Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.nachher demselben mit eineck großen Teppich aus Chärtück, auf welchem der Bald sollte es den Sendboten GöbM noch Med ergehen. Im Jahre An demselben Tage, wo Stern eingekerkert würde, ließ der Kaiser die Woh- nachher demselben mit eineck großen Teppich aus Chärtück, auf welchem der Bald sollte es den Sendboten GöbM noch Med ergehen. Im Jahre An demselben Tage, wo Stern eingekerkert würde, ließ der Kaiser die Woh- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0156" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/285744"/> <p xml:id="ID_465" prev="#ID_464"> nachher demselben mit eineck großen Teppich aus Chärtück, auf welchem der<lb/> Löwenjäger Jules Gerard. im Begriff einen Löwen zu erlegen, abgebildet war,<lb/> ein Geschenk zu machen gedachte. Statt daß der Negus die Gabe huldvoll<lb/> angenommen hätte, g'erieih er in Wuth Und schrie seinem Hofstaat jU: „Seht<lb/> mir diesen frechen Kerl an. Hat die Unverschämtheit, mir zu weissagen, daß<lb/> mich die Türken fortjagen Und todtschießen werden." Gerard trug nämlich auf<lb/> dem Teppich ein türkisches Feß, und der Löwe ist dÄs Wappenzeichen Abyssiniens.<lb/> Vergebens suchte der unglückliche Rosenthal die wahre Bedeutung des Bildes<lb/> zü erklären. Man warf ihn in das Gimp, und erst nach drei Wochen gelang<lb/> es seiner Frau, ihm Pardon auszuwirken.</p><lb/> <p xml:id="ID_466"> Bald sollte es den Sendboten GöbM noch Med ergehen. Im Jahre<lb/> 1863 kam der englische Missionär Heinrich Stern nach Habesch. Um die Falascha<lb/> zu bekehren. Durch Vertheilung amhärischer Bibeln An christliche Abyssinier<lb/> und durch einen Versuch, in eineck Dorfe bei Gimdär Mes unter letzteren Pro-<lb/> selyten 'zu machen, machte er sich der GeisiliclMt verhaßt. Vor den Kaiser<lb/> gefordert, um sich zu verantworten, hatte 'er das Unglück, daß sein Dolmetscher<lb/> eine vorschnelle Antwort gab. und als dieser darauf 5>le Bastonade bekam, das<lb/> größere, daß er sich nachdenklich in den Daumen biß, was in Habesch die Be»<lb/> deutung hat, daß man sich rächen will. Theodor harte diese Geste nicht -bemerkt,<lb/> wohl aber M Abünä. Derselbe Me dem Kaiser davon, und die Folge war,<lb/> daß SrÄn eitle Wache ins Häus gelegt wurde, die ihn sehr übel behandelte<lb/> Et/trustet darüber, ging er eirdlich wieder mal Negus, um sich zu beklagen. Es<lb/> wär drÄ Uhr Nachckittägs, wo Mere^r entweder -z-u schlafen 'oder sich zu be-<lb/> Tinten Pflegt. In großen ReWiefeln, in der Rechten eine Mlpserdpeitfche<lb/> drängte sich der unvorsichtige Engländer durch die Leibwächter in das Gemach<lb/> Theodors, Um demselben durch die heftigsten 'Gesten seinen AergÄ über solche<lb/> Behandlung zu erkennen zu geben. Der Kaiser, schon lange über die Engländer<lb/> erbittert, die ihm einen Brief an die Königin Victoria lange gar nicht und<lb/> zuletzt Uur durch das auswärtige Amt beantwortet, verstand ihn nicht 'Und sah<lb/> in ihm nur einen Uriverfchäckten, der ihm mit sein« Peitsche vor dem Gesicht<lb/> herumfuhr. Wüthend sprang er auf und schlug ihn mit feinem Pistolenkolben<lb/> zu Boden, "Und als Stern wieder zu sich kam. "fand er sich im Gimp, mit einem<lb/> Eisenkragen und einer schweren Kette an eme Makler gekettet, eine Lage, in<lb/> der er voll da an Monate hindurch verblieb.</p><lb/> <p xml:id="ID_467" next="#ID_468"> An demselben Tage, wo Stern eingekerkert würde, ließ der Kaiser die Woh-<lb/> rillngen säckcktlicher Missiöniire'durchsuchen Und die letzteren fackelt'ihren Frauen<lb/> ebenfM ins Gefängniß bringen. Bei Rosenthal fand Man viele Notizen über<lb/> Sitten und Persörilichkeiten des Landes, darunter auch Bemerkungen über den<lb/> Kaiser, die nicht 'zu dessen Vortheil waren. Namentlich ^vervröß Theodor, daß<lb/> dabei gesägt wär, er sei der'Sohn einer MssövMUftrin. .Wer Mu das dem</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0156]
nachher demselben mit eineck großen Teppich aus Chärtück, auf welchem der
Löwenjäger Jules Gerard. im Begriff einen Löwen zu erlegen, abgebildet war,
ein Geschenk zu machen gedachte. Statt daß der Negus die Gabe huldvoll
angenommen hätte, g'erieih er in Wuth Und schrie seinem Hofstaat jU: „Seht
mir diesen frechen Kerl an. Hat die Unverschämtheit, mir zu weissagen, daß
mich die Türken fortjagen Und todtschießen werden." Gerard trug nämlich auf
dem Teppich ein türkisches Feß, und der Löwe ist dÄs Wappenzeichen Abyssiniens.
