Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Nächsten aus dem Auge. General v. Horn mußte noch am 26. seine
Truppen rechtsweg gegen das halbwegs nach Münchengrcitz gelegene Podol
dirigiren. Die Spitzen unter General v. Böse gingen, als sie Abends gegen
8 Uhr bei Podol ankamen, sofort zum Angriff vor und trafen hier auf die
als "eiserne" Brigade von Schleswig her bekannten sieben Bataillone des General
Gondrecourt. Die Preußen, nur zwei Bataillone stark, konnten trotz aller
Energie kein Terrain gewinnen, bis General v. Bose mit noch zwei Bataillonen
herankam und nun rasch in dem Ort aufräumte. Bei hellem Mondschein hatte
der Kampf in den Straßen gewüthet, um Mitternacht waren die Preußen Herrn
des Kampfplatzes und hatten 300 Gefangene gemacht.

Den 27. Juni verwandte Prinz Friedrich Karl wiederum dazu, die ganze
Armee gegen Münchengrcitz zu concentriren. Am 28. griff er die Oestreicher in
der dort genommenen Stellung, die nur eine Meile von der am 26. genomme¬
nen Linie lag, an. -- Die Oestreicher hatten die ihnen gewährte Ruhe benutzt,
um die durch den Muskyberg, ein steiles Felsplateau, beherrschte und in der
Front durch die scharf eingeschnittene Jser gedeckte Position einzurichten. Da
aber bei Podol schon der Uebergang der Jser verloren war, Prinz Friedrich
Karl über mehr als doppelte Kräfte disponirte, den Gegner von allen Seiten
angriff und die preußische Infanterie den Muskyberg. wie schon erwähnt, auf
einem steilen Felspfad in den Rücken nahm, so wichen die Oestreicher nach
kurzem aber scharfem Gefecht der Umarmung des Gegners aus und zogen sich
gegen Gitschin zurück. Die Preußen verloren 97 Mann, die Oestreicher allein
an Gefangenen 1,600 Mann. -- Prinz Friedrich Karl schob nunmehr am 30.
den General v. Herwarth noch weiter nach Westen, die Jser hinunter gegen
Jung-Bunzlau, wo aber kein Feind war, während die erste Armee den Befehl
hatte, den Oestreichern auf Gitschin in der Art zu folgen, daß das vierte
Armeecorps, welches bei Münchengrcitz gefochten hatte, in die Arrieregarde
kam, das zweite und dritte Corps aber von Turnau und Podol her die Tete
nahmen.

Graf Clam-Gallas hatte bei Gitschin seine gescnnmten Streitkräfte ver¬
einigt und beschloß in dieser Stellung sich zu setzen, um den von Süden heran¬
rückenden Corps Benedeks die Zeit zu verschaffen, zunächst den Kronprinzen in
den Defileen anzugreifen und zu schlagen. Prinz Friedrich Karl, der bis dahin
immer vereinigt gewesen war, hatte sich für den Tag. wo er zuerst in die Rich¬
tung überging, welche ihm vorgeschrieben war, und die ihn gegen die ganze
benedeksche Armee führte, getheilt. Der Prinz war aber immer noch stärker wie
sein Gegner und die beiden T6ten, Divisionen des zweiten und dritten Corps,
Werber und Tümpling, genügten, um die vereinigten Kräfte des Grafen Clam-
Gallas aus ihrer festen Stellung zu vertreiben.

Die Oestreicher hatten ihre Stellung eine Meile nördlich und nordwestlich


dem Nächsten aus dem Auge. General v. Horn mußte noch am 26. seine
Truppen rechtsweg gegen das halbwegs nach Münchengrcitz gelegene Podol
dirigiren. Die Spitzen unter General v. Böse gingen, als sie Abends gegen
8 Uhr bei Podol ankamen, sofort zum Angriff vor und trafen hier auf die
als „eiserne" Brigade von Schleswig her bekannten sieben Bataillone des General
Gondrecourt. Die Preußen, nur zwei Bataillone stark, konnten trotz aller
Energie kein Terrain gewinnen, bis General v. Bose mit noch zwei Bataillonen
herankam und nun rasch in dem Ort aufräumte. Bei hellem Mondschein hatte
der Kampf in den Straßen gewüthet, um Mitternacht waren die Preußen Herrn
des Kampfplatzes und hatten 300 Gefangene gemacht.

