Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.Epochemachend mußte die Eröffnung der ersten Druckerei werden, welche Das deutlichste Bild von der Thätigkeit und Lehrweise dieser Missionäre Die Zeitschrift ist dazu bestimmt, der mündlichen und persönlichen Lehr¬ S9"
Epochemachend mußte die Eröffnung der ersten Druckerei werden, welche Das deutlichste Bild von der Thätigkeit und Lehrweise dieser Missionäre Die Zeitschrift ist dazu bestimmt, der mündlichen und persönlichen Lehr¬ S9"
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0495" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284965"/> <p xml:id="ID_1599"> Epochemachend mußte die Eröffnung der ersten Druckerei werden, welche<lb/> im Jahre 1840 stattfand. Erst seit die Missionäre Bücher in der Volkssprache<lb/> drucken konnten, war an eine größere Wirksamkeit zu denken. Diese Presse hat<lb/> seit jener Zeit rüstig gearbeitet. Von allen wichtigeren hier gedruckten Büchern<lb/> ist durch Perkins der Bibliothek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft ein<lb/> Exemplar geschenkt, und so ward es mir möglich, behufs sprachlicher Unter¬<lb/> suchung einen Theil der meist sehr zierlichen Erzeugnisse dieser Presse im tiefen<lb/> Asien genauer kennen zu lernen. Natürlich sind diese Druckwerke größtentheils<lb/> religiösen Inhalts : Bibeln (zum Theil mit dem ehrwürdigen altsyrischen Text —<lb/> der s. g. Peschitta — neben dem neusyrischen), Andachtsbücher, geistliche Lieder<lb/> u. dergl. in. Erklärlicherweise überwiegt die Zahl der aus andern Sprachen,<lb/> namentlich der englischen, übersetzten Bücher die der Originalwerke. An der<lb/> Auswahl der zu den (zum Theil allzu wörtlichen) Uebersetzungen bestimmten<lb/> Bücher könnten wir allerlei aussetzen. Man hat durchgängig solche Andachts¬<lb/> bücher ausgesucht, welche dem englisch-amerikanischen Sinn besonders zusagen,<lb/> wie Bunyans „Pilgerfahrt" und Baxters „Ruhe des Heiligen". