. Zwischen China,
Sadowa und Benatek liegen einzelne größere Waldpartien, grade jenen trennen¬
den Höhenzweig bedeckend.

Die Aufstellung der Oestreicher war nun folgende:

Vorwärts China, also in der Mitte gegen Sadowa standen, vom rechten
Flügel angefangen, das vierte, dritte und zehnte Corps, hinter China und
hinter jenen drei Corps das erste und sechste Corps nebst der Cavalerie- und
Artillericreserve. Auf dem linken Flügel gegen Nechanitz das achte Corps, die
Sachsen und die Cavaleriedivision Edelsheim. Auf dem rechten Flügel gegen
die Trotina das zweite Corps und die Cavaleriedivision Taxis.

Wenn wir diese Aufstellung betrachten, so erhellt daraus, daß dem Angriff
des Prinzen Friedrich Karl fünf Armeecorps direct gegenüberstanden und daß
dem Prinzen also, zumal er vier Stunden vor dem Kronprinzen ins Gefecht
ging, die sehr schwere Aufgabe zufiel, gegen eine ungemein vortheilhafte Position
und mit bedeutender Minderzahl den Angriff durchzuführen. Es folgt daraus
ferner, daß dem General v. Herwarth bei Nechanitz mit drei Divisionen in zwei
Corps auch eine Ueberzahl, wenn schon eine geringere gegenüberstand, er im
Ganzen also auch keine glänzenden Fortschritte machen konnte. Der Kronprinz
aber mit vier Corps fand auf seinem Wege nur ein Corps gegenüber; ihm
mußte der Erfolg zufallen, wenn er ankam, ehe Prinz Friedrich Karl über¬
wunden war.

Prinz Friedrich Karl, der 1'/? Meilen vom Schlachtfeld lag, brach schon
Morgens 2 Uhr auf und war um V-8 Uhr vor Sadowa entwickelt, begann das
Gefecht, nahm den Ort und die dahinter liegende Brücke, defilirte gleichzeitig
an mehren Stellen und kam dadurch^in kurzer Zeit mit der Armee vor der
Hauptfront des Gegners an.

General v. Herwarth brach um drei Uhr Morgens von seinem 1^4 Meile
entfernten Hauptquartier auf, erreichte um acht Uhr erst Nechanitz, griff es an,


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standen die Batterien, mehr oder minder durch Kunst oder Natur gedeckt. Hinter
den Geschützen in einer hier wieder beginnenden Senkung stand das Gros der
Infanterie, ungefähr im Mittelpunkt des Halbkreises bei Wsestar und Sweti
die Reserven.

Die Batterien also bezeichneten einen Höhenrücken, der in der Mitte am
höchsten, in China seine Spitze erreicht, von hier aber einen Zweig nach Nor¬
den sendet, der über Benatek und Horonowes. die Bistritz und Trotina trennend,
über die Linie der Vortruppen hinaus streicht und dort erst abfällt. Dieser
Rücken trennte die Anmarschlinien des Prinzen Friedrich Karl und des Kron¬
prinzen und unterbrach das Gesichtsfeld von der Höhe von China, auf welcher
Benedek seinen Platz genommen hatte. Sadowa liegt ungefähr in der Mitte
des Halbkreises und die dorthin führende Chaussee von Königsgrätz führt auf
tausend Schritt von China in einer kleinen Senkung vorüber. Zwischen China,
Sadowa und Benatek liegen einzelne größere Waldpartien, grade jenen trennen¬
den Höhenzweig bedeckend.

Die Aufstellung der Oestreicher war nun folgende:

Vorwärts China, also in der Mitte gegen Sadowa standen, vom rechten
Flügel angefangen, das vierte, dritte und zehnte Corps, hinter China und
hinter jenen drei Corps das erste und sechste Corps nebst der Cavalerie- und
Artillericreserve. Auf dem linken Flügel gegen Nechanitz das achte Corps, die
Sachsen und die Cavaleriedivision Edelsheim. Auf dem rechten Flügel gegen
die Trotina das zweite Corps und die Cavaleriedivision Taxis.

Wenn wir diese Aufstellung betrachten, so erhellt daraus, daß dem Angriff
des Prinzen Friedrich Karl fünf Armeecorps direct gegenüberstanden und daß
dem Prinzen also, zumal er vier Stunden vor dem Kronprinzen ins Gefecht
ging, die sehr schwere Aufgabe zufiel, gegen eine ungemein vortheilhafte Position
und mit bedeutender Minderzahl den Angriff durchzuführen. Es folgt daraus
ferner, daß dem General v. Herwarth bei Nechanitz mit drei Divisionen in zwei
Corps auch eine Ueberzahl, wenn schon eine geringere gegenüberstand, er im
Ganzen also auch keine glänzenden Fortschritte machen konnte. Der Kronprinz
aber mit vier Corps fand auf seinem Wege nur ein Corps gegenüber; ihm
mußte der Erfolg zufallen, wenn er ankam, ehe Prinz Friedrich Karl über¬
wunden war.

Prinz Friedrich Karl, der 1'/? Meilen vom Schlachtfeld lag, brach schon
Morgens 2 Uhr auf und war um V-8 Uhr vor Sadowa entwickelt, begann das
Gefecht, nahm den Ort und die dahinter liegende Brücke, defilirte gleichzeitig
an mehren Stellen und kam dadurch^in kurzer Zeit mit der Armee vor der
Hauptfront des Gegners an.

General v. Herwarth brach um drei Uhr Morgens von seinem 1^4 Meile
entfernten Hauptquartier auf, erreichte um acht Uhr erst Nechanitz, griff es an,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/365>, abgerufen am 04.07.2024.