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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.

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gesessenen Mannes zu liegen kommt. Die Zäumung und Beschirrung dagegen
ist nicht grade vom neuesten Schnitte und mit der leichten und eleganten Be¬
schirrung der östreichischen Artilleriepferde nicht zu vergleichen." Ueberhaupt
wird auf Nettigkeit und gefälliges Aussehen der Ausrüstungsgegcnstände in der
italienischen Armee nicht viel gegeben. Die Gebisse und andere Gcschirrthcile
werden nicht polirt, sondern nur vom Roste frei gehalten, und ebenso unterläßt
man es gewöhnlich, das Lederwerk zu schwärzen und verspart sich diese Arbeit
für Revuen. Die technische und die Fachbildung der Artillerie ist hinreichend
gründlich, wenn auch nicht ganz fehlerfrei. Namentlich wird nicht so gut ge¬
ritten und gefahren wie bei den Oestreichern. Selstverständlich hält sich die
italienische Artillerie -- wie beiläufig jede andere -- für die beste der Welt,
und wenn ihr der Verfasser dies noch nicht zugestehen kann, so räumt er doch
ein, daß sie bei der Intelligenz der italienischen Race für die Pflege und Ver¬
vollkommnung ihrer Waffe besonderen Beruf hat.

Die Dienstzeit im Heere des Königs Victor Emanuel beträgt fünf Jahre,
wer länger dienen will, wird als Stellvertreter verwendet.

Die Disciplin ist sehr streng, und der Dienst muß mit der größten Pünkt¬
lichkeit gethan werden. Körperstrafen sind nicht üblich, desto schärfer aber sind
die anderen. Die kleinsten Vergehen werden mit langer Haft und Fasten
geahndet. Bei Meldungen hat der Untergebne in salutirender Stellung vor
dem Vorgesetzten zu stehen und darf die Hand nur mit dessen ausdrücklicher
Erlaubniß herablassen, eine EinricKturtg, die hier sehr in der Ordnung ist, da
der Italiener immer geneigt ist, gegen Höherstehende vertraulich zu werden und
freiwillige Subordination zu seinen schwächsten Eigenschaften gehört.

Die Bekleidung der Armee ist zweckmäßig, aber nicht schön. Die Infanterie
der Linie trägt Käppis ähnlich den französischen, dunkelblaue Waffenröcke und
hechtgraue Beinkleider, die so eingerichtet sind, daß sie bequem in die Stiefel gesteckt
werden können; der Bersagliere hat dunkelgrüne Montur und einen Hut mit
Federn. Bei der gesammten Ausrüstung hat man die fortwährende Kampf¬
bereitschaft im Auge gehabt. Dahin gehört, daß der Soldat auch im Frieden mit
den Feldrequisiten, Zelt, Wollendecke, Kochgeschirr versehen ist und diese bei
den täglichen Uebungen mit sich führt, während diese Gegenstände bei anderen
Armeen erst beim Ausmarsch in den Krieg ausgefolgt zu werden Pflegen.
Ferner aber gehören in diesen Zusammenhang die bereits kurz erwähnten jähr¬
lichen Uebungslager, die vom höchsten Nutzen sind, da in denselben der Soldat
Monate lang sich an das Leben im freien Felde zu gewöhnen, Strapatzen er¬
tragen zu lernen und bei größeren Kampfübungen sich geschickte Benutzung des
Terrains und Praxis in allem dem anzueignen Gelegenheit findet, wovon er
sich auf dem engen Raum des Exercierplatzes nur den methodischen Theil zu
eigen machen konnte. Die Einrichtung dieser Lager, deren gegenwärtig in Italien


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gesessenen Mannes zu liegen kommt. Die Zäumung und Beschirrung dagegen
ist nicht grade vom neuesten Schnitte und mit der leichten und eleganten Be¬
schirrung der östreichischen Artilleriepferde nicht zu vergleichen." Ueberhaupt
wird auf Nettigkeit und gefälliges Aussehen der Ausrüstungsgegcnstände in der
italienischen Armee nicht viel gegeben. Die Gebisse und andere Gcschirrthcile
werden nicht polirt, sondern nur vom Roste frei gehalten, und ebenso unterläßt
man es gewöhnlich, das Lederwerk zu schwärzen und verspart sich diese Arbeit
für Revuen. Die technische und die Fachbildung der Artillerie ist hinreichend
gründlich, wenn auch nicht ganz fehlerfrei. Namentlich wird nicht so gut ge¬
ritten und gefahren wie bei den Oestreichern. Selstverständlich hält sich die
italienische Artillerie — wie beiläufig jede andere — für die beste der Welt,
und wenn ihr der Verfasser dies noch nicht zugestehen kann, so räumt er doch
ein, daß sie bei der Intelligenz der italienischen Race für die Pflege und Ver¬
vollkommnung ihrer Waffe besonderen Beruf hat.

Die Dienstzeit im Heere des Königs Victor Emanuel beträgt fünf Jahre,
wer länger dienen will, wird als Stellvertreter verwendet.

Die Disciplin ist sehr streng, und der Dienst muß mit der größten Pünkt¬
lichkeit gethan werden. Körperstrafen sind nicht üblich, desto schärfer aber sind
die anderen. Die kleinsten Vergehen werden mit langer Haft und Fasten
geahndet. Bei Meldungen hat der Untergebne in salutirender Stellung vor
dem Vorgesetzten zu stehen und darf die Hand nur mit dessen ausdrücklicher
Erlaubniß herablassen, eine EinricKturtg, die hier sehr in der Ordnung ist, da
der Italiener immer geneigt ist, gegen Höherstehende vertraulich zu werden und
freiwillige Subordination zu seinen schwächsten Eigenschaften gehört.

