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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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Mer gesetzt, die sächsischen Fürsten fügten sich in den verhaßten Zwang
mit einer Ungewöhnlichen Resignation; wie soll! fortan ihre Stellung vor dem
eigenW Volke werden" wenn die Luft erst die Freudenthränen der Dresdnerinnen
getrockM hat und bis Blumenhügel gewellt sind, mit denen sich die pietät-
voAs Hauptstadt bei dör Heimkehr ihrer theuern Fürsten- schmückt? Unwider¬
stehlich wird sich der nüchterne Zwang der Thatsachen- geltend machen. Alle
Interessen, des! Volkes ziehen zum Bunde., zu engerer Vereinigungi- mit dem
groß"" Sta-atskörper. Und- diese Vereinigung, wäre fortan gesetzlich gebahnt" "sie
wRe gär^ nicht--mehr aufzuhalten. Ms königliche Familie weiß es sehr gB und
da" Volk wird es^ mit'jedem Tags deutlicher fühlen, daß. die Interessen des alten
Fu-rfleurMWsts- sich- fMan scheiden von denen des- Volkes., die großen Kriegs¬
lasten, die bittere- StiMm-ung der Hofk-reise. da" sorgfältige Hervorheben einer
sMifisth' sSWscheni.LoyalitSk! - da" ^ leidig"' sächsische Denuneiren werden dazu bei-
tmgew, das Land! in einer ungesunden Aufregung zu erhalten. Und-die unholde
Bezeichnung, welche jetzt eifrige Sachsen ihren Landesgenossen von. der BMdes-
Partei gönnen" d"S Wort "Mterpreußen" wird- nach der Restauration für alle
Sachsen -geltiew; sie werden ein höheres Maß, von Lasten zu tragen haben und
weniger von dem Segen des neuen Staatsbaues für sich gewinnen, sie werden
Ärgerlich, verstimmt und in-politischer Halbheit dahinleben, während neben ihnen
sich großartig die une Zeit rührt.

Wer in Sachsen wagt zu behaupten, daß diese Befürchtungen grundlos
stW? Und wer weiß sine Hilfe dagegen, wenn das? Königshaus der Wettiner
sich' j'e ez-t , nach der böhmischen Heerfahrt!., dem Bunde- unterordnet?

""-Und wenn dies ^acht'der Fall ist", wenn der König sich im Verjrauen ans
VW Hilft Oestreichs- und Frankreichs weigert in- den neuen Bund zu treten?
Dann Mrd ja die Hoffnung loyaler Herzen erfüllt, es kehrt, von den aufgelegten
Kriegskosten abgesehn, alles in das alte Gleis zurück. Sachsen- behält seine
SouverÄnetät und blsibt durch Mrtrag. Mitglied des Zollvereins! -7- Es ist wenig
Weisheit nöthig, um einz-u-schen, daß die Rückkehr dieses Zustandes unmöglich
wurde. Der Zollverein besteht heut noch factisch, er ist rechtlich gelöst. Die neue
Aolleinhew wird nicht! mehr durch Vertrag der Regierungen gebildet, sie wird
unter Theilnahme des, Parlaments" geseh-tosfsn, modificirt, fortgebildet. Der
Staat, welcher nicht seine Bürger in das Parlament schickt, kann doch, nur wie
ein Herren, und umsehe/nloses Territarium angefügt werde"., die, Interessen seines
Handels und seiner'Industrie werden keine Berücksichtigung finden, unfrei! muß ex
sich den Gesetzen und Beschlüssen der Bundssgewalt unterordnen, die Zollein¬
nahmen und An-sgabew werden nicht wie bisher von den einzelnen souveränen
Staaten an ihren Gr""M erhoben und vsrrechn-es, sie werden tubes Beamte- de"
Bunde" erhoben und übler sie- wird" ver-fügt noch dem Ermessen der Bunde"-
gewalt. Wäre ein solcher Helotenzustand dem sächsischen- Volke auch - nur,,-aus


