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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.

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rioos oder daugticos verrichtet." Floricos trinken heißt, wenn man die ganze
Labeschke (Lippen) oder Waffe oben um des Glases Mundloch herumzerrt und
auf einen Satz den ganzen Trunk in die Gurgel geust, durch welches ungeber-
dige Beginnen das Glas mit weißen Gischtblasen, die man üorsg nennt, ge¬
füllt wird;" hausticos, "wenn der ganze Pokal oder Glas aus einen Zug oder
Athem evacuirt wird.-

Wenn jemand aber, so fragt unser zechgelehrter Autor, sein Glas oder
sonstiges Trinkgefäß nicht floricos zu leeren im Stande ist? -- van von owui-
dus oontmZit- aäire LormtKum. Antwort: Ueber sein Vermögen ist niemand
zu zwingen, und es ist genug, wenn einer thut, was oder so viel er kann und
vermag. Doch muß ein solcher gleich zu Anfang wegen seines Unvermögens
Protestiren; unterläßt er das, so "gebühret ihm, das (Floricos-Trinken) in alle
Wege aufs Neue wiederum anzufangen, sintemal er sich nicht desjenigen, was
er zu leisten ungeschickt, hätte unterfangen sollen."

"Wie aber," so fährt die Schrift fort, "wenn einer auch nicht hausticos
oder auf einen Trunk bescheidthun könnte? El das wäre eine große Schande,
dasjenige, was alle können, nicht zu können, und wird nicht unbillig einem
hinterlistigen Betrüge eompariret. Derowegen wird der Herr auf diesmal nicht
können entschuldigt werden, sondern mag vielmehr ansetzen und mit einem starken
Zuge so lange anhalten, bis ihm die Augen glitzen und das klare Wasser von
dannen tröpfelt."

Fernere Fragen sind: "Wird denn auch eine Jungfrau, so einem an der
Seiten sitzet, etwa ein wenig dürfen helfen, ein Trünklein thun?" Antwort:
"Ja, ja in alle Wege, huis, uülliiua, nein curat ?rs,etc>r."-- "Wie aber, wenn
das gute Mägdlein etwas durstig wäre und ein starkes Söffchen thäte? El so
können wir es nicht lassen geschehen; denn das geschähe dem Gesetze zum Be¬
trüge, welches keine Circumvention zuläßt", und "es maßte sich eine solche Jung¬
frau eines mehren an, als sonst leichtlich geschieht, weil sie sonst selten viel,
wenn man es sieht, zu trinken pflegen." Eine alte Frau endlich ist mit Nichten
und in keiner Weise zu solcher Beihilfe beim Trinken zuzulassen. (Die Gründe
dafür hier nicht untheilbar.)

Das Zutrinken bei Zechgelagen geht entweder der Reihe nach herum oder
außer der Ordnung. Im ersten Falle wird keine anwesende Person ausgelassen,
und der vollgeschenkte Pokal wird von allen auf die Gesundheit eines guten
Freundes stehend und entblößten Hauptes ausgetrunken.

Hieran knüpfen sich wieder verschiedene wissenschaftliche Fragen, als Ur. 1:
"Ob auch einem vergönnt sei, auf Vater Papstes Gesundheit zu trinken?" wo¬
rauf die Antwort: "Das mag thun, wer da will, und mag es gleichwohl aus
der alten Matzpumpen schlimmgetretnen Pantoffel verrichten. Wir achten ihn,
den Papst sage ich, der an seinem ganzen Gemüth niemals gesund, auch nimmer-


rioos oder daugticos verrichtet." Floricos trinken heißt, wenn man die ganze
Labeschke (Lippen) oder Waffe oben um des Glases Mundloch herumzerrt und
auf einen Satz den ganzen Trunk in die Gurgel geust, durch welches ungeber-
dige Beginnen das Glas mit weißen Gischtblasen, die man üorsg nennt, ge¬
füllt wird;" hausticos, „wenn der ganze Pokal oder Glas aus einen Zug oder
Athem evacuirt wird.-

Wenn jemand aber, so fragt unser zechgelehrter Autor, sein Glas oder
sonstiges Trinkgefäß nicht floricos zu leeren im Stande ist? — van von owui-
dus oontmZit- aäire LormtKum. Antwort: Ueber sein Vermögen ist niemand
zu zwingen, und es ist genug, wenn einer thut, was oder so viel er kann und
vermag. Doch muß ein solcher gleich zu Anfang wegen seines Unvermögens
Protestiren; unterläßt er das, so „gebühret ihm, das (Floricos-Trinken) in alle
Wege aufs Neue wiederum anzufangen, sintemal er sich nicht desjenigen, was
er zu leisten ungeschickt, hätte unterfangen sollen."

„Wie aber," so fährt die Schrift fort, „wenn einer auch nicht hausticos
oder auf einen Trunk bescheidthun könnte? El das wäre eine große Schande,
dasjenige, was alle können, nicht zu können, und wird nicht unbillig einem
hinterlistigen Betrüge eompariret. Derowegen wird der Herr auf diesmal nicht
können entschuldigt werden, sondern mag vielmehr ansetzen und mit einem starken
Zuge so lange anhalten, bis ihm die Augen glitzen und das klare Wasser von
dannen tröpfelt."

