Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.von Gitschin genommen, eine Brigade auf der Straße nach Münchengrätz und Die Corps des Prinzen Friedrich Karl waren erst spät aufgebrochen und von Gitschin genommen, eine Brigade auf der Straße nach Münchengrätz und Die Corps des Prinzen Friedrich Karl waren erst spät aufgebrochen und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0268" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286416"/> <p xml:id="ID_781" prev="#ID_780"> von Gitschin genommen, eine Brigade auf der Straße nach Münchengrätz und<lb/> Podol. der Nest aber, vier Brigaden Oestreicher und eine Division Sachsen auf<lb/> der Straße von Turnau; eine Division Sachsen in Reserve hinter Gitschin. Es<lb/> liegen uns außer verschiedenen preußischen Relationen von dem Gefecht ein<lb/> östreichischer und ein sächsischer Bericht vor. Aus dem ersteren sei hier<lb/> folgende Stelle wörtlich wiedergegeben: „Es ist merkwürdig und für die Art<lb/> unserer Kriegführung im Norden bezeichnend, daß die preußische Taktik, dem<lb/> Gegner gleichzeitig in Flanke und Rücken zu fallen und ihn da. wo er am<lb/> schwächsten ist, stets mit Uebermacht anzugreifen, bei jedem, wenn auch noch so<lb/> kleinen Gefecht dieses Feldzugs ungehindert durchgeführt werden konnte. Was<lb/> vermochte auch die glänzendste Tapferkeit :c. gegen die überlegene Manövrir-<lb/> kunst, die bessere Führung und die weit vorzüglichere Schußwaffe auszu¬<lb/> richten?"</p><lb/> <p xml:id="ID_782" next="#ID_783"> Die Corps des Prinzen Friedrich Karl waren erst spät aufgebrochen und<lb/> erreichten erst nach 5 Uhr die feindlichen Spitzend Um 6 Uhr begann das<lb/> Gefecht, das sich von Seiten der Division Tümpling um den Besitz zweier das<lb/> Terrain beherrschenden Höhen drehte. Die von den östreichischen Truppen be¬<lb/> setzte westliche Höhe ging nach IVs Stunden verloren, während die Sachsen<lb/> sich auf ihrem rechten Flügel behaupteten; durch das Zurückweichen der<lb/> Oestreicher aber und zumal durch das siegreiche Vordringen der Division Werber<lb/> gegen die eine, ganz im Westen stehende Brigade Ringelsheim, wodurch Gitschin<lb/> und die Rückzugslinie bedroht ward, wurden auch die Sachsen gezwungen,<lb/> zurückzugehen. Der sächsische Bericht sagt, daß noch hinreichend Reserven zur<lb/> Hand gewesen seien, daß aber um V»9 Uhr ein Befehl Benedeks eingetroffen<lb/> sei, größeren Gefechten auszuweichen und sich auf die Hauptarmee zurückzuziehen.<lb/> Wäre das richtig, so hätte das siegreiche Vorgehen des Kronprinzen dem Prin¬<lb/> zen Friedrich Karl die Wege geöffnet, während es grade umgekehrt beabsichtigt<lb/> war. Die Entscheidung des Gefechts aber hat der Befehl Benedeks keinenfalls<lb/> bestimmt, die Preußen drangen auf dem östreichischen linken Flügel so entschieden<lb/> vor, daß die Sachsen jedenfalls zurück mußten. Sie vertheidigten ihren Rück¬<lb/> zug sehr brav und erreichten ganz geordnet Gitschin. in welches die Division<lb/> Tümpling gegen 10 Uhr fechtend eindrang. Es kam in der Dunkelheit hier<lb/> noch zu einem mörderischen Straßenkampf, als dessen Resultat dem Sieger eine<lb/> große Zahl von Gefangenen zufiel. Die Preußen verloren an diesem Tage<lb/> 1.276 Mann, machten gegen 2.000 Gefangene und nahmen 12 Geschütze. Aus<lb/> dem Gefechte sei noch erwähnt, wie der östreichische Berichterstatter einmal er¬<lb/> zählt, daß mehre Bataillone gegen ein preußisches in Compagniecolonnen mit<lb/> Tirailleurs entwickeltes Bataillon vorgingen, durch deren Schnellfeuer aber zur<lb/> Flucht gezwungen worden seien und daß ein ander Mal der berühmte Reiter¬<lb/> general Edelsheim gegen preußische Linien, wie einst gegen die Franzosen bei</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0268]
