Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

maisch folgte, beorderte der Kronprinz noch am Abend die vorderste Brigade,
sechs Bataillone, zur Verstärkung auf das Schlachtfeld.

Feldzeugmeister Benedek gab dem Erzherzog Leopold, der am 27. bei Joseph¬
stadt mit dem achten Corps eingetroffen war, den Befehl, auch das Commando
des Corps Ramming zu übernehmen und mit vereinten Kräften am 28. den
General v, Steinmetz von Neuem anzugreifen. Der Erzherzog setzte sich dem¬
gemäß nach Skalitz in Marsch, formirte sein Corps im ersten, das rammingsche
im zweiten Treffen und wollte grade vorgehen, als er den General v. Steinmetz
in voller Front und regulärer Schlachtlinie gegen sich anrücken sah. Der Erz¬
herzog besetzte also Skalitz und die frontal vorbeiführende Eisenbahn und er¬
wartete seinen Gegner. Steinmetz nahm seinen rechten Flügel vor und suchte
zunächst die das Flachland beherrschenden Kuppen, Waldparcellen und Gehöfte
zu gewinnen, was fast im ersten Anlauf gelang, entwickelte dann das Corps
rechts von diesem ersten gewonnenen Abschnitt und ging nunmehr in ganzer
Linie mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel gegen die allseitig gedeckte
feindliche Stellung vor. Es kam zu einem heftigen Ringen, in welchem einzelne
Preußische Bataillone, zumal am Eisenbahndamme bis ein Drittel ihrer Mann¬
schaft verloren, aber nicht wankten. Weder die Defensive und das Zündnadel-
gewehr war es, welche hier siegte, sondern der eiserne Wille eines tüchtigen Ge¬
nerals, die scharfe Disciplin und die kernbrave Truppe schlugen den übermäch¬
tigen Gegner und nahmen ihm fünf Geschütze sowie 2,500 Mann Gefangene ab.
Die Preußen verloren in dieser Schlacht bei Skalitz 69 Offiziere und 1.352
Mann. Der Kronprinz, welcher an demselben Tage Aufstellung zwischen dem
General v. Steinmetz und dem in der Richtung gegen Trautenau vorgehenden
Gardecorps genommen hatte, schickte, als die Fortschritte dieses letztern Corps
sich entschieden hatten und die Cavalerie in dem Gefechtsfelde des letztem keine
Aussicht auf Verwendung finden konnte, die Gardecavaleriebngade dem General
v. Steinmetz zur Verstärkung. Sie wurde aber gleich gegen den feindlichen
rechten Flügel dirigirt und griff schon durch ihr Erscheinen und ihr Artillericfeuer
vorteilhaft in das Gefecht bei Skalitz ein.--

Das Gcudecmps, welches wir am 26. vorwärts Braunau verlassen hatten,
war am 27. in zwei Divisionen auf Nebenwegen zwischen den beiden Schlachten
bei Trautenau und Nachod vorgegangen. Die erste Division Hiller von Gärtringen
war, dem Kanonendonner folgend, in der Nähe von Trautenau angekommen,
erhielt aber von General v. Bonin die Weisung, ihren befohlenen Marsch auf
Eypcl, 1^/2 Meilen von jenem Ort fortzusetzen, da er hinreichende Kräfte zur
Ueberwindung des Gegners habe. General v. Hiller war diesem Befehl gefolgt
und hatte natürlich keine Notiz mehr von dem Gefechte genommen. Stellt sich
schon dieser Verzicht auf Verstärkung vor beendigtem Gefecht als ein großer
Fehler dar, so war es in noch höherem Grade der nordwärts gerichtete Abmarsch


38"

maisch folgte, beorderte der Kronprinz noch am Abend die vorderste Brigade,
sechs Bataillone, zur Verstärkung auf das Schlachtfeld.

