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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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Unsere Absicht war nur, ein. möglichst der Wirklichkeit entsprechendes und ob¬
jectives Bild davon zu entwerfen, wie die existirende berliner Bildhauerschule
erwuchs und was sie leistete; -- auf Prophezeiungen von der Schule der
"L. P. Zukunft" verzichten wir.




Vermischte Literatur.
Neue Missionsreisen in Südafrika, unternommen im Auftrage der eng¬
lischen Regierung. Forschungen am Zambesi und seinen Nebenflüssen nebst Ent¬
deckung der Seen Schirwa und Nyassa in den Jahren 1858 bis 1864. Von
David und Charles Livingstone. Autorisirtc vollständige Ausgabe für Deutsch¬
land. Aus dem Englischen von I. E. A. Martin. Nebst 1 Karte und 40 Illu¬
strationen. 2. Bd. Jena und Leipzig, H. Costenoble. 1866.

Wie der erste Band hauptsächlich für Geographen von Fach von Werth und
Interesse, doch in einzelnen Capiteln auch für ein größeres Publikum, welches mehr
an Unterhaltung als an Belehrung denkt, zu empfehlen. Die Versasser haben sich
erhebliche Verdienste um die Erforschung des Innern von Südafrika erworben, und
manche ihrer Beobachtungen werden auch dem englischen Handel zu gute kommen.
Ob sie überall mit den rechten Augen sahen, ist eine andere Frage; denn ihre
Bildung ist nur die von britischen Missionären, und diese ist zu stark von orthodoxer
Bibclgläubigkcit durchdrungen, als daß die Resultate ihrer Beobachtung der vor-
urtheilsfreien Wissenschaft allenthalben genügen könnten. Manches namentlich, was
ihr Buel über die Religion der von ihnen besuchten Stämme enthält, ist sehr wunder¬
licher Natur, und wenn man S. 226 und 227 unter anderm liest, weil die Kunst,
Jener zu machen, in Afrika dieselbe wie in Indien sei, weil die Schmelzöfen zur
Gewinnung von Erzen sich in beiden Ländern glichen, weil die Wilden in Afrika
aus dem Malachit Kupfer zu schmelzen verstehen, so müßte dem Menschengeschlecht
zu der einen oder der andern Zeit Unterweisung von Oben zu Theil geworden sein;
das Menschengeschlecht hätte sich zum ersten Male nicht selbst civilisiren können und
müßte deshalb einen übermenschlichen Lehrer gehabt haben, so ist das eine Logik,
die zu komisch ist, als daß sie ernsthafte Widerlegung beanspruchen kann. Schlie߬
lich bemerken wir, daß auch diesem Bande eine Anzahl sehr charakteristischer und
wohlausgeführter Holzschnitte beigegeben sind, welche den Text wesentlich erläutern
und vorzüglich eine gute Vorstellung von den Landschaften geben, die von den
Reisenden berührt wurden.


Unsere Absicht war nur, ein. möglichst der Wirklichkeit entsprechendes und ob¬
jectives Bild davon zu entwerfen, wie die existirende berliner Bildhauerschule
erwuchs und was sie leistete; — auf Prophezeiungen von der Schule der
„L. P. Zukunft" verzichten wir.




Vermischte Literatur.
Neue Missionsreisen in Südafrika, unternommen im Auftrage der eng¬
lischen Regierung. Forschungen am Zambesi und seinen Nebenflüssen nebst Ent¬
deckung der Seen Schirwa und Nyassa in den Jahren 1858 bis 1864. Von
David und Charles Livingstone. Autorisirtc vollständige Ausgabe für Deutsch¬
land. Aus dem Englischen von I. E. A. Martin. Nebst 1 Karte und 40 Illu¬
strationen. 2. Bd. Jena und Leipzig, H. Costenoble. 1866.