Den 27. Juni verwandte Prinz Friedrich Karl wiederum dazu, die ganze
Armee gegen Münchengrcitz zu concentriren. Am 28. griff er die Oestreicher in
der dort genommenen Stellung, die nur eine Meile von der am 26. genomme¬
nen Linie lag, an. — Die Oestreicher hatten die ihnen gewährte Ruhe benutzt,
um die durch den Muskyberg, ein steiles Felsplateau, beherrschte und in der
Front durch die scharf eingeschnittene Jser gedeckte Position einzurichten. Da
aber bei Podol schon der Uebergang der Jser verloren war, Prinz Friedrich
Karl über mehr als doppelte Kräfte disponirte, den Gegner von allen Seiten
angriff und die preußische Infanterie den Muskyberg. wie schon erwähnt, auf
einem steilen Felspfad in den Rücken nahm, so wichen die Oestreicher nach
kurzem aber scharfem Gefecht der Umarmung des Gegners aus und zogen sich
gegen Gitschin zurück. Die Preußen verloren 97 Mann, die Oestreicher allein
an Gefangenen 1,600 Mann. — Prinz Friedrich Karl schob nunmehr am 30.
den General v. Herwarth noch weiter nach Westen, die Jser hinunter gegen
Jung-Bunzlau, wo aber kein Feind war, während die erste Armee den Befehl
hatte, den Oestreichern auf Gitschin in der Art zu folgen, daß das vierte
Armeecorps, welches bei Münchengrcitz gefochten hatte, in die Arrieregarde
kam, das zweite und dritte Corps aber von Turnau und Podol her die Tete
nahmen.

Graf Clam-Gallas hatte bei Gitschin seine gescnnmten Streitkräfte ver¬
einigt und beschloß in dieser Stellung sich zu setzen, um den von Süden heran¬
rückenden Corps Benedeks die Zeit zu verschaffen, zunächst den Kronprinzen in
den Defileen anzugreifen und zu schlagen. Prinz Friedrich Karl, der bis dahin
immer vereinigt gewesen war, hatte sich für den Tag. wo er zuerst in die Rich¬
tung überging, welche ihm vorgeschrieben war, und die ihn gegen die ganze
benedeksche Armee führte, getheilt. Der Prinz war aber immer noch stärker wie
sein Gegner und die beiden T6ten, Divisionen des zweiten und dritten Corps,
Werber und Tümpling, genügten, um die vereinigten Kräfte des Grafen Clam-
Gallas aus ihrer festen Stellung zu vertreiben.

