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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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theilten das Abendmahl aus, predigten und empfingen selbst das Sacrament.
Da glaubte er fest, daß wir zu ihm gehörten. Nachdem wir in sein Haus
zurückgegangen waren, hielt er uns mit Ehrerbietung fest. Zu den Laien sagte
er: "Jeder, der mich liebt, der komme und höre die Worte unsers Herrn Jesu
Christi an." Da folgten ihm alle, kamen zur Predigt und hörten sehr schön
zu. Um Mittag sagte der Priester: "wir wollen jetzt ius Haus des Reis
gehen; auch da sollt Ihr predigen." Die Bewohner des Orts versammelten
sich nun beim Reis und wir predigten über Jac. 3 und sprachen ein Gebet.
Am Abend versammelten sie sich wieder im Priesterhause. Nachdem wir über
Apostelgeschichte 3 gepredigt hatten, sagte der Priester: "ich möchte, daß Ihr
auch hier ein Gebet sprächet, wie im Hause des Reis;" das thaten wir denn
auch. Der Priester aber? sprach beständig folgendermaßen zur Gemeinde: "wenn
Ihr Gott liebt, so werdet Ihr diese Worte unsers Herrn Jesu Christi an¬
nehmen." Viel Liebe erzeigte er uns, wie auch sein Sohn, Diaconus Marracha.
Auch schrieb er für uns einen Empfehlungsbrief, damit uns die Bewohner der
verschiedenen Orte aufnahmen. Er schrieb also: " Wer ,,die Worte unseres
Herrn Jesu Christi, die in der heiligen Schrift stehen, nicht annimmt, der sei
verflucht!"

Am Montag verließen wir Zehe in großer Freude. Wir glaubten, daß
die Gebete der Brüder (in Arenia) wegen unserer Reise im Lande Botan von
Gott erhört seien, daß er die Thür der Predigt austhäte, damit seine Worte
angenommen würden. Wir begaben uns nach Dschennet ins Haus des
Diaconus Jschak.*) Am Abend sammelten sich daselbst die Bewohner des Orts
und klagten sehr über die türkischen Großen, die sie so sehr drückten. Wir pre¬
digten ihnen deshalb über Apostg. 3, 19: "Thut nun Buße und bekehret Euch,
daß Eure Sünden vertilgt werden, so werden über Euch Zeiten der Erholung
kommen."

Dienstag gingen wir von Dschennet nach Nanib zum Reis Schelemon
(Salomo). Als wir dem Orte nahe kamen, sagten zwei Männer: "die Irr-
lehrer sind angekommen". Da merkten wir. daß das der vom Priester Gvriel
ausgeworfene Same war. Am Abend sammelten sich zu uns ungefähr 20 Menschen.
Auch diese verlangten nach Erholung von den Türken und wir predigten ihnen
deshalb über dieselbe Stelle: "Thut nun Buße u. s. w." Sie hörten wohl zu,
aber nur mit krankem (zweifelndem) Herzen.

Am Mittwoch gingen wir von Nanib nach Der gute, dem Wohnort des
(berüchtigten Kurdcnhäupllings) Beter Chan Beg, dessen Einwohner Armenier
sind. Wir kehrten bei einem (armenischen) Priester ein und blieben die Nacht bei ihm.
Er bewirthete uns sehr freundlich. Am Abend brachten wir Beweise aus der



") Sprich immer Is-vlmK mit Trennung des s und <-!>,

theilten das Abendmahl aus, predigten und empfingen selbst das Sacrament.
Da glaubte er fest, daß wir zu ihm gehörten. Nachdem wir in sein Haus
zurückgegangen waren, hielt er uns mit Ehrerbietung fest. Zu den Laien sagte
er: „Jeder, der mich liebt, der komme und höre die Worte unsers Herrn Jesu
Christi an." Da folgten ihm alle, kamen zur Predigt und hörten sehr schön
zu. Um Mittag sagte der Priester: „wir wollen jetzt ius Haus des Reis
gehen; auch da sollt Ihr predigen." Die Bewohner des Orts versammelten
sich nun beim Reis und wir predigten über Jac. 3 und sprachen ein Gebet.
Am Abend versammelten sie sich wieder im Priesterhause. Nachdem wir über
Apostelgeschichte 3 gepredigt hatten, sagte der Priester: „ich möchte, daß Ihr
auch hier ein Gebet sprächet, wie im Hause des Reis;" das thaten wir denn
auch. Der Priester aber? sprach beständig folgendermaßen zur Gemeinde: „wenn
Ihr Gott liebt, so werdet Ihr diese Worte unsers Herrn Jesu Christi an¬
nehmen." Viel Liebe erzeigte er uns, wie auch sein Sohn, Diaconus Marracha.
Auch schrieb er für uns einen Empfehlungsbrief, damit uns die Bewohner der
verschiedenen Orte aufnahmen. Er schrieb also: „ Wer ,,die Worte unseres
Herrn Jesu Christi, die in der heiligen Schrift stehen, nicht annimmt, der sei
verflucht!"

