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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.

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dasselbe die kräftigsten und intelligentesten Leute der übrigen Infanterieregimente!
ausgewählt werden, der Kampftüchtigkcit der letzteren Abbruch thut.

Die Cavallerie besteht aus 4 schweren oder Linienregimentern und Is Re¬
gimentern leichter Reiter, unter welchen letzteren sich ein Regiment Husaren
(IIssvriM ?ig,e<ziiW) und ein Regiment Gulden befindet. Jedes Regiment zer¬
fällt in 6 Schwadronen, das der Gulden in 7 und eine Depotschwadron.
Letztere zählen 790, die übrigen Regimenter jedes 679, die ganze italienische
Cavallerie 13.012 Pferde.

Von der Reiterei des italienischen Heeres ist nach unserm Berichterstatter
nur zu loben, daß sie von patriotischem Geiste ebenso erfüllt ist als die übrigen
Waffengattungen. Ihre Pferde sind meist nicht viel werth und besonders zu
schwerfällig, und andrerseits liegt die Reitkunst hier sehr im Argen. Der
Italiener ist an sich schon nicht zum Reiter geboren, es wird aber auch nicht genug
gethan, ihn zu einem solchem zu erziehen. Mau hat eine Central-Equitations'
schule in Pignervlo. und auch in den Regimentern giebt mau sich Mühe, tüchtige
Reiter zu bilden. Aber die Methode, nach welcher Verfahren wird, ist durchaus
nicht zu preisen. Das Longiren und ohne Bügel Reiten wird völlig vernach¬
lässigt, und doch giebt es ohne diese Uebungen keinen festen und sichern Sitz.
Man beginnt ohne Weiteres mit dem Abtheilungsreiten und hält den Mann,
bevor er fest im Sattel ist, mit Pedanterie sofort zu präciser Ausführung der
Touren und sonstigen Bewegungen an. Ein einzelner italienischer Husar oder
Dragoner ist daher mit einem östreichischen nicht zu vergleichen, und selbst unter
den Offizieren findet man feste Reiter schon selten, elegante aber'fast gar nicht.
"In der Masse jedoch," so schließt der Verfasser diesen Abschnitt seiner Mit¬
theilungen, "wo nicht so sehr die GesclMlichkeit des Einzelnen entscheidet, als
oft sehr untergeordnete Factoren, z. B. ein leichter Fall des Terrains gegen den
Feind und damit eine größere Stoßkraft auf der einen Seite, wird auch die
italienische Armee den in sie gesetzten Erwartungen entsprechen können.

Von der italienischen Artillerie weiß unsre Schrift fast nur Gutes zu be¬
richten. Dieselbe besteht aus 10 Regimentern, von denen eins, und zwar das
erste, technische Artillerie ist, die drei folgenden sind Festungs-, die ferneren
fünf Feldartillerie, das letzte besteht aus "?c>iitiei'i", Pionieren und Pontonieren,
welche Waffe hier für zur Artillerie gehörig angesehen wird. Jedes Feldartillerie¬
regiment hat 16 Batterien, das fünfte außerdem noch zwei reitende Batterien,
jede Batterie 6 Geschütze, so daß die gescunmte Feldartillerie aus 82 Batterien
mit 492 Kanonen besteht.

Als einheitliches Feldgeschütz ist der neue gezogne Achtpfünder eingeführt,
der gleiches Kaliber mit dem alten östreichischen Sechspfünder hat. Dieses
Geschütz ist nach dem französischen La Hitte-System mit sechs Zügen versehen
und trägt viertausend Schritte weit. Seine äußere Gestalt weicht etwas von


Grenzboten II. 1866. 33

dasselbe die kräftigsten und intelligentesten Leute der übrigen Infanterieregimente!
ausgewählt werden, der Kampftüchtigkcit der letzteren Abbruch thut.

Die Cavallerie besteht aus 4 schweren oder Linienregimentern und Is Re¬
gimentern leichter Reiter, unter welchen letzteren sich ein Regiment Husaren
(IIssvriM ?ig,e<ziiW) und ein Regiment Gulden befindet. Jedes Regiment zer¬
fällt in 6 Schwadronen, das der Gulden in 7 und eine Depotschwadron.
Letztere zählen 790, die übrigen Regimenter jedes 679, die ganze italienische
Cavallerie 13.012 Pferde.

Von der Reiterei des italienischen Heeres ist nach unserm Berichterstatter
nur zu loben, daß sie von patriotischem Geiste ebenso erfüllt ist als die übrigen
Waffengattungen. Ihre Pferde sind meist nicht viel werth und besonders zu
schwerfällig, und andrerseits liegt die Reitkunst hier sehr im Argen. Der
Italiener ist an sich schon nicht zum Reiter geboren, es wird aber auch nicht genug
gethan, ihn zu einem solchem zu erziehen. Mau hat eine Central-Equitations'
schule in Pignervlo. und auch in den Regimentern giebt mau sich Mühe, tüchtige
Reiter zu bilden. Aber die Methode, nach welcher Verfahren wird, ist durchaus
nicht zu preisen. Das Longiren und ohne Bügel Reiten wird völlig vernach¬
lässigt, und doch giebt es ohne diese Uebungen keinen festen und sichern Sitz.
Man beginnt ohne Weiteres mit dem Abtheilungsreiten und hält den Mann,
bevor er fest im Sattel ist, mit Pedanterie sofort zu präciser Ausführung der
Touren und sonstigen Bewegungen an. Ein einzelner italienischer Husar oder
Dragoner ist daher mit einem östreichischen nicht zu vergleichen, und selbst unter
den Offizieren findet man feste Reiter schon selten, elegante aber'fast gar nicht.
„In der Masse jedoch," so schließt der Verfasser diesen Abschnitt seiner Mit¬
theilungen, „wo nicht so sehr die GesclMlichkeit des Einzelnen entscheidet, als
oft sehr untergeordnete Factoren, z. B. ein leichter Fall des Terrains gegen den
Feind und damit eine größere Stoßkraft auf der einen Seite, wird auch die
italienische Armee den in sie gesetzten Erwartungen entsprechen können.