Vergebens suchte der unglückliche Rosenthal die wahre Bedeutung des Bildes
zü erklären. Man warf ihn in das Gimp, und erst nach drei Wochen gelang
es seiner Frau, ihm Pardon auszuwirken.
Bald sollte es den Sendboten GöbM noch Med ergehen. Im Jahre
1863 kam der englische Missionär Heinrich Stern nach Habesch. Um die Falascha
zu bekehren. Durch Vertheilung amhärischer Bibeln An christliche Abyssinier
und durch einen Versuch, in eineck Dorfe bei Gimdär Mes unter letzteren Pro-
selyten 'zu machen, machte er sich der GeisiliclMt verhaßt. Vor den Kaiser
gefordert, um sich zu verantworten, hatte 'er das Unglück, daß sein Dolmetscher
eine vorschnelle Antwort gab. und als dieser darauf 5>le Bastonade bekam, das
größere, daß er sich nachdenklich in den Daumen biß, was in Habesch die Be»
deutung hat, daß man sich rächen will. Theodor harte diese Geste nicht -bemerkt,
wohl aber M Abünä. Derselbe Me dem Kaiser davon, und die Folge war,
daß SrÄn eitle Wache ins Häus gelegt wurde, die ihn sehr übel behandelte
Et/trustet darüber, ging er eirdlich wieder mal Negus, um sich zu beklagen. Es
wär drÄ Uhr Nachckittägs, wo Mere^r entweder -z-u schlafen 'oder sich zu be-
Tinten Pflegt. In großen ReWiefeln, in der Rechten eine Mlpserdpeitfche
drängte sich der unvorsichtige Engländer durch die Leibwächter in das Gemach
Theodors, Um demselben durch die heftigsten 'Gesten seinen AergÄ über solche
Behandlung zu erkennen zu geben. Der Kaiser, schon lange über die Engländer
erbittert, die ihm einen Brief an die Königin Victoria lange gar nicht und
zuletzt Uur durch das auswärtige Amt beantwortet, verstand ihn nicht 'Und sah
in ihm nur einen Uriverfchäckten, der ihm mit sein« Peitsche vor dem Gesicht
herumfuhr. Wüthend sprang er auf und schlug ihn mit feinem Pistolenkolben
zu Boden, "Und als Stern wieder zu sich kam. "fand er sich im Gimp, mit einem
Eisenkragen und einer schweren Kette an eme Makler gekettet, eine Lage, in
der er voll da an Monate hindurch verblieb.
An demselben Tage, wo Stern eingekerkert würde, ließ der Kaiser die Woh-
rillngen säckcktlicher Missiöniire'durchsuchen Und die letzteren fackelt'ihren Frauen
ebenfM ins Gefängniß bringen. Bei Rosenthal fand Man viele Notizen über
Sitten und Persörilichkeiten des Landes, darunter auch Bemerkungen über den
Kaiser, die nicht 'zu dessen Vortheil waren. Namentlich ^vervröß Theodor, daß
dabei gesägt wär, er sei der'Sohn einer MssövMUftrin. .Wer Mu das dem
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