Fernere Fragen sind: „Wird denn auch eine Jungfrau, so einem an der
Seiten sitzet, etwa ein wenig dürfen helfen, ein Trünklein thun?" Antwort:
„Ja, ja in alle Wege, huis, uülliiua, nein curat ?rs,etc>r."— „Wie aber, wenn
das gute Mägdlein etwas durstig wäre und ein starkes Söffchen thäte? El so
können wir es nicht lassen geschehen; denn das geschähe dem Gesetze zum Be¬
trüge, welches keine Circumvention zuläßt", und „es maßte sich eine solche Jung¬
frau eines mehren an, als sonst leichtlich geschieht, weil sie sonst selten viel,
wenn man es sieht, zu trinken pflegen." Eine alte Frau endlich ist mit Nichten
und in keiner Weise zu solcher Beihilfe beim Trinken zuzulassen. (Die Gründe
dafür hier nicht untheilbar.)

Das Zutrinken bei Zechgelagen geht entweder der Reihe nach herum oder
außer der Ordnung. Im ersten Falle wird keine anwesende Person ausgelassen,
und der vollgeschenkte Pokal wird von allen auf die Gesundheit eines guten
Freundes stehend und entblößten Hauptes ausgetrunken.

Hieran knüpfen sich wieder verschiedene wissenschaftliche Fragen, als Ur. 1:
„Ob auch einem vergönnt sei, auf Vater Papstes Gesundheit zu trinken?" wo¬
rauf die Antwort: „Das mag thun, wer da will, und mag es gleichwohl aus
der alten Matzpumpen schlimmgetretnen Pantoffel verrichten. Wir achten ihn,
den Papst sage ich, der an seinem ganzen Gemüth niemals gesund, auch nimmer-


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[0377] rioos oder daugticos verrichtet." Floricos trinken heißt, wenn man die ganze Labeschke (Lippen) oder Waffe oben um des Glases Mundloch herumzerrt und auf einen Satz den ganzen Trunk in die Gurgel geust, durch welches ungeber- dige Beginnen das Glas mit weißen Gischtblasen, die man üorsg nennt, ge¬ füllt wird;" hausticos, „wenn der ganze Pokal oder Glas aus einen Zug oder Athem evacuirt wird.- Wenn jemand aber, so fragt unser zechgelehrter Autor, sein Glas oder sonstiges Trinkgefäß nicht floricos zu leeren im Stande ist? — van von owui- dus oontmZit- aäire LormtKum. Antwort: Ueber sein Vermögen ist niemand zu zwingen, und es ist genug, wenn einer thut, was oder so viel er kann und vermag. Doch muß ein solcher gleich zu Anfang wegen seines Unvermögens Protestiren; unterläßt er das, so „gebühret ihm, das (Floricos-Trinken) in alle Wege aufs Neue wiederum anzufangen, sintemal er sich nicht desjenigen, was er zu leisten ungeschickt, hätte unterfangen sollen." „Wie aber," so fährt die Schrift fort, „wenn einer auch nicht hausticos oder auf einen Trunk bescheidthun könnte? El das wäre eine große Schande, dasjenige, was alle können, nicht zu können, und wird nicht unbillig einem hinterlistigen Betrüge eompariret. Derowegen wird der Herr auf diesmal nicht können entschuldigt werden, sondern mag vielmehr ansetzen und mit einem starken Zuge so lange anhalten, bis ihm die Augen glitzen und das klare Wasser von dannen tröpfelt." Fernere Fragen sind: „Wird denn auch eine Jungfrau, so einem an der Seiten sitzet, etwa ein wenig dürfen helfen, ein Trünklein thun?" Antwort: „Ja, ja in alle Wege, huis, uülliiua, nein curat ?rs,etc>r."— „Wie aber, wenn das gute Mägdlein etwas durstig wäre und ein starkes Söffchen thäte? El so können wir es nicht lassen geschehen; denn das geschähe dem Gesetze zum Be¬ trüge, welches keine Circumvention zuläßt", und „es maßte sich eine solche Jung¬ frau eines mehren an, als sonst leichtlich geschieht, weil sie sonst selten viel, wenn man es sieht, zu trinken pflegen." Eine alte Frau endlich ist mit Nichten und in keiner Weise zu solcher Beihilfe beim Trinken zuzulassen. (Die Gründe dafür hier nicht untheilbar.) Das Zutrinken bei Zechgelagen geht entweder der Reihe nach herum oder außer der Ordnung. Im ersten Falle wird keine anwesende Person ausgelassen, und der vollgeschenkte Pokal wird von allen auf die Gesundheit eines guten Freundes stehend und entblößten Hauptes ausgetrunken. Hieran knüpfen sich wieder verschiedene wissenschaftliche Fragen, als Ur. 1: „Ob auch einem vergönnt sei, auf Vater Papstes Gesundheit zu trinken?" wo¬ rauf die Antwort: „Das mag thun, wer da will, und mag es gleichwohl aus der alten Matzpumpen schlimmgetretnen Pantoffel verrichten. Wir achten ihn, den Papst sage ich, der an seinem ganzen Gemüth niemals gesund, auch nimmer-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285025/377>, abgerufen am 28.07.2024.