Wie der erste Band hauptsächlich für Geographen von Fach von Werth und
Interesse, doch in einzelnen Capiteln auch für ein größeres Publikum, welches mehr
an Unterhaltung als an Belehrung denkt, zu empfehlen. Die Versasser haben sich
erhebliche Verdienste um die Erforschung des Innern von Südafrika erworben, und
manche ihrer Beobachtungen werden auch dem englischen Handel zu gute kommen.
Ob sie überall mit den rechten Augen sahen, ist eine andere Frage; denn ihre
Bildung ist nur die von britischen Missionären, und diese ist zu stark von orthodoxer
Bibclgläubigkcit durchdrungen, als daß die Resultate ihrer Beobachtung der vor-
urtheilsfreien Wissenschaft allenthalben genügen könnten. Manches namentlich, was
ihr Buel über die Religion der von ihnen besuchten Stämme enthält, ist sehr wunder¬
licher Natur, und wenn man S. 226 und 227 unter anderm liest, weil die Kunst,
Jener zu machen, in Afrika dieselbe wie in Indien sei, weil die Schmelzöfen zur
Gewinnung von Erzen sich in beiden Ländern glichen, weil die Wilden in Afrika
aus dem Malachit Kupfer zu schmelzen verstehen, so müßte dem Menschengeschlecht
zu der einen oder der andern Zeit Unterweisung von Oben zu Theil geworden sein;
das Menschengeschlecht hätte sich zum ersten Male nicht selbst civilisiren können und
müßte deshalb einen übermenschlichen Lehrer gehabt haben, so ist das eine Logik,
die zu komisch ist, als daß sie ernsthafte Widerlegung beanspruchen kann. Schlie߬
lich bemerken wir, daß auch diesem Bande eine Anzahl sehr charakteristischer und
wohlausgeführter Holzschnitte beigegeben sind, welche den Text wesentlich erläutern
und vorzüglich eine gute Vorstellung von den Landschaften geben, die von den
Reisenden berührt wurden.


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[0549] Unsere Absicht war nur, ein. möglichst der Wirklichkeit entsprechendes und ob¬ jectives Bild davon zu entwerfen, wie die existirende berliner Bildhauerschule erwuchs und was sie leistete; — auf Prophezeiungen von der Schule der „L. P. Zukunft" verzichten wir. Vermischte Literatur. Neue Missionsreisen in Südafrika, unternommen im Auftrage der eng¬ lischen Regierung. Forschungen am Zambesi und seinen Nebenflüssen nebst Ent¬ deckung der Seen Schirwa und Nyassa in den Jahren 1858 bis 1864. Von David und Charles Livingstone. Autorisirtc vollständige Ausgabe für Deutsch¬ land. Aus dem Englischen von I. E. A. Martin. Nebst 1 Karte und 40 Illu¬ strationen. 2. Bd. Jena und Leipzig, H. Costenoble. 1866. Wie der erste Band hauptsächlich für Geographen von Fach von Werth und Interesse, doch in einzelnen Capiteln auch für ein größeres Publikum, welches mehr an Unterhaltung als an Belehrung denkt, zu empfehlen. Die Versasser haben sich erhebliche Verdienste um die Erforschung des Innern von Südafrika erworben, und manche ihrer Beobachtungen werden auch dem englischen Handel zu gute kommen. Ob sie überall mit den rechten Augen sahen, ist eine andere Frage; denn ihre Bildung ist nur die von britischen Missionären, und diese ist zu stark von orthodoxer Bibclgläubigkcit durchdrungen, als daß die Resultate ihrer Beobachtung der vor- urtheilsfreien Wissenschaft allenthalben genügen könnten. Manches namentlich, was ihr Buel über die Religion der von ihnen besuchten Stämme enthält, ist sehr wunder¬ licher Natur, und wenn man S. 226 und 227 unter anderm liest, weil die Kunst, Jener zu machen, in Afrika dieselbe wie in Indien sei, weil die Schmelzöfen zur Gewinnung von Erzen sich in beiden Ländern glichen, weil die Wilden in Afrika aus dem Malachit Kupfer zu schmelzen verstehen, so müßte dem Menschengeschlecht zu der einen oder der andern Zeit Unterweisung von Oben zu Theil geworden sein; das Menschengeschlecht hätte sich zum ersten Male nicht selbst civilisiren können und müßte deshalb einen übermenschlichen Lehrer gehabt haben, so ist das eine Logik, die zu komisch ist, als daß sie ernsthafte Widerlegung beanspruchen kann. Schlie߬ lich bemerken wir, daß auch diesem Bande eine Anzahl sehr charakteristischer und wohlausgeführter Holzschnitte beigegeben sind, welche den Text wesentlich erläutern und vorzüglich eine gute Vorstellung von den Landschaften geben, die von den Reisenden berührt wurden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/549>, abgerufen am 22.12.2024.