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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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der Kaufpreis die. Hypotheken vielleicht decken, aber kaum einen Ueberschuß ab¬
werfen würde, fo daß der Regierung aus der Wegnahme kein Vortheil er¬
wachsen konnte.

Auch heut noch nach all diesen Operationen repräsentirt das Kirchenver¬
mögen eine respectable Summe, wie es besonders die wahrhaft ungeheueren
Pfründen einiger Prälaten, Stifte und Klöster beweisen, die zum größten Theil
nur für Führung eines fürstlichen Hofstaates und eines ausgezeichneten Tiseves
verwandt werden. So bezieht der Erzbischof von Gran an eigentlicher Rente
gegen 600000 Fi.. es dürften sich aber nach verbürgten Schätzungen seine
Einkünfte auf jährlich 750,000 bis 800 000 Fi. belaufen; der von Olmütz
300.800 Fi.. Prag 71,680 Fi" Linz 51.250 Fi.. das prager Capitel 80 060 Fi.,
Se. Florian 95 000 Fi.. die Kreuzhcrren in Prag 54,000 Fi., die Prämonstra,
denser in Schlögl 53,150 Fi., in Tepl 223,000 Fe., die Schotten in Wien
197,000 Fi., in Seitenstätten 92 600 Fi., in Göttweih 71,600 Fi.. Se. Peter
in Salzburg 87.500 Fi., Kremsmünster 191,700 Fi., Admont 52,700 Fi.,
Se. Lambrecht 50,200 Fi.. Heiligenkreuz 93,900 Fi.. Zwettl 50 000 Fi.. Hohen-
surt 51000 Fe.. Osseg 87,900 Fi. Es dürften aber diese Einkünfte, die wir
der empfehlenswerthen Schrift von Dr. I. Pfeffert (Pfeiffer), Leipzig: "Ueber
die Einziehung der Kirchen-, Stifts- und Klostcrgüter" entnehmen, bei den
meisten um die Hälfte zu niedrig gegriffen sein, denn sie beruhen auf den vom
Klerus im Jahre 1849 gemachten Angaben, und nehmen wir auch die Wahrheit
dieser Angaben an, fo ist immerhin nicht zu vergessen, daß seit 1849 der Grund-
werth gestiegen ist, also auch die Grundrente, und daß jenes Vermögen meist in
Grundbesitz besteht. So bezieht das aus den Aussterbeetat gefegte Dominikaner-
kloster in Znaim in Mähren nach zuverlässiger Privatangabe aus einer einzigen
Herrschaft jährlich 60,000 Fi.. deren Einnahmen in der Angabe mit kaum
12.000 Fi. beziffert waren, und trotzdem gelingt es den elf ehrwürdigen Vätern,
die zur Stunde noch die Brüderschaft bilden, jährlich diesen Betrag für ihr
leibliches Wohl umzusetzen.

Vollständig aber mangelt die Angabe über die wahrhaft ungeheuern Ein¬
künfte der Jesuiten, die auch nur annähernd zu bezeichnen unmöglich ist. Ihre
Besitzungen sind ihnen, nachdem sie im Jahre 1848 zum letzten Mal Vertrieben
wurden, im Jahre 1850 in den italienischen Kivnländern, im Jahre 1852 in
den deutschen, slavischen und ungarischen zurückgegeben worden. So oft man
auch diesen Orden aus Oestreich verwiesen, die schlauen Söhne Loyolas fanden
stets neuen Eingang und bis zum Ohr des Monarchen erstreckte sich ihre alles
umstrickende Macht.

Aber während nun die Pfründen des hohen Klerus, der Bischöfe, Erz-
bischöfe, Stifte, Klöster ze. verschwenderisch ausgestaltet sind, ist das Einkommen
der Kapläne und der ganzen niederen Geistlichkeit dürftig und elend. Wir


der Kaufpreis die. Hypotheken vielleicht decken, aber kaum einen Ueberschuß ab¬
werfen würde, fo daß der Regierung aus der Wegnahme kein Vortheil er¬
wachsen konnte.

Auch heut noch nach all diesen Operationen repräsentirt das Kirchenver¬
mögen eine respectable Summe, wie es besonders die wahrhaft ungeheueren
Pfründen einiger Prälaten, Stifte und Klöster beweisen, die zum größten Theil
nur für Führung eines fürstlichen Hofstaates und eines ausgezeichneten Tiseves
verwandt werden. So bezieht der Erzbischof von Gran an eigentlicher Rente
gegen 600000 Fi.. es dürften sich aber nach verbürgten Schätzungen seine
Einkünfte auf jährlich 750,000 bis 800 000 Fi. belaufen; der von Olmütz
300.800 Fi.. Prag 71,680 Fi„ Linz 51.250 Fi.. das prager Capitel 80 060 Fi.,
Se. Florian 95 000 Fi.. die Kreuzhcrren in Prag 54,000 Fi., die Prämonstra,
denser in Schlögl 53,150 Fi., in Tepl 223,000 Fe., die Schotten in Wien
197,000 Fi., in Seitenstätten 92 600 Fi., in Göttweih 71,600 Fi.. Se. Peter
in Salzburg 87.500 Fi., Kremsmünster 191,700 Fi., Admont 52,700 Fi.,
Se. Lambrecht 50,200 Fi.. Heiligenkreuz 93,900 Fi.. Zwettl 50 000 Fi.. Hohen-
surt 51000 Fe.. Osseg 87,900 Fi. Es dürften aber diese Einkünfte, die wir
der empfehlenswerthen Schrift von Dr. I. Pfeffert (Pfeiffer), Leipzig: „Ueber
die Einziehung der Kirchen-, Stifts- und Klostcrgüter" entnehmen, bei den
meisten um die Hälfte zu niedrig gegriffen sein, denn sie beruhen auf den vom
Klerus im Jahre 1849 gemachten Angaben, und nehmen wir auch die Wahrheit
dieser Angaben an, fo ist immerhin nicht zu vergessen, daß seit 1849 der Grund-
werth gestiegen ist, also auch die Grundrente, und daß jenes Vermögen meist in
Grundbesitz besteht. So bezieht das aus den Aussterbeetat gefegte Dominikaner-
kloster in Znaim in Mähren nach zuverlässiger Privatangabe aus einer einzigen
Herrschaft jährlich 60,000 Fi.. deren Einnahmen in der Angabe mit kaum
12.000 Fi. beziffert waren, und trotzdem gelingt es den elf ehrwürdigen Vätern,
die zur Stunde noch die Brüderschaft bilden, jährlich diesen Betrag für ihr
leibliches Wohl umzusetzen.

