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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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der Friede", ein Lustspiel 1760. und unter gleichem Titel: "Der Krieg
und der Friede. Ein Schauspiel in fünf Auszügen in den Jahren 1756 bis
1763 auf dem allgemeinen Welttheater aufgeführet mit lustigen Zwischenspielen
und einem Nachspiel, Gedruckt im Friedensjahre (1763)." Aus dem Schluß
dieses Stückes wird hier eine ergötzliche Probe mitgetheilt mit dem Bemerken,
daß auch dieses Stück wie die große Mehrzahl der deutschen Poesien jener Zeit
Partei für die Preußen nimmt.

Die verschiedenen Nationen, der Engländer. Franzose, Spanier, Portugiese,
der Holländer, Oestreich", Preuße und Sachse haben sich in dem Stück über
ihre Tendenzen leidenschaftlich aber würdig in Alexandrinern ausgesprochen. Da¬
neben haben in Zwischenspielen Bauern getanzt und Bürger über die Einquar¬
tierungslast u. s. w. geklagt. Es kommt zum Frieden, die Ausländer haben
sich vereinigt, der Sachse, Preuße, Oestreicher u. a. treten auf. Der Sachse
beginnt:


Sachse.

Wie ein Kaninichen aus seinem Bau durch Sträucher
Und Gräser hoffend tutt, wenn durch der Stürme Nacht
Ein holder Sonnenblick der An entgegen lacht;
So meyn auch ich halb froh aus meinen Kummerhcckcn
Mein Haupt auf einem Laut der Ruh hervorzurcckcn.


Preuße.

Erst soll die Reichsarmee ganz auseinander gehn.


Franz os
(zum Oestreich").

Freund, hindern Sie dies nicht.


Oestreicher.

Ich will es zugestehn.


Sachse
(zum Oestreicher).

Das Herz erstarret mir, wenn Sie sich lange sträuben.

(zum Oestreich").

Engländer

Mir ehmals werther Freund, Sie scheu wohl, Sie treiben
Ihr Absehn nun nicht durch. Es hat der Fügung Macht
Die Scenen abgespielt, als ich selbst nicht gedacht.
Nichts kann den Eigensinn der Cvnjuncturen zähmen:
Bey Ihrer Völker Heil, die sich so lange grämen;
Um Ihres Freundes Noth, die so beredsam spricht;
Versagen Sie Ihr Ohr dem Ruf der Freundschaft nicht ;
Und suchen Sie den Stand, da Ruh und Friede blühen,
Dem schlüpfrigen Vertraun der Kriege vorzuziehen!


O estreich er.

Ich will.


der Friede", ein Lustspiel 1760. und unter gleichem Titel: „Der Krieg
und der Friede. Ein Schauspiel in fünf Auszügen in den Jahren 1756 bis
1763 auf dem allgemeinen Welttheater aufgeführet mit lustigen Zwischenspielen
und einem Nachspiel, Gedruckt im Friedensjahre (1763)." Aus dem Schluß
dieses Stückes wird hier eine ergötzliche Probe mitgetheilt mit dem Bemerken,
daß auch dieses Stück wie die große Mehrzahl der deutschen Poesien jener Zeit
Partei für die Preußen nimmt.

Die verschiedenen Nationen, der Engländer. Franzose, Spanier, Portugiese,
der Holländer, Oestreich», Preuße und Sachse haben sich in dem Stück über
ihre Tendenzen leidenschaftlich aber würdig in Alexandrinern ausgesprochen. Da¬
neben haben in Zwischenspielen Bauern getanzt und Bürger über die Einquar¬
tierungslast u. s. w. geklagt. Es kommt zum Frieden, die Ausländer haben
sich vereinigt, der Sachse, Preuße, Oestreicher u. a. treten auf. Der Sachse
beginnt:


Sachse.