von Gitschin genommen, eine Brigade auf der Straße nach Münchengrätz und
Podol. der Nest aber, vier Brigaden Oestreicher und eine Division Sachsen auf
der Straße von Turnau; eine Division Sachsen in Reserve hinter Gitschin. Es
liegen uns außer verschiedenen preußischen Relationen von dem Gefecht ein
östreichischer und ein sächsischer Bericht vor. Aus dem ersteren sei hier
folgende Stelle wörtlich wiedergegeben: „Es ist merkwürdig und für die Art
unserer Kriegführung im Norden bezeichnend, daß die preußische Taktik, dem
Gegner gleichzeitig in Flanke und Rücken zu fallen und ihn da. wo er am
schwächsten ist, stets mit Uebermacht anzugreifen, bei jedem, wenn auch noch so
kleinen Gefecht dieses Feldzugs ungehindert durchgeführt werden konnte. Was
vermochte auch die glänzendste Tapferkeit :c. gegen die überlegene Manövrir-
kunst, die bessere Führung und die weit vorzüglichere Schußwaffe auszu¬
richten?"
Die Corps des Prinzen Friedrich Karl waren erst spät aufgebrochen und
erreichten erst nach 5 Uhr die feindlichen Spitzend Um 6 Uhr begann das
Gefecht, das sich von Seiten der Division Tümpling um den Besitz zweier das
Terrain beherrschenden Höhen drehte. Die von den östreichischen Truppen be¬
setzte westliche Höhe ging nach IVs Stunden verloren, während die Sachsen
sich auf ihrem rechten Flügel behaupteten; durch das Zurückweichen der
Oestreicher aber und zumal durch das siegreiche Vordringen der Division Werber
gegen die eine, ganz im Westen stehende Brigade Ringelsheim, wodurch Gitschin
und die Rückzugslinie bedroht ward, wurden auch die Sachsen gezwungen,
zurückzugehen. Der sächsische Bericht sagt, daß noch hinreichend Reserven zur
Hand gewesen seien, daß aber um V»9 Uhr ein Befehl Benedeks eingetroffen
sei, größeren Gefechten auszuweichen und sich auf die Hauptarmee zurückzuziehen.
Wäre das richtig, so hätte das siegreiche Vorgehen des Kronprinzen dem Prin¬
zen Friedrich Karl die Wege geöffnet, während es grade umgekehrt beabsichtigt
war. Die Entscheidung des Gefechts aber hat der Befehl Benedeks keinenfalls
bestimmt, die Preußen drangen auf dem östreichischen linken Flügel so entschieden
vor, daß die Sachsen jedenfalls zurück mußten. Sie vertheidigten ihren Rück¬
zug sehr brav und erreichten ganz geordnet Gitschin. in welches die Division
Tümpling gegen 10 Uhr fechtend eindrang. Es kam in der Dunkelheit hier
noch zu einem mörderischen Straßenkampf, als dessen Resultat dem Sieger eine
große Zahl von Gefangenen zufiel. Die Preußen verloren an diesem Tage
1.276 Mann, machten gegen 2.000 Gefangene und nahmen 12 Geschütze. Aus
dem Gefechte sei noch erwähnt, wie der östreichische Berichterstatter einmal er¬
zählt, daß mehre Bataillone gegen ein preußisches in Compagniecolonnen mit
Tirailleurs entwickeltes Bataillon vorgingen, durch deren Schnellfeuer aber zur
Flucht gezwungen worden seien und daß ein ander Mal der berühmte Reiter¬
general Edelsheim gegen preußische Linien, wie einst gegen die Franzosen bei
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