Feldzeugmeister Benedek gab dem Erzherzog Leopold, der am 27. bei Joseph¬
stadt mit dem achten Corps eingetroffen war, den Befehl, auch das Commando
des Corps Ramming zu übernehmen und mit vereinten Kräften am 28. den
General v, Steinmetz von Neuem anzugreifen. Der Erzherzog setzte sich dem¬
gemäß nach Skalitz in Marsch, formirte sein Corps im ersten, das rammingsche
im zweiten Treffen und wollte grade vorgehen, als er den General v. Steinmetz
in voller Front und regulärer Schlachtlinie gegen sich anrücken sah. Der Erz¬
herzog besetzte also Skalitz und die frontal vorbeiführende Eisenbahn und er¬
wartete seinen Gegner. Steinmetz nahm seinen rechten Flügel vor und suchte
zunächst die das Flachland beherrschenden Kuppen, Waldparcellen und Gehöfte
zu gewinnen, was fast im ersten Anlauf gelang, entwickelte dann das Corps
rechts von diesem ersten gewonnenen Abschnitt und ging nunmehr in ganzer
Linie mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel gegen die allseitig gedeckte
feindliche Stellung vor. Es kam zu einem heftigen Ringen, in welchem einzelne
Preußische Bataillone, zumal am Eisenbahndamme bis ein Drittel ihrer Mann¬
schaft verloren, aber nicht wankten. Weder die Defensive und das Zündnadel-
gewehr war es, welche hier siegte, sondern der eiserne Wille eines tüchtigen Ge¬
nerals, die scharfe Disciplin und die kernbrave Truppe schlugen den übermäch¬
tigen Gegner und nahmen ihm fünf Geschütze sowie 2,500 Mann Gefangene ab.
Die Preußen verloren in dieser Schlacht bei Skalitz 69 Offiziere und 1.352
Mann. Der Kronprinz, welcher an demselben Tage Aufstellung zwischen dem
General v. Steinmetz und dem in der Richtung gegen Trautenau vorgehenden
Gardecorps genommen hatte, schickte, als die Fortschritte dieses letztern Corps
sich entschieden hatten und die Cavalerie in dem Gefechtsfelde des letztem keine
Aussicht auf Verwendung finden konnte, die Gardecavaleriebngade dem General
v. Steinmetz zur Verstärkung. Sie wurde aber gleich gegen den feindlichen
rechten Flügel dirigirt und griff schon durch ihr Erscheinen und ihr Artillericfeuer
vorteilhaft in das Gefecht bei Skalitz ein.—

Das Gcudecmps, welches wir am 26. vorwärts Braunau verlassen hatten,
war am 27. in zwei Divisionen auf Nebenwegen zwischen den beiden Schlachten
bei Trautenau und Nachod vorgegangen. Die erste Division Hiller von Gärtringen
war, dem Kanonendonner folgend, in der Nähe von Trautenau angekommen,
erhielt aber von General v. Bonin die Weisung, ihren befohlenen Marsch auf
Eypcl, 1^/2 Meilen von jenem Ort fortzusetzen, da er hinreichende Kräfte zur
Ueberwindung des Gegners habe. General v. Hiller war diesem Befehl gefolgt
und hatte natürlich keine Notiz mehr von dem Gefechte genommen. Stellt sich
schon dieser Verzicht auf Verstärkung vor beendigtem Gefecht als ein großer
Fehler dar, so war es in noch höherem Grade der nordwärts gerichtete Abmarsch