Von der italienischen Artillerie weiß unsre Schrift fast nur Gutes zu be¬
richten. Dieselbe besteht aus 10 Regimentern, von denen eins, und zwar das
erste, technische Artillerie ist, die drei folgenden sind Festungs-, die ferneren
fünf Feldartillerie, das letzte besteht aus „?c>iitiei'i", Pionieren und Pontonieren,
welche Waffe hier für zur Artillerie gehörig angesehen wird. Jedes Feldartillerie¬
regiment hat 16 Batterien, das fünfte außerdem noch zwei reitende Batterien,
jede Batterie 6 Geschütze, so daß die gescunmte Feldartillerie aus 82 Batterien
mit 492 Kanonen besteht.

Als einheitliches Feldgeschütz ist der neue gezogne Achtpfünder eingeführt,
der gleiches Kaliber mit dem alten östreichischen Sechspfünder hat. Dieses
Geschütz ist nach dem französischen La Hitte-System mit sechs Zügen versehen
und trägt viertausend Schritte weit. Seine äußere Gestalt weicht etwas von


Grenzboten II. 1866. 33
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[0279] dasselbe die kräftigsten und intelligentesten Leute der übrigen Infanterieregimente! ausgewählt werden, der Kampftüchtigkcit der letzteren Abbruch thut. Die Cavallerie besteht aus 4 schweren oder Linienregimentern und Is Re¬ gimentern leichter Reiter, unter welchen letzteren sich ein Regiment Husaren (IIssvriM ?ig,e<ziiW) und ein Regiment Gulden befindet. Jedes Regiment zer¬ fällt in 6 Schwadronen, das der Gulden in 7 und eine Depotschwadron. Letztere zählen 790, die übrigen Regimenter jedes 679, die ganze italienische Cavallerie 13.012 Pferde. Von der Reiterei des italienischen Heeres ist nach unserm Berichterstatter nur zu loben, daß sie von patriotischem Geiste ebenso erfüllt ist als die übrigen Waffengattungen. Ihre Pferde sind meist nicht viel werth und besonders zu schwerfällig, und andrerseits liegt die Reitkunst hier sehr im Argen. Der Italiener ist an sich schon nicht zum Reiter geboren, es wird aber auch nicht genug gethan, ihn zu einem solchem zu erziehen. Mau hat eine Central-Equitations' schule in Pignervlo. und auch in den Regimentern giebt mau sich Mühe, tüchtige Reiter zu bilden. Aber die Methode, nach welcher Verfahren wird, ist durchaus nicht zu preisen. Das Longiren und ohne Bügel Reiten wird völlig vernach¬ lässigt, und doch giebt es ohne diese Uebungen keinen festen und sichern Sitz. Man beginnt ohne Weiteres mit dem Abtheilungsreiten und hält den Mann, bevor er fest im Sattel ist, mit Pedanterie sofort zu präciser Ausführung der Touren und sonstigen Bewegungen an. Ein einzelner italienischer Husar oder Dragoner ist daher mit einem östreichischen nicht zu vergleichen, und selbst unter den Offizieren findet man feste Reiter schon selten, elegante aber'fast gar nicht. „In der Masse jedoch," so schließt der Verfasser diesen Abschnitt seiner Mit¬ theilungen, „wo nicht so sehr die GesclMlichkeit des Einzelnen entscheidet, als oft sehr untergeordnete Factoren, z. B. ein leichter Fall des Terrains gegen den Feind und damit eine größere Stoßkraft auf der einen Seite, wird auch die italienische Armee den in sie gesetzten Erwartungen entsprechen können. Von der italienischen Artillerie weiß unsre Schrift fast nur Gutes zu be¬ richten. Dieselbe besteht aus 10 Regimentern, von denen eins, und zwar das erste, technische Artillerie ist, die drei folgenden sind Festungs-, die ferneren fünf Feldartillerie, das letzte besteht aus „?c>iitiei'i", Pionieren und Pontonieren, welche Waffe hier für zur Artillerie gehörig angesehen wird. Jedes Feldartillerie¬ regiment hat 16 Batterien, das fünfte außerdem noch zwei reitende Batterien, jede Batterie 6 Geschütze, so daß die gescunmte Feldartillerie aus 82 Batterien mit 492 Kanonen besteht. Als einheitliches Feldgeschütz ist der neue gezogne Achtpfünder eingeführt, der gleiches Kaliber mit dem alten östreichischen Sechspfünder hat. Dieses Geschütz ist nach dem französischen La Hitte-System mit sechs Zügen versehen und trägt viertausend Schritte weit. Seine äußere Gestalt weicht etwas von Grenzboten II. 1866. 33

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285025/279>, abgerufen am 28.07.2024.