Am Montag verließen wir Zehe in großer Freude. Wir glaubten, daß
die Gebete der Brüder (in Arenia) wegen unserer Reise im Lande Botan von
Gott erhört seien, daß er die Thür der Predigt austhäte, damit seine Worte
angenommen würden. Wir begaben uns nach Dschennet ins Haus des
Diaconus Jschak.*) Am Abend sammelten sich daselbst die Bewohner des Orts
und klagten sehr über die türkischen Großen, die sie so sehr drückten. Wir pre¬
digten ihnen deshalb über Apostg. 3, 19: „Thut nun Buße und bekehret Euch,
daß Eure Sünden vertilgt werden, so werden über Euch Zeiten der Erholung
kommen."

Dienstag gingen wir von Dschennet nach Nanib zum Reis Schelemon
(Salomo). Als wir dem Orte nahe kamen, sagten zwei Männer: „die Irr-
lehrer sind angekommen". Da merkten wir. daß das der vom Priester Gvriel
ausgeworfene Same war. Am Abend sammelten sich zu uns ungefähr 20 Menschen.
Auch diese verlangten nach Erholung von den Türken und wir predigten ihnen
deshalb über dieselbe Stelle: „Thut nun Buße u. s. w." Sie hörten wohl zu,
aber nur mit krankem (zweifelndem) Herzen.

Am Mittwoch gingen wir von Nanib nach Der gute, dem Wohnort des
(berüchtigten Kurdcnhäupllings) Beter Chan Beg, dessen Einwohner Armenier
sind. Wir kehrten bei einem (armenischen) Priester ein und blieben die Nacht bei ihm.
Er bewirthete uns sehr freundlich. Am Abend brachten wir Beweise aus der



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[0252] theilten das Abendmahl aus, predigten und empfingen selbst das Sacrament. Da glaubte er fest, daß wir zu ihm gehörten. Nachdem wir in sein Haus zurückgegangen waren, hielt er uns mit Ehrerbietung fest. Zu den Laien sagte er: „Jeder, der mich liebt, der komme und höre die Worte unsers Herrn Jesu Christi an." Da folgten ihm alle, kamen zur Predigt und hörten sehr schön zu. Um Mittag sagte der Priester: „wir wollen jetzt ius Haus des Reis gehen; auch da sollt Ihr predigen." Die Bewohner des Orts versammelten sich nun beim Reis und wir predigten über Jac. 3 und sprachen ein Gebet. Am Abend versammelten sie sich wieder im Priesterhause. Nachdem wir über Apostelgeschichte 3 gepredigt hatten, sagte der Priester: „ich möchte, daß Ihr auch hier ein Gebet sprächet, wie im Hause des Reis;" das thaten wir denn auch. Der Priester aber? sprach beständig folgendermaßen zur Gemeinde: „wenn Ihr Gott liebt, so werdet Ihr diese Worte unsers Herrn Jesu Christi an¬ nehmen." Viel Liebe erzeigte er uns, wie auch sein Sohn, Diaconus Marracha. Auch schrieb er für uns einen Empfehlungsbrief, damit uns die Bewohner der verschiedenen Orte aufnahmen. Er schrieb also: „ Wer ,,die Worte unseres Herrn Jesu Christi, die in der heiligen Schrift stehen, nicht annimmt, der sei verflucht!" Am Montag verließen wir Zehe in großer Freude. Wir glaubten, daß die Gebete der Brüder (in Arenia) wegen unserer Reise im Lande Botan von Gott erhört seien, daß er die Thür der Predigt austhäte, damit seine Worte angenommen würden. Wir begaben uns nach Dschennet ins Haus des Diaconus Jschak.*) Am Abend sammelten sich daselbst die Bewohner des Orts und klagten sehr über die türkischen Großen, die sie so sehr drückten. Wir pre¬ digten ihnen deshalb über Apostg. 3, 19: „Thut nun Buße und bekehret Euch, daß Eure Sünden vertilgt werden, so werden über Euch Zeiten der Erholung kommen." Dienstag gingen wir von Dschennet nach Nanib zum Reis Schelemon (Salomo). Als wir dem Orte nahe kamen, sagten zwei Männer: „die Irr- lehrer sind angekommen". Da merkten wir. daß das der vom Priester Gvriel ausgeworfene Same war. Am Abend sammelten sich zu uns ungefähr 20 Menschen. Auch diese verlangten nach Erholung von den Türken und wir predigten ihnen deshalb über dieselbe Stelle: „Thut nun Buße u. s. w." Sie hörten wohl zu, aber nur mit krankem (zweifelndem) Herzen. Am Mittwoch gingen wir von Nanib nach Der gute, dem Wohnort des (berüchtigten Kurdcnhäupllings) Beter Chan Beg, dessen Einwohner Armenier sind. Wir kehrten bei einem (armenischen) Priester ein und blieben die Nacht bei ihm. Er bewirthete uns sehr freundlich. Am Abend brachten wir Beweise aus der ") Sprich immer Is-vlmK mit Trennung des s und <-!>,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/252>, abgerufen am 04.07.2024.