Die Oestreicher hatten ihre Stellung eine Meile nördlich und nordwestlich


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0267" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286415"/>
          <p xml:id="ID_777" prev="#ID_776"> dem Nächsten aus dem Auge. General v. Horn mußte noch am 26. seine<lb/>
Truppen rechtsweg gegen das halbwegs nach Münchengrcitz gelegene Podol<lb/>
dirigiren. Die Spitzen unter General v. Böse gingen, als sie Abends gegen<lb/>
8 Uhr bei Podol ankamen, sofort zum Angriff vor und trafen hier auf die<lb/>
als &#x201E;eiserne" Brigade von Schleswig her bekannten sieben Bataillone des General<lb/>
Gondrecourt. Die Preußen, nur zwei Bataillone stark, konnten trotz aller<lb/>
Energie kein Terrain gewinnen, bis General v. Bose mit noch zwei Bataillonen<lb/>
herankam und nun rasch in dem Ort aufräumte. Bei hellem Mondschein hatte<lb/>
der Kampf in den Straßen gewüthet, um Mitternacht waren die Preußen Herrn<lb/>
des Kampfplatzes und hatten 300 Gefangene gemacht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_778"> Den 27. Juni verwandte Prinz Friedrich Karl wiederum dazu, die ganze<lb/>
Armee gegen Münchengrcitz zu concentriren. Am 28. griff er die Oestreicher in<lb/>
der dort genommenen Stellung, die nur eine Meile von der am 26. genomme¬<lb/>
nen Linie lag, an. &#x2014; Die Oestreicher hatten die ihnen gewährte Ruhe benutzt,<lb/>
um die durch den Muskyberg, ein steiles Felsplateau, beherrschte und in der<lb/>
Front durch die scharf eingeschnittene Jser gedeckte Position einzurichten. Da<lb/>
aber bei Podol schon der Uebergang der Jser verloren war, Prinz Friedrich<lb/>
Karl über mehr als doppelte Kräfte disponirte, den Gegner von allen Seiten<lb/>
angriff und die preußische Infanterie den Muskyberg. wie schon erwähnt, auf<lb/>
einem steilen Felspfad in den Rücken nahm, so wichen die Oestreicher nach<lb/>
kurzem aber scharfem Gefecht der Umarmung des Gegners aus und zogen sich<lb/>
gegen Gitschin zurück. Die Preußen verloren 97 Mann, die Oestreicher allein<lb/>
an Gefangenen 1,600 Mann. &#x2014; Prinz Friedrich Karl schob nunmehr am 30.<lb/>
den General v. Herwarth noch weiter nach Westen, die Jser hinunter gegen<lb/>
Jung-Bunzlau, wo aber kein Feind war, während die erste Armee den Befehl<lb/>
hatte, den Oestreichern auf Gitschin in der Art zu folgen, daß das vierte<lb/>
Armeecorps, welches bei Münchengrcitz gefochten hatte, in die Arrieregarde<lb/>
kam, das zweite und dritte Corps aber von Turnau und Podol her die Tete<lb/>
nahmen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_779"> Graf Clam-Gallas hatte bei Gitschin seine gescnnmten Streitkräfte ver¬<lb/>
einigt und beschloß in dieser Stellung sich zu setzen, um den von Süden heran¬<lb/>
rückenden Corps Benedeks die Zeit zu verschaffen, zunächst den Kronprinzen in<lb/>
den Defileen anzugreifen und zu schlagen. Prinz Friedrich Karl, der bis dahin<lb/>
immer vereinigt gewesen war, hatte sich für den Tag. wo er zuerst in die Rich¬<lb/>
tung überging, welche ihm vorgeschrieben war, und die ihn gegen die ganze<lb/>
benedeksche Armee führte, getheilt. Der Prinz war aber immer noch stärker wie<lb/>
sein Gegner und die beiden T6ten, Divisionen des zweiten und dritten Corps,<lb/>
Werber und Tümpling, genügten, um die vereinigten Kräfte des Grafen Clam-<lb/>
Gallas aus ihrer festen Stellung zu vertreiben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_780" next="#ID_781"> Die Oestreicher hatten ihre Stellung eine Meile nördlich und nordwestlich</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0267] dem Nächsten aus dem Auge. General v. Horn mußte noch am 26. seine Truppen rechtsweg gegen das halbwegs nach Münchengrcitz gelegene Podol dirigiren. Die Spitzen unter General v. Böse gingen, als sie Abends gegen 8 Uhr bei Podol ankamen, sofort zum Angriff vor und trafen hier auf die als „eiserne" Brigade von Schleswig her bekannten sieben Bataillone des General Gondrecourt. Die Preußen, nur zwei Bataillone stark, konnten trotz aller Energie kein Terrain gewinnen, bis General v. Bose mit noch zwei Bataillonen herankam und nun rasch in dem Ort aufräumte. Bei hellem Mondschein hatte der Kampf in den Straßen gewüthet, um Mitternacht waren die Preußen Herrn des Kampfplatzes und hatten 300 Gefangene gemacht. Den 27. Juni verwandte Prinz Friedrich Karl wiederum dazu, die ganze Armee gegen Münchengrcitz zu concentriren. Am 28. griff er die Oestreicher in der dort genommenen Stellung, die nur eine Meile von der am 26. genomme¬ nen Linie lag, an. — Die Oestreicher hatten die ihnen gewährte Ruhe benutzt, um die durch den Muskyberg, ein steiles Felsplateau, beherrschte und in der Front durch die scharf eingeschnittene Jser gedeckte Position einzurichten. Da aber bei Podol schon der Uebergang der Jser verloren war, Prinz Friedrich Karl über mehr als doppelte Kräfte disponirte, den Gegner von allen Seiten angriff und die preußische Infanterie den Muskyberg. wie schon erwähnt, auf einem steilen Felspfad in den Rücken nahm, so wichen die Oestreicher nach kurzem aber scharfem Gefecht der Umarmung des Gegners aus und zogen sich gegen Gitschin zurück. Die Preußen verloren 97 Mann, die Oestreicher allein an Gefangenen 1,600 Mann. — Prinz Friedrich Karl schob nunmehr am 30. den General v. Herwarth noch weiter nach Westen, die Jser hinunter gegen Jung-Bunzlau, wo aber kein Feind war, während die erste Armee den Befehl hatte, den Oestreichern auf Gitschin in der Art zu folgen, daß das vierte Armeecorps, welches bei Münchengrcitz gefochten hatte, in die Arrieregarde kam, das zweite und dritte Corps aber von Turnau und Podol her die Tete nahmen. Graf Clam-Gallas hatte bei Gitschin seine gescnnmten Streitkräfte ver¬ einigt und beschloß in dieser Stellung sich zu setzen, um den von Süden heran¬ rückenden Corps Benedeks die Zeit zu verschaffen, zunächst den Kronprinzen in den Defileen anzugreifen und zu schlagen. Prinz Friedrich Karl, der bis dahin immer vereinigt gewesen war, hatte sich für den Tag. wo er zuerst in die Rich¬ tung überging, welche ihm vorgeschrieben war, und die ihn gegen die ganze benedeksche Armee führte, getheilt. Der Prinz war aber immer noch stärker wie sein Gegner und die beiden T6ten, Divisionen des zweiten und dritten Corps, Werber und Tümpling, genügten, um die vereinigten Kräfte des Grafen Clam- Gallas aus ihrer festen Stellung zu vertreiben. Die Oestreicher hatten ihre Stellung eine Meile nördlich und nordwestlich

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/267
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/267>, abgerufen am 04.07.2024.