Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.ihre Wirthschaft in moderner Weise als Fabrikanlage behandeln. Der Staat ihre Wirthschaft in moderner Weise als Fabrikanlage behandeln. Der Staat <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0131" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/285719"/> <p xml:id="ID_386" prev="#ID_385" next="#ID_387"> ihre Wirthschaft in moderner Weise als Fabrikanlage behandeln. Der Staat<lb/> würde zur Zeit noch ein wichtiges Culturinteresse vernachlässigen, wenn er den<lb/> Verkauf der Domänen nur deshalb beförderte, weil in einzelnen Landschaften<lb/> eine Permehrung von Bauernstellen wünschenswert!) wird. Die Domänen selbst<lb/> sind in staatswirthschaftlicher Hinsicht demokratische Institutionen; und noch ist<lb/> es nicht an der Zeit, diese Stätten industrieller Intelligenz zu vermindern.<lb/> Allerdings vertheilt sich diese Culturförderung ungleich auf die Provinzen. — Es<lb/> dürfte daher die Aufgabe der Staatsregierung resp, der Landesvertretung sein,<lb/> zwar nicht den Perkauf von Domänen absolut zu hindern, aber dafür zu sorgen,<lb/> daß bei demselben der beabsichtigte Staats- und volkswirthschaftliche Zweck auch<lb/> wirklich erreicht werde. Ein Festhalten dieses Gesichtspunktes wird dahin<lb/> führen, von dem Verkaufe ganzer Vorwerke und Güter mehr und mehr abzu¬<lb/> sehen, und soweit es die wirthschaftlichen Verhältnisse der betreffenden Domänen<lb/> irgend gestatten, von denselben bei den Neuverpachtungen nur einzelne Grund¬<lb/> stücke zum Verkaufe an Arbeiter, Tagelöhner und Handwerker abzuzweigen, und<lb/> kleinere bäuerliche Besitzungen, allenfalls auch, wo die Verhältnisse es fordern,<lb/> Mittclgüter von mäßigem Umfange abzutrennen. Denn grade in denjenigen<lb/> Bezirken, welche die größten und ertragsreichsten Domänen enthalten, ist auch<lb/> der ritterschaftliche Grundbesitz so bedeutend, daß ein Bedürfniß zur Vermehrung<lb/> großer Güter in keiner Weise vorliegt, aber das Bedürfniß zur Ansässigmachung der<lb/> Tagelöhner ze., deren Ansiedlung statt zu verhindern, möglichst zu fördern<lb/> ist, und zur Verstärkung eines selbständigen Bauernstandes immer dringender<lb/> hervortritt. Während nämlich in der Rheinprovinz eigentliche Domänengüter<lb/> gar nicht vorhanden sind, und in Westfalen nur 6 Vorwerke mit 8,612 Morgen<lb/> und einem Ertrage von 21,145 Thlr. sich vorfinden, umfassen die Provinzen: Preußen<lb/> 163 Vorwerke mit 251.160 Morgen. Pommern 167 Vorwerke mit 254,139<lb/> Morgen. Brandenburg 142 Vorwerke mit 216,011 Morgen und Sachsen 156<lb/> Vorwerke mit 224,245 Morgen. — Daß aber von manchen Domänen erheb¬<lb/> liche Theile abgetrennt werden können, ohne daß die Bewirthschaftung der¬<lb/> selben als große Güter gefährdet wird, ergiebt sich aus dem Umstände, daß<lb/> dieselben jetzt vielfach eine zu bedeutende Größe haben. Denn wenn auch<lb/> nach dem Durchschnitt der sämmtlichen Domänen aus jede der 529 Pachtungen<lb/> nur 3,217 Morgen fallen, so ist doch eine große Anzahl von Domänen vor¬<lb/> handen, deren Areal das Doppelte dieses Durchschnitts noch übersteigt; so ent¬<lb/> halten z. B. die Domänen Bartenstein (Regierungsbezirk Königsberg) 9.263<lb/> Morgen 170 ^Ruthen. Athensleben (Regierungsbezirk Magdeburg) 6,320<lb/> Morgen 42 LlRuthen. Altkloster und Dußnik (Regierungsbezirk Posen) 6,100<lb/> Morgen 110 in Ruthen und 6,081 Morgen 109 in Ruthen, Barby (Regierungs¬<lb/> bezirk Magdeburg) 5,530 Morgen 102 in Ruthen u. a. in. — Wird von diesen<lb/> Mverhaltnißmäßig großen Gütern in einer den localen Verhältnissen ent></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0131]
ihre Wirthschaft in moderner Weise als Fabrikanlage behandeln. Der Staat
würde zur Zeit noch ein wichtiges Culturinteresse vernachlässigen, wenn er den
Verkauf der Domänen nur deshalb beförderte, weil in einzelnen Landschaften
eine Permehrung von Bauernstellen wünschenswert!) wird. Die Domänen selbst
sind in staatswirthschaftlicher Hinsicht demokratische Institutionen; und noch ist
es nicht an der Zeit, diese Stätten industrieller Intelligenz zu vermindern.