Mer gesetzt, die sächsischen Fürsten fügten sich in den verhaßten Zwang
mit einer Ungewöhnlichen Resignation; wie soll! fortan ihre Stellung vor dem
eigenW Volke werden» wenn die Luft erst die Freudenthränen der Dresdnerinnen
getrockM hat und bis Blumenhügel gewellt sind, mit denen sich die pietät-
voAs Hauptstadt bei dör Heimkehr ihrer theuern Fürsten- schmückt? Unwider¬
stehlich wird sich der nüchterne Zwang der Thatsachen- geltend machen. Alle
Interessen, des! Volkes ziehen zum Bunde., zu engerer Vereinigungi- mit dem
groß«« Sta-atskörper. Und- diese Vereinigung, wäre fortan gesetzlich gebahnt» „sie
wRe gär^ nicht--mehr aufzuhalten. Ms königliche Familie weiß es sehr gB und
da» Volk wird es^ mit'jedem Tags deutlicher fühlen, daß. die Interessen des alten
Fu-rfleurMWsts- sich- fMan scheiden von denen des- Volkes., die großen Kriegs¬
lasten, die bittere- StiMm-ung der Hofk-reise. da» sorgfältige Hervorheben einer
sMifisth' sSWscheni.LoyalitSk! - da» ^ leidig»' sächsische Denuneiren werden dazu bei-
tmgew, das Land! in einer ungesunden Aufregung zu erhalten. Und-die unholde
Bezeichnung, welche jetzt eifrige Sachsen ihren Landesgenossen von. der BMdes-
Partei gönnen» d«S Wort »Mterpreußen" wird- nach der Restauration für alle
Sachsen -geltiew; sie werden ein höheres Maß, von Lasten zu tragen haben und
weniger von dem Segen des neuen Staatsbaues für sich gewinnen, sie werden
Ärgerlich, verstimmt und in-politischer Halbheit dahinleben, während neben ihnen
sich großartig die une Zeit rührt.

Wer in Sachsen wagt zu behaupten, daß diese Befürchtungen grundlos
stW? Und wer weiß sine Hilfe dagegen, wenn das? Königshaus der Wettiner
sich' j'e ez-t , nach der böhmischen Heerfahrt!., dem Bunde- unterordnet?

""-Und wenn dies ^acht'der Fall ist», wenn der König sich im Verjrauen ans
VW Hilft Oestreichs- und Frankreichs weigert in- den neuen Bund zu treten?
Dann Mrd ja die Hoffnung loyaler Herzen erfüllt, es kehrt, von den aufgelegten
Kriegskosten abgesehn, alles in das alte Gleis zurück. Sachsen- behält seine
SouverÄnetät und blsibt durch Mrtrag. Mitglied des Zollvereins! -7- Es ist wenig
Weisheit nöthig, um einz-u-schen, daß die Rückkehr dieses Zustandes unmöglich
wurde. Der Zollverein besteht heut noch factisch, er ist rechtlich gelöst. Die neue
Aolleinhew wird nicht! mehr durch Vertrag der Regierungen gebildet, sie wird
unter Theilnahme des, Parlaments» geseh-tosfsn, modificirt, fortgebildet. Der
Staat, welcher nicht seine Bürger in das Parlament schickt, kann doch, nur wie
ein Herren, und umsehe/nloses Territarium angefügt werde«., die, Interessen seines
Handels und seiner'Industrie werden keine Berücksichtigung finden, unfrei! muß ex
sich den Gesetzen und Beschlüssen der Bundssgewalt unterordnen, die Zollein¬
nahmen und An-sgabew werden nicht wie bisher von den einzelnen souveränen
Staaten an ihren Gr««M erhoben und vsrrechn-es, sie werden tubes Beamte- de»
Bunde» erhoben und übler sie- wird» ver-fügt noch dem Ermessen der Bunde»-
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/268>, abgerufen am 22.07.2024.