38"
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0323" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286471"/>
          <p xml:id="ID_935" prev="#ID_934"> maisch folgte, beorderte der Kronprinz noch am Abend die vorderste Brigade,<lb/>
sechs Bataillone, zur Verstärkung auf das Schlachtfeld.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_936"> Feldzeugmeister Benedek gab dem Erzherzog Leopold, der am 27. bei Joseph¬<lb/>
stadt mit dem achten Corps eingetroffen war, den Befehl, auch das Commando<lb/>
des Corps Ramming zu übernehmen und mit vereinten Kräften am 28. den<lb/>
General v, Steinmetz von Neuem anzugreifen. Der Erzherzog setzte sich dem¬<lb/>
gemäß nach Skalitz in Marsch, formirte sein Corps im ersten, das rammingsche<lb/>
im zweiten Treffen und wollte grade vorgehen, als er den General v. Steinmetz<lb/>
in voller Front und regulärer Schlachtlinie gegen sich anrücken sah. Der Erz¬<lb/>
herzog besetzte also Skalitz und die frontal vorbeiführende Eisenbahn und er¬<lb/>
wartete seinen Gegner. Steinmetz nahm seinen rechten Flügel vor und suchte<lb/>
zunächst die das Flachland beherrschenden Kuppen, Waldparcellen und Gehöfte<lb/>
zu gewinnen, was fast im ersten Anlauf gelang, entwickelte dann das Corps<lb/>
rechts von diesem ersten gewonnenen Abschnitt und ging nunmehr in ganzer<lb/>
Linie mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel gegen die allseitig gedeckte<lb/>
feindliche Stellung vor. Es kam zu einem heftigen Ringen, in welchem einzelne<lb/>
Preußische Bataillone, zumal am Eisenbahndamme bis ein Drittel ihrer Mann¬<lb/>
schaft verloren, aber nicht wankten. Weder die Defensive und das Zündnadel-<lb/>
gewehr war es, welche hier siegte, sondern der eiserne Wille eines tüchtigen Ge¬<lb/>
nerals, die scharfe Disciplin und die kernbrave Truppe schlugen den übermäch¬<lb/>
tigen Gegner und nahmen ihm fünf Geschütze sowie 2,500 Mann Gefangene ab.<lb/>
Die Preußen verloren in dieser Schlacht bei Skalitz 69 Offiziere und 1.352<lb/>
Mann. Der Kronprinz, welcher an demselben Tage Aufstellung zwischen dem<lb/>
General v. Steinmetz und dem in der Richtung gegen Trautenau vorgehenden<lb/>
Gardecorps genommen hatte, schickte, als die Fortschritte dieses letztern Corps<lb/>
sich entschieden hatten und die Cavalerie in dem Gefechtsfelde des letztem keine<lb/>
Aussicht auf Verwendung finden konnte, die Gardecavaleriebngade dem General<lb/>
v. Steinmetz zur Verstärkung. Sie wurde aber gleich gegen den feindlichen<lb/>
rechten Flügel dirigirt und griff schon durch ihr Erscheinen und ihr Artillericfeuer<lb/>
vorteilhaft in das Gefecht bei Skalitz ein.&#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_937" next="#ID_938"> Das Gcudecmps, welches wir am 26. vorwärts Braunau verlassen hatten,<lb/>
war am 27. in zwei Divisionen auf Nebenwegen zwischen den beiden Schlachten<lb/>
bei Trautenau und Nachod vorgegangen. Die erste Division Hiller von Gärtringen<lb/>
war, dem Kanonendonner folgend, in der Nähe von Trautenau angekommen,<lb/>
erhielt aber von General v. Bonin die Weisung, ihren befohlenen Marsch auf<lb/>
Eypcl, 1^/2 Meilen von jenem Ort fortzusetzen, da er hinreichende Kräfte zur<lb/>
Ueberwindung des Gegners habe. General v. Hiller war diesem Befehl gefolgt<lb/>
und hatte natürlich keine Notiz mehr von dem Gefechte genommen. Stellt sich<lb/>
schon dieser Verzicht auf Verstärkung vor beendigtem Gefecht als ein großer<lb/>
Fehler dar, so war es in noch höherem Grade der nordwärts gerichtete Abmarsch</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> 38"</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0323] maisch folgte, beorderte der Kronprinz noch am Abend die vorderste Brigade, sechs Bataillone, zur Verstärkung auf das Schlachtfeld. Feldzeugmeister Benedek gab dem Erzherzog Leopold, der am 27. bei Joseph¬ stadt mit dem achten Corps eingetroffen war, den Befehl, auch das Commando des Corps Ramming zu übernehmen und mit vereinten Kräften am 28. den General v, Steinmetz von Neuem anzugreifen. Der Erzherzog setzte sich dem¬ gemäß nach Skalitz in Marsch, formirte sein Corps im ersten, das rammingsche im zweiten Treffen und wollte grade vorgehen, als er den General v. Steinmetz in voller Front und regulärer Schlachtlinie gegen sich anrücken sah. Der Erz¬ herzog besetzte also Skalitz und die frontal vorbeiführende Eisenbahn und er¬ wartete seinen Gegner. Steinmetz nahm seinen rechten Flügel vor und suchte zunächst die das Flachland beherrschenden Kuppen, Waldparcellen und Gehöfte zu gewinnen, was fast im ersten Anlauf gelang, entwickelte dann das Corps rechts von diesem ersten gewonnenen Abschnitt und ging nunmehr in ganzer Linie mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel gegen die allseitig gedeckte feindliche Stellung vor. Es kam zu einem heftigen Ringen, in welchem einzelne Preußische Bataillone, zumal am Eisenbahndamme bis ein Drittel ihrer Mann¬ schaft verloren, aber nicht wankten. Weder die Defensive und das Zündnadel- gewehr war es, welche hier siegte, sondern der eiserne Wille eines tüchtigen Ge¬ nerals, die scharfe Disciplin und die kernbrave Truppe schlugen den übermäch¬ tigen Gegner und nahmen ihm fünf Geschütze sowie 2,500 Mann Gefangene ab. Die Preußen verloren in dieser Schlacht bei Skalitz 69 Offiziere und 1.352 Mann. Der Kronprinz, welcher an demselben Tage Aufstellung zwischen dem General v. Steinmetz und dem in der Richtung gegen Trautenau vorgehenden Gardecorps genommen hatte, schickte, als die Fortschritte dieses letztern Corps sich entschieden hatten und die Cavalerie in dem Gefechtsfelde des letztem keine Aussicht auf Verwendung finden konnte, die Gardecavaleriebngade dem General v. Steinmetz zur Verstärkung. Sie wurde aber gleich gegen den feindlichen rechten Flügel dirigirt und griff schon durch ihr Erscheinen und ihr Artillericfeuer vorteilhaft in das Gefecht bei Skalitz ein.— Das Gcudecmps, welches wir am 26. vorwärts Braunau verlassen hatten, war am 27. in zwei Divisionen auf Nebenwegen zwischen den beiden Schlachten bei Trautenau und Nachod vorgegangen. Die erste Division Hiller von Gärtringen war, dem Kanonendonner folgend, in der Nähe von Trautenau angekommen, erhielt aber von General v. Bonin die Weisung, ihren befohlenen Marsch auf Eypcl, 1^/2 Meilen von jenem Ort fortzusetzen, da er hinreichende Kräfte zur Ueberwindung des Gegners habe. General v. Hiller war diesem Befehl gefolgt und hatte natürlich keine Notiz mehr von dem Gefechte genommen. Stellt sich schon dieser Verzicht auf Verstärkung vor beendigtem Gefecht als ein großer Fehler dar, so war es in noch höherem Grade der nordwärts gerichtete Abmarsch 38"

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/323
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/323>, abgerufen am 04.07.2024.