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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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derselben zeigten. General v. Namming, der mit dem östreichischen sechsten Corps
bei Opocno 2Vs Meilen südlich Nachod stand, hatte den Auftrag, den Preußen
das Debouchiren über Nachod zu wehren und brach zu diesem Zweck mit grau¬
enden Tage von dort auf. General v. Namming gehört wie General v. Gablenz
zu den anerkanntesten Führern der östreichischen Armee und man hatte wohl
nicht ohne Absicht grade ihnen die ersten Aufgaben zugetheilt.

Namming fand seinen Gegner unmittelbar vor dem Defilv und stellte
es sich zur Aufgabe, sofort mit allen Kräften vorzugehen, um die wenigen preu¬
ßischen Truppen, die bereits debouchirt waren, auf die nachfolgenden Colonnen
zurückzuwerfen. Es gelang ihm, die vordersten Linien überzurennen, aber sein
Erfolg war nicht von Dauer; sobald er auf ganze preußische Bataillone stieß
ward seinem Fortschreiten Halt geboten. Der General ließ deshalb auf seiner
Anmarschlinie in dem drängenden Gefecht nach, hielt es nur hiu und ent¬
wickelte sein Corps unter dem Schutz der Cavaleriedivision des Prinzen von
Holstein auf seinem linken Flügel auf der Straße Josephstadt-Nachod, seiner
spätern Nückzugslinie. Die Kürassierbrigade des Prinzen aber wurde von der
preußischen Brigade Wnuck nach heftigem Handgemenge mit Verlust ihrer zwei
Standarten geworfen, und während auf der Straße Opocno-Nachod die Division
Löwenfeld stand, entwickelte General v. Steinmetz nunmehr auf seinem rechten
Flügel aus der Straße nach Josephstadt die Division Kirchbach und seine Ne-
serveartillerie. Das Gefecht wurde hier sehr heftig, die Oestreicher suchte"
immer mehr den rechten Flügel zu umfassen und griffen immer erneut an, aber
vergebens, die preußischen Reihen standen und schmetterten ihre Gegner in großen
Massen nieder. Um 4 Uhr gab General v. Namming den Angriff auf und zog
sich, wenig verfolgt, auf Skalitz zurück. Die Truppen des General V.Steinmetz
waren durch einen zum Theil vier Meilen langen Marsch und einen harten
Kampf bei glühender Hitze zu müde geworden, um noch erfolgreich vorgehen
zu tonnen; auch hatte der Feind bereits Uebermacht gezeigt und alle Nachrichten
und Combinationen deuteten darauf hin, daß die ganze benedeksche Armee im
Anmarsch war. General v. Steinmetz mußte sein Corps sammeln und zu neuen
Kämpfen bereit machen.

Der Tag kostete den Preußen 69 Offiziere und 1,132 Mann. Die Oest¬
reicher verloren drei Fahnen, sechs Geschütze, 2,600 Gefangene und mindestens
6,000 Todte und Verwundete. General v. Namming berichtete dem Feldzeug-
meister, daß er nicht mehr in der Lage sei, Widerstand zu leisten und bat noch
am Abend zu seiner Deckung um zwei Brigaden. General v. Steinmetz hatte
mit seinen zweiundzwanzig Bataillonen und drei Cavalerieregimentern gegen
achtundzwanzig Bataillone und "vier Cavalerieregimcnter das Debouch6 aus
dem Gebirge gewonnen.

: Vom sechsten Corps, welches dem General v. Steinmetz auf einen Tage-


derselben zeigten. General v. Namming, der mit dem östreichischen sechsten Corps
bei Opocno 2Vs Meilen südlich Nachod stand, hatte den Auftrag, den Preußen
das Debouchiren über Nachod zu wehren und brach zu diesem Zweck mit grau¬
enden Tage von dort auf. General v. Namming gehört wie General v. Gablenz
zu den anerkanntesten Führern der östreichischen Armee und man hatte wohl
nicht ohne Absicht grade ihnen die ersten Aufgaben zugetheilt.

Namming fand seinen Gegner unmittelbar vor dem Defilv und stellte
es sich zur Aufgabe, sofort mit allen Kräften vorzugehen, um die wenigen preu¬
ßischen Truppen, die bereits debouchirt waren, auf die nachfolgenden Colonnen
zurückzuwerfen. Es gelang ihm, die vordersten Linien überzurennen, aber sein
Erfolg war nicht von Dauer; sobald er auf ganze preußische Bataillone stieß
ward seinem Fortschreiten Halt geboten. Der General ließ deshalb auf seiner
Anmarschlinie in dem drängenden Gefecht nach, hielt es nur hiu und ent¬
wickelte sein Corps unter dem Schutz der Cavaleriedivision des Prinzen von
Holstein auf seinem linken Flügel auf der Straße Josephstadt-Nachod, seiner
spätern Nückzugslinie. Die Kürassierbrigade des Prinzen aber wurde von der
preußischen Brigade Wnuck nach heftigem Handgemenge mit Verlust ihrer zwei
Standarten geworfen, und während auf der Straße Opocno-Nachod die Division
Löwenfeld stand, entwickelte General v. Steinmetz nunmehr auf seinem rechten
Flügel aus der Straße nach Josephstadt die Division Kirchbach und seine Ne-
serveartillerie. Das Gefecht wurde hier sehr heftig, die Oestreicher suchte»
immer mehr den rechten Flügel zu umfassen und griffen immer erneut an, aber
vergebens, die preußischen Reihen standen und schmetterten ihre Gegner in großen
Massen nieder. Um 4 Uhr gab General v. Namming den Angriff auf und zog
sich, wenig verfolgt, auf Skalitz zurück. Die Truppen des General V.Steinmetz
waren durch einen zum Theil vier Meilen langen Marsch und einen harten
Kampf bei glühender Hitze zu müde geworden, um noch erfolgreich vorgehen
zu tonnen; auch hatte der Feind bereits Uebermacht gezeigt und alle Nachrichten
und Combinationen deuteten darauf hin, daß die ganze benedeksche Armee im
Anmarsch war. General v. Steinmetz mußte sein Corps sammeln und zu neuen
Kämpfen bereit machen.

Der Tag kostete den Preußen 69 Offiziere und 1,132 Mann. Die Oest¬
reicher verloren drei Fahnen, sechs Geschütze, 2,600 Gefangene und mindestens
6,000 Todte und Verwundete. General v. Namming berichtete dem Feldzeug-
meister, daß er nicht mehr in der Lage sei, Widerstand zu leisten und bat noch
am Abend zu seiner Deckung um zwei Brigaden. General v. Steinmetz hatte
mit seinen zweiundzwanzig Bataillonen und drei Cavalerieregimentern gegen
achtundzwanzig Bataillone und "vier Cavalerieregimcnter das Debouch6 aus
dem Gebirge gewonnen.

: Vom sechsten Corps, welches dem General v. Steinmetz auf einen Tage-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/322>, abgerufen am 04.07.2024.