Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.schaft in gemeinschädlicher Weise hemmen und beschränken. Sie verlangt Grenz- schaft in gemeinschädlicher Weise hemmen und beschränken. Sie verlangt Grenz- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0338" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/285926"/> <p xml:id="ID_1015" prev="#ID_1014"> schaft in gemeinschädlicher Weise hemmen und beschränken. Sie verlangt Grenz-<lb/> regulirung zwischen der Politik und der Volkswirtschaft, damit jene wie diese<lb/> auf ihrem eigenen Gebiete ihre volle Kraft entwickele, statt sich durch Zersplit¬<lb/> terung und Uebergriffe zu schwächen und einander hindernd in den Weg zu<lb/> treten, damit der Staat dem Volke Macht- und Rechtsschutz (ohne Bevormun¬<lb/> dung) und das Volk dem Staate Capital und Menschenkraft nach Möglichkeit<lb/> und Bedarf zur Verfügung stelle. Man hat oft den volkswirthschaftlichen Con-<lb/> greß beschuldigt, er treibe Politik. Dies ist ein Irrthum. Er hat sich aller¬<lb/> dings zuweilen genöthigt gesehen, das Gebiet der Volkswirthschaft gegen Ueber¬<lb/> griffe der Politik zu vertheidigen. Auch wünscht die Volkswirthschaft einen<lb/> Staat, der, seiner hohen Aufgabe des Macht- und Rechtsschutzes voll bewußt,<lb/> sich auf diese beschränkt und von ihr so in Anspruch genommen wird, daß es<lb/> ihm unmöglich wird, die Beschäftigung jener liliputanischen 8öl-äisa,lit „Staats¬<lb/> männer" nachzuahmen, welche, in Ermangelung höherer Aufgaben, sich berufen<lb/> fühlen, sich um die Privatwirthschaft eines jeden Einzelnen zu kümmern, jedem<lb/> in den Topf zu sehen und mit plumper Faust einzugreifen in die auf unabän¬<lb/> derlichen Naturgesetzen beruhende Entwickelung der ökonomischen Harmonie der<lb/> menschlichen Gesellschaft, welche glauben, man könne die Gesetze des Denkens<lb/> und des Seins ändern durch Ordonnanzen der Staatsgewalt und Ukase der<lb/> Polizei, und die, indem sie sich schmeicheln, Wohlthaten zu erweisen und Wohl¬<lb/> stand zu gründen, Verwirrung anstiften und Hemmung, Lähmung, Elend und<lb/> Massenverarmung herbeiführen. Der Kampf gegen diesen Feind der Volks¬<lb/> wirthschaft fällt auf vielen Gebieten (Verkehrsanstalten, Transport-, Postwesen,<lb/> Monopolen, Niederlassungs-, Zug- und GewerbFreiheit u. s. w.) zusammen mit<lb/> dem Kampf gegen das Uebermaß der Kleinstaaterei. Aber die Volkswirthe sind<lb/> in diesen Kampf eingetreten, nicht weil sie den Kleinstaat als solchen, sondern<lb/> weil sie auf wirthschaftlichem Gebiete das System der Abpferchung, der Ein-<lb/> schachtelung, der Uebergriffe, des Mechanismus und die Ausbeutung der Ge¬<lb/> sammtheit durch Monopole und Privilegien Einzelner befehden. Die Volks«<lb/> Wirthe, indem sie die Grenze zwischen dem Staat und der wirthschaftlichen<lb/> Gesellschaft, zwischen der Politik und der Oekonomie zu regeln streben, wollen<lb/> in wahrhaft conservativen Interesse den durch Grenzverwirrung und -strittig'<lb/> leiten bedroheten Frieden wieder herstellen und dauernd stabilisiren. Sie wollen<lb/> dem Kaiser geben, was des Kaisers, dem Volke, was des Volkes ist; und wenn<lb/> einzelne deutsche Staaten so klein, und ihre Regierungen zu einem Anschluß »n<lb/> größere zu verblendet sind, so daß hier eine solche principgerechte GrenzreguU-<lb/> rung unmöglich und der Unfriede permanent ist, — nun. dann sind es doch gewiß<lb/> nicht die Volkswirthe, welche die Schuld daran tragen, daß man taub ist gegen<lb/> die alte Lehre Schillers:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0338]
