Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.kunstfreundlichen und lebenslustigen Mönchen, welchen ihr oft gezeichneter Abt Von den frühesten Gemälden des letztern nennt Weltmann einige in der Wie gern ich aber bereit bin, dem Studium, den Kenntnissen und dem kunstfreundlichen und lebenslustigen Mönchen, welchen ihr oft gezeichneter Abt Von den frühesten Gemälden des letztern nennt Weltmann einige in der Wie gern ich aber bereit bin, dem Studium, den Kenntnissen und dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0096" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284566"/> <p xml:id="ID_269" prev="#ID_268"> kunstfreundlichen und lebenslustigen Mönchen, welchen ihr oft gezeichneter Abt<lb/> Johannes Schrote in allen diesen Eigenschaften mit glänzendem Beispiel voran,<lb/> ging, muß der junge Holbein eine bereite, Aufnahme und einen für seine<lb/> ganze Bildung wichtigen anregenden Umgang gesunden haben. Wenigstens<lb/> lassen die vielen Bildnisse des Abts und mancher bedeutenderen seiner Kloster¬<lb/> brüder auf ein nahes vertrautes Verhältniß des jugendlichen Meisters zu ihnen<lb/> schließen.</p><lb/> <p xml:id="ID_270"> Von den frühesten Gemälden des letztern nennt Weltmann einige in der<lb/> augsburger Galerie, welche ursprünglich zwei auf beiden Seiten bemalte Altar¬<lb/> flügel ausmachten, von denen wenigstens theilweise anzunehmen ist, daß sie noch<lb/> bei dem Vater bestellt und von diesem dem Sohn zur Ausführung überlassen<lb/> sein mögen. Es sind dies der Tod der heiligen Katharina, „Se. Anna selb-<lb/> dritt" d. h. Anna mit Maria und dem Kinde; und eine Scene aus der Legende<lb/> des heiligen Ulrich. Bei ihrem charakteristischen künstlerischen Werth sind diese<lb/> Arbeiten auch dadurch interessant, daß Holbein außer der Jahreszahl 1512 auch<lb/> sein eignes Alter aus siebzehn Jahre angiebt in der lateinischen Inschrift aus<lb/> dem Buch in der heiligen Anna Hand: „Auf Befehl der würdigen und frommen<lb/> Mutter Veronika Welser aus Augsburg im Alter von siebzehn Jahren." In<lb/> eine etwas spätere Zeit setzt der Verfasser des reifern Charakters und der freiern<lb/> Formengebung wegen das holveinsche Votivgemälde, welches von der Wittwe<lb/> des 1498 Hingerichteten Bürgermeisters Schwartz dem Andenken ihres Mannes<lb/> gestiftet worden sein mag und sich heut im Besitz einer augsburger Familie<lb/> befindet.</p><lb/> <p xml:id="ID_271" next="#ID_272"> Wie gern ich aber bereit bin, dem Studium, den Kenntnissen und dem<lb/> oft genug treffenden Urtheil des Herrn Dr. Weltmann alle Anerkennung<lb/> zu zollen, so wenig kann ich ihm in Bezug auf ein von ihm lebhaft gepriesenes<lb/> Bildchen beistimmen, das sich im Besitz des Pfarrers Schmitterzug zu Ragaz<lb/> befindet und freilich in sehr deutlicher Schrift den Namen Hans Holbein und<lb/> die Inschrift (welche uns warnen sollte?) trägt: „Laixet all^uis eioius yuaw<lb/> imitabatur." Ich hatte in diesem Sommer Gelegenheit, das betreffende Bild in<lb/> Berlin zu sehn, wo es behufs seiner Photographirung für daS Holbeinalbum<lb/> hingesandt war, und nach genauster Prüfung kann mich weder jener Name noch<lb/> Dr. Weidmanns Versicherung, genau die gleiche architektonische Umrahmung wie<lb/> um diese Madonna mit dem Kinde um eine authentische Porträtzeichnung von<lb/> Holbeins Hand, ferner die Studie zur Hand der Maria in Wien gefunden<lb/> zu haben, und die Meinung, daß der ursprüngliche Charakter sehr durch un¬<lb/> kundige Restaurationen gelitten habe, überzeugen, daß derselbe Künstler, welcher<lb/> jene Porträtzeichnungen und wenige Jahre später das herrliche Meisterwerk des<lb/> heiligen Sebastian schuf, zu irgendeiner Zeit seiner Entwicklung sich zur Malerei<lb/> dieses ganz und in jeder Hinsicht armseligen und nichtigen Products habe VN'</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0096]
kunstfreundlichen und lebenslustigen Mönchen, welchen ihr oft gezeichneter Abt
Johannes Schrote in allen diesen Eigenschaften mit glänzendem Beispiel voran,
ging, muß der junge Holbein eine bereite, Aufnahme und einen für seine
ganze Bildung wichtigen anregenden Umgang gesunden haben. Wenigstens
lassen die vielen Bildnisse des Abts und mancher bedeutenderen seiner Kloster¬
brüder auf ein nahes vertrautes Verhältniß des jugendlichen Meisters zu ihnen
schließen.
