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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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Magenta, stürmend vorgegangen sei, dabei aber keinen preußischen Mann
von seinem Fleck getrieben, sondern vor dessen barbarischem Feuer Kehrt ge¬
macht habe.

Die glänzenden Erfolge, welche die Division Tümpling in dem Gefecht
gegen einen übermächtigen Gegner errungen, hatten entschieden ihre Thatkraft
angespornt und sie veranlaßt, noch in der Nacht den Gegner in Gitschin anzu¬
greifen und sich als Lohn der Arbeit ein Unterkommen und etwas zu essen zu
verschaffen. Die Division Werber, welche einen schwächeren Gegner regulär
vor sich her getrieben, machte mit dem Beginne des Abends Halt und fand
höchst überrascht am andern Morgen den Feind nicht mehr, wohl aber den
Freund vor sich. -- Am 30. Juni rückte Prinz Friedrich Karl mit der ganzen
ersten Armee durch Gitschin und schob seine Vorposten bis Horie oder Horsitz.
während General v. Herwarth den Befehl erhielt, von Jung-Bunzlau aus nach
Liban wieder auf den rechten Flügel heranzukommen. Am 1. und 2. Juli con-
centrirte der Prinz seine sämmtlichen Truppen in die Linie Horsitz-Smidar und
eröffnete die Verbindung mit dem Kronprinzen, der am 30. Juni sich ebenfalls
Gitschin genähert hatte.

In den Tagen des 30. Juni, 1. und 2. Juli hatte Prinz Friedrich Karl
ungefähr drei Meilen zurückgelegt und dabei seinen Truppen die so nothwendige
Ruhe gegönnt. Die Armee halte vom Ueberschreiten der Grenze an bis Horsitz,
vom 23. Juni bis 2. Juli, also in zehn Tagen zwar nur eine Entfernung von
13 Meilen zurückgelegt, aber sie war doch viel marschirt, war die ganzen Tage
unterwegs gewesen und hatte oft Mangel an Verpflegung gelitten, einmal,
weil nicht die gerade Linie innegehalten war und weil bei der Anhäufung der
Truppen aus derselben Straße diese nicht vorwärts und die Prooiantcolonnen
von hinten nicht vor konnten, die Gegend selbst aber zur Ernährung der Massen
nicht hinreichte. Am 2. Juli traf der König in Horsitz ein und übernahm den
Befehl über die Eid-, erste und zweite Armee.

Im nächsten Aufsatz wollen wir den Kronprinzen auf seinem beschwerlichen,
aber ruhmreichen Wege bis hierher begleiten.




Magenta, stürmend vorgegangen sei, dabei aber keinen preußischen Mann
von seinem Fleck getrieben, sondern vor dessen barbarischem Feuer Kehrt ge¬
macht habe.

Die glänzenden Erfolge, welche die Division Tümpling in dem Gefecht
gegen einen übermächtigen Gegner errungen, hatten entschieden ihre Thatkraft
angespornt und sie veranlaßt, noch in der Nacht den Gegner in Gitschin anzu¬
greifen und sich als Lohn der Arbeit ein Unterkommen und etwas zu essen zu
verschaffen. Die Division Werber, welche einen schwächeren Gegner regulär
vor sich her getrieben, machte mit dem Beginne des Abends Halt und fand
höchst überrascht am andern Morgen den Feind nicht mehr, wohl aber den
Freund vor sich. — Am 30. Juni rückte Prinz Friedrich Karl mit der ganzen
ersten Armee durch Gitschin und schob seine Vorposten bis Horie oder Horsitz.
während General v. Herwarth den Befehl erhielt, von Jung-Bunzlau aus nach
Liban wieder auf den rechten Flügel heranzukommen. Am 1. und 2. Juli con-
centrirte der Prinz seine sämmtlichen Truppen in die Linie Horsitz-Smidar und
eröffnete die Verbindung mit dem Kronprinzen, der am 30. Juni sich ebenfalls
Gitschin genähert hatte.

In den Tagen des 30. Juni, 1. und 2. Juli hatte Prinz Friedrich Karl
ungefähr drei Meilen zurückgelegt und dabei seinen Truppen die so nothwendige
Ruhe gegönnt. Die Armee halte vom Ueberschreiten der Grenze an bis Horsitz,
vom 23. Juni bis 2. Juli, also in zehn Tagen zwar nur eine Entfernung von
13 Meilen zurückgelegt, aber sie war doch viel marschirt, war die ganzen Tage
unterwegs gewesen und hatte oft Mangel an Verpflegung gelitten, einmal,
weil nicht die gerade Linie innegehalten war und weil bei der Anhäufung der
Truppen aus derselben Straße diese nicht vorwärts und die Prooiantcolonnen
von hinten nicht vor konnten, die Gegend selbst aber zur Ernährung der Massen
nicht hinreichte. Am 2. Juli traf der König in Horsitz ein und übernahm den
Befehl über die Eid-, erste und zweite Armee.

Im nächsten Aufsatz wollen wir den Kronprinzen auf seinem beschwerlichen,
aber ruhmreichen Wege bis hierher begleiten.




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[0269] Magenta, stürmend vorgegangen sei, dabei aber keinen preußischen Mann von seinem Fleck getrieben, sondern vor dessen barbarischem Feuer Kehrt ge¬ macht habe. Die glänzenden Erfolge, welche die Division Tümpling in dem Gefecht gegen einen übermächtigen Gegner errungen, hatten entschieden ihre Thatkraft angespornt und sie veranlaßt, noch in der Nacht den Gegner in Gitschin anzu¬ greifen und sich als Lohn der Arbeit ein Unterkommen und etwas zu essen zu verschaffen. Die Division Werber, welche einen schwächeren Gegner regulär vor sich her getrieben, machte mit dem Beginne des Abends Halt und fand höchst überrascht am andern Morgen den Feind nicht mehr, wohl aber den Freund vor sich. — Am 30. Juni rückte Prinz Friedrich Karl mit der ganzen ersten Armee durch Gitschin und schob seine Vorposten bis Horie oder Horsitz. während General v. Herwarth den Befehl erhielt, von Jung-Bunzlau aus nach Liban wieder auf den rechten Flügel heranzukommen. Am 1. und 2. Juli con- centrirte der Prinz seine sämmtlichen Truppen in die Linie Horsitz-Smidar und eröffnete die Verbindung mit dem Kronprinzen, der am 30. Juni sich ebenfalls Gitschin genähert hatte. In den Tagen des 30. Juni, 1. und 2. Juli hatte Prinz Friedrich Karl ungefähr drei Meilen zurückgelegt und dabei seinen Truppen die so nothwendige Ruhe gegönnt. Die Armee halte vom Ueberschreiten der Grenze an bis Horsitz, vom 23. Juni bis 2. Juli, also in zehn Tagen zwar nur eine Entfernung von 13 Meilen zurückgelegt, aber sie war doch viel marschirt, war die ganzen Tage unterwegs gewesen und hatte oft Mangel an Verpflegung gelitten, einmal, weil nicht die gerade Linie innegehalten war und weil bei der Anhäufung der Truppen aus derselben Straße diese nicht vorwärts und die Prooiantcolonnen von hinten nicht vor konnten, die Gegend selbst aber zur Ernährung der Massen nicht hinreichte. Am 2. Juli traf der König in Horsitz ein und übernahm den Befehl über die Eid-, erste und zweite Armee. Im nächsten Aufsatz wollen wir den Kronprinzen auf seinem beschwerlichen, aber ruhmreichen Wege bis hierher begleiten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/269>, abgerufen am 04.07.2024.