schaft in gemeinschädlicher Weise hemmen und beschränken. Sie verlangt Grenz-
regulirung zwischen der Politik und der Volkswirtschaft, damit jene wie diese
auf ihrem eigenen Gebiete ihre volle Kraft entwickele, statt sich durch Zersplit¬
terung und Uebergriffe zu schwächen und einander hindernd in den Weg zu
treten, damit der Staat dem Volke Macht- und Rechtsschutz (ohne Bevormun¬
dung) und das Volk dem Staate Capital und Menschenkraft nach Möglichkeit
und Bedarf zur Verfügung stelle. Man hat oft den volkswirthschaftlichen Con-
greß beschuldigt, er treibe Politik. Dies ist ein Irrthum. Er hat sich aller¬
dings zuweilen genöthigt gesehen, das Gebiet der Volkswirthschaft gegen Ueber¬
griffe der Politik zu vertheidigen. Auch wünscht die Volkswirthschaft einen
Staat, der, seiner hohen Aufgabe des Macht- und Rechtsschutzes voll bewußt,
sich auf diese beschränkt und von ihr so in Anspruch genommen wird, daß es
ihm unmöglich wird, die Beschäftigung jener liliputanischen 8öl-äisa,lit „Staats¬
männer" nachzuahmen, welche, in Ermangelung höherer Aufgaben, sich berufen
fühlen, sich um die Privatwirthschaft eines jeden Einzelnen zu kümmern, jedem
in den Topf zu sehen und mit plumper Faust einzugreifen in die auf unabän¬
derlichen Naturgesetzen beruhende Entwickelung der ökonomischen Harmonie der
menschlichen Gesellschaft, welche glauben, man könne die Gesetze des Denkens
und des Seins ändern durch Ordonnanzen der Staatsgewalt und Ukase der
Polizei, und die, indem sie sich schmeicheln, Wohlthaten zu erweisen und Wohl¬
stand zu gründen, Verwirrung anstiften und Hemmung, Lähmung, Elend und
Massenverarmung herbeiführen. Der Kampf gegen diesen Feind der Volks¬
wirthschaft fällt auf vielen Gebieten (Verkehrsanstalten, Transport-, Postwesen,
Monopolen, Niederlassungs-, Zug- und GewerbFreiheit u. s. w.) zusammen mit
dem Kampf gegen das Uebermaß der Kleinstaaterei. Aber die Volkswirthe sind
in diesen Kampf eingetreten, nicht weil sie den Kleinstaat als solchen, sondern
weil sie auf wirthschaftlichem Gebiete das System der Abpferchung, der Ein-
schachtelung, der Uebergriffe, des Mechanismus und die Ausbeutung der Ge¬
sammtheit durch Monopole und Privilegien Einzelner befehden. Die Volks«
Wirthe, indem sie die Grenze zwischen dem Staat und der wirthschaftlichen
Gesellschaft, zwischen der Politik und der Oekonomie zu regeln streben, wollen
in wahrhaft conservativen Interesse den durch Grenzverwirrung und -strittig'
leiten bedroheten Frieden wieder herstellen und dauernd stabilisiren. Sie wollen
dem Kaiser geben, was des Kaisers, dem Volke, was des Volkes ist; und wenn
einzelne deutsche Staaten so klein, und ihre Regierungen zu einem Anschluß »n
größere zu verblendet sind, so daß hier eine solche principgerechte GrenzreguU-
rung unmöglich und der Unfriede permanent ist, — nun. dann sind es doch gewiß
nicht die Volkswirthe, welche die Schuld daran tragen, daß man taub ist gegen
die alte Lehre Schillers:
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