Von den frühesten Gemälden des letztern nennt Weltmann einige in der
augsburger Galerie, welche ursprünglich zwei auf beiden Seiten bemalte Altar¬
flügel ausmachten, von denen wenigstens theilweise anzunehmen ist, daß sie noch
bei dem Vater bestellt und von diesem dem Sohn zur Ausführung überlassen
sein mögen. Es sind dies der Tod der heiligen Katharina, „Se. Anna selb-
dritt" d. h. Anna mit Maria und dem Kinde; und eine Scene aus der Legende
des heiligen Ulrich. Bei ihrem charakteristischen künstlerischen Werth sind diese
Arbeiten auch dadurch interessant, daß Holbein außer der Jahreszahl 1512 auch
sein eignes Alter aus siebzehn Jahre angiebt in der lateinischen Inschrift aus
dem Buch in der heiligen Anna Hand: „Auf Befehl der würdigen und frommen
Mutter Veronika Welser aus Augsburg im Alter von siebzehn Jahren." In
eine etwas spätere Zeit setzt der Verfasser des reifern Charakters und der freiern
Formengebung wegen das holveinsche Votivgemälde, welches von der Wittwe
des 1498 Hingerichteten Bürgermeisters Schwartz dem Andenken ihres Mannes
gestiftet worden sein mag und sich heut im Besitz einer augsburger Familie
befindet.
Wie gern ich aber bereit bin, dem Studium, den Kenntnissen und dem
oft genug treffenden Urtheil des Herrn Dr. Weltmann alle Anerkennung
zu zollen, so wenig kann ich ihm in Bezug auf ein von ihm lebhaft gepriesenes
Bildchen beistimmen, das sich im Besitz des Pfarrers Schmitterzug zu Ragaz
befindet und freilich in sehr deutlicher Schrift den Namen Hans Holbein und
die Inschrift (welche uns warnen sollte?) trägt: „Laixet all^uis eioius yuaw
imitabatur." Ich hatte in diesem Sommer Gelegenheit, das betreffende Bild in
Berlin zu sehn, wo es behufs seiner Photographirung für daS Holbeinalbum
hingesandt war, und nach genauster Prüfung kann mich weder jener Name noch
Dr. Weidmanns Versicherung, genau die gleiche architektonische Umrahmung wie
um diese Madonna mit dem Kinde um eine authentische Porträtzeichnung von
Holbeins Hand, ferner die Studie zur Hand der Maria in Wien gefunden
zu haben, und die Meinung, daß der ursprüngliche Charakter sehr durch un¬
kundige Restaurationen gelitten habe, überzeugen, daß derselbe Künstler, welcher
jene Porträtzeichnungen und wenige Jahre später das herrliche Meisterwerk des
heiligen Sebastian schuf, zu irgendeiner Zeit seiner Entwicklung sich zur Malerei
dieses ganz und in jeder Hinsicht armseligen und nichtigen Products habe VN'
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