Wie ein Kaninichen aus seinem Bau durch Sträucher
Und Gräser hoffend tutt, wenn durch der Stürme Nacht
Ein holder Sonnenblick der An entgegen lacht;
So meyn auch ich halb froh aus meinen Kummerhcckcn
Mein Haupt auf einem Laut der Ruh hervorzurcckcn.


Preuße.

Erst soll die Reichsarmee ganz auseinander gehn.


Franz os
(zum Oestreich»).

Freund, hindern Sie dies nicht.


Oestreicher.

Ich will es zugestehn.


Sachse
(zum Oestreicher).

Das Herz erstarret mir, wenn Sie sich lange sträuben.

(zum Oestreich»).

Engländer

Mir ehmals werther Freund, Sie scheu wohl, Sie treiben
Ihr Absehn nun nicht durch. Es hat der Fügung Macht
Die Scenen abgespielt, als ich selbst nicht gedacht.
Nichts kann den Eigensinn der Cvnjuncturen zähmen:
Bey Ihrer Völker Heil, die sich so lange grämen;
Um Ihres Freundes Noth, die so beredsam spricht;
Versagen Sie Ihr Ohr dem Ruf der Freundschaft nicht ;
Und suchen Sie den Stand, da Ruh und Friede blühen,
Dem schlüpfrigen Vertraun der Kriege vorzuziehen!


O estreich er.

Ich will.


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[0469] der Friede", ein Lustspiel 1760. und unter gleichem Titel: „Der Krieg und der Friede. Ein Schauspiel in fünf Auszügen in den Jahren 1756 bis 1763 auf dem allgemeinen Welttheater aufgeführet mit lustigen Zwischenspielen und einem Nachspiel, Gedruckt im Friedensjahre (1763)." Aus dem Schluß dieses Stückes wird hier eine ergötzliche Probe mitgetheilt mit dem Bemerken, daß auch dieses Stück wie die große Mehrzahl der deutschen Poesien jener Zeit Partei für die Preußen nimmt. Die verschiedenen Nationen, der Engländer. Franzose, Spanier, Portugiese, der Holländer, Oestreich», Preuße und Sachse haben sich in dem Stück über ihre Tendenzen leidenschaftlich aber würdig in Alexandrinern ausgesprochen. Da¬ neben haben in Zwischenspielen Bauern getanzt und Bürger über die Einquar¬ tierungslast u. s. w. geklagt. Es kommt zum Frieden, die Ausländer haben sich vereinigt, der Sachse, Preuße, Oestreicher u. a. treten auf. Der Sachse beginnt: Sachse. Wie ein Kaninichen aus seinem Bau durch Sträucher Und Gräser hoffend tutt, wenn durch der Stürme Nacht Ein holder Sonnenblick der An entgegen lacht; So meyn auch ich halb froh aus meinen Kummerhcckcn Mein Haupt auf einem Laut der Ruh hervorzurcckcn. Preuße. Erst soll die Reichsarmee ganz auseinander gehn. Franz os (zum Oestreich»). Freund, hindern Sie dies nicht. Oestreicher. Ich will es zugestehn. Sachse (zum Oestreicher). Das Herz erstarret mir, wenn Sie sich lange sträuben. (zum Oestreich»). Engländer Mir ehmals werther Freund, Sie scheu wohl, Sie treiben Ihr Absehn nun nicht durch. Es hat der Fügung Macht Die Scenen abgespielt, als ich selbst nicht gedacht. Nichts kann den Eigensinn der Cvnjuncturen zähmen: Bey Ihrer Völker Heil, die sich so lange grämen; Um Ihres Freundes Noth, die so beredsam spricht; Versagen Sie Ihr Ohr dem Ruf der Freundschaft nicht ; Und suchen Sie den Stand, da Ruh und Friede blühen, Dem schlüpfrigen Vertraun der Kriege vorzuziehen! O estreich er. Ich will.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/469>, abgerufen am 22.07.2024.