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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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ES liegt in der Natur der Sache, daß grade aus der letzten Periode eine reiche
Zahl von Gedichten erhalten ist. Die Freunde ließen sich jetzt nichts mehr
entgehen. An der Treue, mit der er hier sein inneres Leben dem Gedicht an¬
vertraut, mögen wir die Größe des Verlustes ermessen, daß uns aus der frü¬
heren Zeit verhältnißmäßig nur Weniges erhalten ist, und das Wenige großen-
theils Gegenstand der Vermuthung bleibt. Von dem brieflichen Nachlaß darf
man wohl noch neue Aufschlüsse erwarten. Jede Zeile ist erwünscht, die uns
das Leben deS außerordentlichen Mannes näher bringt.


Wilhelm Lang.


Die Capitulation des hannoverischen Heeres.

Unter den Kriegsereignissen der letzten Woche war die Kapitulation der
Hannoveraner bei Langensalza nicht das militärisch wichtigste, aber durch
die ungewöhnlichen und erschütternden Umstände, unter denen dasselbe erfolgte,
sehr von den böhmischen Siegen verschieden. Indem wir an den in der letzten
Nummer d. Bl. gegebenen Bericht anknüpfen, geben wir zunächst eine möglichst
genaue Darstellung der diplomatischen Verhandlungen; das uns bekannt ge¬
wordene Detail ist nicht ganz vollständig, aber es gewährt doch ein Verständniß
des scheinbar Unbegreiflichen.

Es wurde erwähnt, daß am 20. Juni Oberst von Fabeck, Commandeur
des gothaer Regiments, auf Befehl von Berlin einen Offizier als Parlamentär
an das Heer des Königs von Hannover geschickt hatte, mit der Aufforderung,
die Waffen zu strecken, weil das Heer von den Preußen cernirt sei. Man nahm
damals in Berlin an, daß die Hannoveraner über Eschwege und Kreuzburg den
Knotenpunkt Eisenach und die Verbindung mit den Bayern suchten. Man hatte
preußischerseits Eisenach durch das gvthaische Regiment, drei Landwehrbataillone,
eine Landwehrescadron und eine Ausfallsbatterie aus Erfurt besetzt, die 13. Di¬
vision Goben und das Corps des General Beyer waren von Hessen im Marsch
auf Eisenach, vom Norden her folgte General Manteuffel dem hannöverischen
Heer, und man hielt sich deshalb mit bestem Grund zu der Annahme berechtigt,
daß die Hannoveraner von Norden und Süden ihre Straßen verlegt finden
wurden. Doch war am 20. die Cernirung allerdings noch nicht vollständig.


ES liegt in der Natur der Sache, daß grade aus der letzten Periode eine reiche
Zahl von Gedichten erhalten ist. Die Freunde ließen sich jetzt nichts mehr
entgehen. An der Treue, mit der er hier sein inneres Leben dem Gedicht an¬
vertraut, mögen wir die Größe des Verlustes ermessen, daß uns aus der frü¬
heren Zeit verhältnißmäßig nur Weniges erhalten ist, und das Wenige großen-
theils Gegenstand der Vermuthung bleibt. Von dem brieflichen Nachlaß darf
man wohl noch neue Aufschlüsse erwarten. Jede Zeile ist erwünscht, die uns
das Leben deS außerordentlichen Mannes näher bringt.


Wilhelm Lang.


Die Capitulation des hannoverischen Heeres.

Unter den Kriegsereignissen der letzten Woche war die Kapitulation der
Hannoveraner bei Langensalza nicht das militärisch wichtigste, aber durch
die ungewöhnlichen und erschütternden Umstände, unter denen dasselbe erfolgte,
sehr von den böhmischen Siegen verschieden. Indem wir an den in der letzten
Nummer d. Bl. gegebenen Bericht anknüpfen, geben wir zunächst eine möglichst
genaue Darstellung der diplomatischen Verhandlungen; das uns bekannt ge¬
wordene Detail ist nicht ganz vollständig, aber es gewährt doch ein Verständniß
des scheinbar Unbegreiflichen.

Es wurde erwähnt, daß am 20. Juni Oberst von Fabeck, Commandeur
des gothaer Regiments, auf Befehl von Berlin einen Offizier als Parlamentär
an das Heer des Königs von Hannover geschickt hatte, mit der Aufforderung,
die Waffen zu strecken, weil das Heer von den Preußen cernirt sei. Man nahm
damals in Berlin an, daß die Hannoveraner über Eschwege und Kreuzburg den
Knotenpunkt Eisenach und die Verbindung mit den Bayern suchten. Man hatte
preußischerseits Eisenach durch das gvthaische Regiment, drei Landwehrbataillone,
eine Landwehrescadron und eine Ausfallsbatterie aus Erfurt besetzt, die 13. Di¬
vision Goben und das Corps des General Beyer waren von Hessen im Marsch
auf Eisenach, vom Norden her folgte General Manteuffel dem hannöverischen
Heer, und man hielt sich deshalb mit bestem Grund zu der Annahme berechtigt,
daß die Hannoveraner von Norden und Süden ihre Straßen verlegt finden
wurden. Doch war am 20. die Cernirung allerdings noch nicht vollständig.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/80>, abgerufen am 22.07.2024.