Allerdings vertheilt sich diese Culturförderung ungleich auf die Provinzen. — Es
dürfte daher die Aufgabe der Staatsregierung resp, der Landesvertretung sein,
zwar nicht den Perkauf von Domänen absolut zu hindern, aber dafür zu sorgen,
daß bei demselben der beabsichtigte Staats- und volkswirthschaftliche Zweck auch
wirklich erreicht werde. Ein Festhalten dieses Gesichtspunktes wird dahin
führen, von dem Verkaufe ganzer Vorwerke und Güter mehr und mehr abzu¬
sehen, und soweit es die wirthschaftlichen Verhältnisse der betreffenden Domänen
irgend gestatten, von denselben bei den Neuverpachtungen nur einzelne Grund¬
stücke zum Verkaufe an Arbeiter, Tagelöhner und Handwerker abzuzweigen, und
kleinere bäuerliche Besitzungen, allenfalls auch, wo die Verhältnisse es fordern,
Mittclgüter von mäßigem Umfange abzutrennen. Denn grade in denjenigen
Bezirken, welche die größten und ertragsreichsten Domänen enthalten, ist auch
der ritterschaftliche Grundbesitz so bedeutend, daß ein Bedürfniß zur Vermehrung
großer Güter in keiner Weise vorliegt, aber das Bedürfniß zur Ansässigmachung der
Tagelöhner ze., deren Ansiedlung statt zu verhindern, möglichst zu fördern
ist, und zur Verstärkung eines selbständigen Bauernstandes immer dringender
hervortritt. Während nämlich in der Rheinprovinz eigentliche Domänengüter
gar nicht vorhanden sind, und in Westfalen nur 6 Vorwerke mit 8,612 Morgen
und einem Ertrage von 21,145 Thlr. sich vorfinden, umfassen die Provinzen: Preußen
163 Vorwerke mit 251.160 Morgen. Pommern 167 Vorwerke mit 254,139
Morgen. Brandenburg 142 Vorwerke mit 216,011 Morgen und Sachsen 156
Vorwerke mit 224,245 Morgen. — Daß aber von manchen Domänen erheb¬
liche Theile abgetrennt werden können, ohne daß die Bewirthschaftung der¬
selben als große Güter gefährdet wird, ergiebt sich aus dem Umstände, daß
dieselben jetzt vielfach eine zu bedeutende Größe haben. Denn wenn auch
nach dem Durchschnitt der sämmtlichen Domänen aus jede der 529 Pachtungen
nur 3,217 Morgen fallen, so ist doch eine große Anzahl von Domänen vor¬
handen, deren Areal das Doppelte dieses Durchschnitts noch übersteigt; so ent¬
halten z. B. die Domänen Bartenstein (Regierungsbezirk Königsberg) 9.263
Morgen 170 ^Ruthen. Athensleben (Regierungsbezirk Magdeburg) 6,320
Morgen 42 LlRuthen. Altkloster und Dußnik (Regierungsbezirk Posen) 6,100
Morgen 110 in Ruthen und 6,081 Morgen 109 in Ruthen, Barby (Regierungs¬
bezirk Magdeburg) 5,530 Morgen 102 in Ruthen u. a. in. — Wird von diesen
Mverhaltnißmäßig großen Gütern in einer den localen Verhältnissen ent>
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