Die Bekleidung der Armee ist zweckmäßig, aber nicht schön. Die Infanterie
der Linie trägt Käppis ähnlich den französischen, dunkelblaue Waffenröcke und
hechtgraue Beinkleider, die so eingerichtet sind, daß sie bequem in die Stiefel gesteckt
werden können; der Bersagliere hat dunkelgrüne Montur und einen Hut mit
Federn. Bei der gesammten Ausrüstung hat man die fortwährende Kampf¬
bereitschaft im Auge gehabt. Dahin gehört, daß der Soldat auch im Frieden mit
den Feldrequisiten, Zelt, Wollendecke, Kochgeschirr versehen ist und diese bei
den täglichen Uebungen mit sich führt, während diese Gegenstände bei anderen
Armeen erst beim Ausmarsch in den Krieg ausgefolgt zu werden Pflegen.
Ferner aber gehören in diesen Zusammenhang die bereits kurz erwähnten jähr¬
lichen Uebungslager, die vom höchsten Nutzen sind, da in denselben der Soldat
Monate lang sich an das Leben im freien Felde zu gewöhnen, Strapatzen er¬
tragen zu lernen und bei größeren Kampfübungen sich geschickte Benutzung des
Terrains und Praxis in allem dem anzueignen Gelegenheit findet, wovon er
sich auf dem engen Raum des Exercierplatzes nur den methodischen Theil zu
eigen machen konnte. Die Einrichtung dieser Lager, deren gegenwärtig in Italien


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[0281] gesessenen Mannes zu liegen kommt. Die Zäumung und Beschirrung dagegen ist nicht grade vom neuesten Schnitte und mit der leichten und eleganten Be¬ schirrung der östreichischen Artilleriepferde nicht zu vergleichen." Ueberhaupt wird auf Nettigkeit und gefälliges Aussehen der Ausrüstungsgegcnstände in der italienischen Armee nicht viel gegeben. Die Gebisse und andere Gcschirrthcile werden nicht polirt, sondern nur vom Roste frei gehalten, und ebenso unterläßt man es gewöhnlich, das Lederwerk zu schwärzen und verspart sich diese Arbeit für Revuen. Die technische und die Fachbildung der Artillerie ist hinreichend gründlich, wenn auch nicht ganz fehlerfrei. Namentlich wird nicht so gut ge¬ ritten und gefahren wie bei den Oestreichern. Selstverständlich hält sich die italienische Artillerie — wie beiläufig jede andere — für die beste der Welt, und wenn ihr der Verfasser dies noch nicht zugestehen kann, so räumt er doch ein, daß sie bei der Intelligenz der italienischen Race für die Pflege und Ver¬ vollkommnung ihrer Waffe besonderen Beruf hat. Die Dienstzeit im Heere des Königs Victor Emanuel beträgt fünf Jahre, wer länger dienen will, wird als Stellvertreter verwendet. Die Disciplin ist sehr streng, und der Dienst muß mit der größten Pünkt¬ lichkeit gethan werden. Körperstrafen sind nicht üblich, desto schärfer aber sind die anderen. Die kleinsten Vergehen werden mit langer Haft und Fasten geahndet. Bei Meldungen hat der Untergebne in salutirender Stellung vor dem Vorgesetzten zu stehen und darf die Hand nur mit dessen ausdrücklicher Erlaubniß herablassen, eine EinricKturtg, die hier sehr in der Ordnung ist, da der Italiener immer geneigt ist, gegen Höherstehende vertraulich zu werden und freiwillige Subordination zu seinen schwächsten Eigenschaften gehört. Die Bekleidung der Armee ist zweckmäßig, aber nicht schön. Die Infanterie der Linie trägt Käppis ähnlich den französischen, dunkelblaue Waffenröcke und hechtgraue Beinkleider, die so eingerichtet sind, daß sie bequem in die Stiefel gesteckt werden können; der Bersagliere hat dunkelgrüne Montur und einen Hut mit Federn. Bei der gesammten Ausrüstung hat man die fortwährende Kampf¬ bereitschaft im Auge gehabt. Dahin gehört, daß der Soldat auch im Frieden mit den Feldrequisiten, Zelt, Wollendecke, Kochgeschirr versehen ist und diese bei den täglichen Uebungen mit sich führt, während diese Gegenstände bei anderen Armeen erst beim Ausmarsch in den Krieg ausgefolgt zu werden Pflegen. Ferner aber gehören in diesen Zusammenhang die bereits kurz erwähnten jähr¬ lichen Uebungslager, die vom höchsten Nutzen sind, da in denselben der Soldat Monate lang sich an das Leben im freien Felde zu gewöhnen, Strapatzen er¬ tragen zu lernen und bei größeren Kampfübungen sich geschickte Benutzung des Terrains und Praxis in allem dem anzueignen Gelegenheit findet, wovon er sich auf dem engen Raum des Exercierplatzes nur den methodischen Theil zu eigen machen konnte. Die Einrichtung dieser Lager, deren gegenwärtig in Italien 33'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285025/281>, abgerufen am 28.07.2024.