Vollständig aber mangelt die Angabe über die wahrhaft ungeheuern Ein¬
künfte der Jesuiten, die auch nur annähernd zu bezeichnen unmöglich ist. Ihre
Besitzungen sind ihnen, nachdem sie im Jahre 1848 zum letzten Mal Vertrieben
wurden, im Jahre 1850 in den italienischen Kivnländern, im Jahre 1852 in
den deutschen, slavischen und ungarischen zurückgegeben worden. So oft man
auch diesen Orden aus Oestreich verwiesen, die schlauen Söhne Loyolas fanden
stets neuen Eingang und bis zum Ohr des Monarchen erstreckte sich ihre alles
umstrickende Macht.

Aber während nun die Pfründen des hohen Klerus, der Bischöfe, Erz-
bischöfe, Stifte, Klöster ze. verschwenderisch ausgestaltet sind, ist das Einkommen
der Kapläne und der ganzen niederen Geistlichkeit dürftig und elend. Wir


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[0503] der Kaufpreis die. Hypotheken vielleicht decken, aber kaum einen Ueberschuß ab¬ werfen würde, fo daß der Regierung aus der Wegnahme kein Vortheil er¬ wachsen konnte. Auch heut noch nach all diesen Operationen repräsentirt das Kirchenver¬ mögen eine respectable Summe, wie es besonders die wahrhaft ungeheueren Pfründen einiger Prälaten, Stifte und Klöster beweisen, die zum größten Theil nur für Führung eines fürstlichen Hofstaates und eines ausgezeichneten Tiseves verwandt werden. So bezieht der Erzbischof von Gran an eigentlicher Rente gegen 600000 Fi.. es dürften sich aber nach verbürgten Schätzungen seine Einkünfte auf jährlich 750,000 bis 800 000 Fi. belaufen; der von Olmütz 300.800 Fi.. Prag 71,680 Fi„ Linz 51.250 Fi.. das prager Capitel 80 060 Fi., Se. Florian 95 000 Fi.. die Kreuzhcrren in Prag 54,000 Fi., die Prämonstra, denser in Schlögl 53,150 Fi., in Tepl 223,000 Fe., die Schotten in Wien 197,000 Fi., in Seitenstätten 92 600 Fi., in Göttweih 71,600 Fi.. Se. Peter in Salzburg 87.500 Fi., Kremsmünster 191,700 Fi., Admont 52,700 Fi., Se. Lambrecht 50,200 Fi.. Heiligenkreuz 93,900 Fi.. Zwettl 50 000 Fi.. Hohen- surt 51000 Fe.. Osseg 87,900 Fi. Es dürften aber diese Einkünfte, die wir der empfehlenswerthen Schrift von Dr. I. Pfeffert (Pfeiffer), Leipzig: „Ueber die Einziehung der Kirchen-, Stifts- und Klostcrgüter" entnehmen, bei den meisten um die Hälfte zu niedrig gegriffen sein, denn sie beruhen auf den vom Klerus im Jahre 1849 gemachten Angaben, und nehmen wir auch die Wahrheit dieser Angaben an, fo ist immerhin nicht zu vergessen, daß seit 1849 der Grund- werth gestiegen ist, also auch die Grundrente, und daß jenes Vermögen meist in Grundbesitz besteht. So bezieht das aus den Aussterbeetat gefegte Dominikaner- kloster in Znaim in Mähren nach zuverlässiger Privatangabe aus einer einzigen Herrschaft jährlich 60,000 Fi.. deren Einnahmen in der Angabe mit kaum 12.000 Fi. beziffert waren, und trotzdem gelingt es den elf ehrwürdigen Vätern, die zur Stunde noch die Brüderschaft bilden, jährlich diesen Betrag für ihr leibliches Wohl umzusetzen. Vollständig aber mangelt die Angabe über die wahrhaft ungeheuern Ein¬ künfte der Jesuiten, die auch nur annähernd zu bezeichnen unmöglich ist. Ihre Besitzungen sind ihnen, nachdem sie im Jahre 1848 zum letzten Mal Vertrieben wurden, im Jahre 1850 in den italienischen Kivnländern, im Jahre 1852 in den deutschen, slavischen und ungarischen zurückgegeben worden. So oft man auch diesen Orden aus Oestreich verwiesen, die schlauen Söhne Loyolas fanden stets neuen Eingang und bis zum Ohr des Monarchen erstreckte sich ihre alles umstrickende Macht. Aber während nun die Pfründen des hohen Klerus, der Bischöfe, Erz- bischöfe, Stifte, Klöster ze. verschwenderisch ausgestaltet sind, ist das Einkommen der Kapläne und der ganzen niederen Geistlichkeit dürftig und elend. Wir

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/503>, abgerufen am 22.07.2024.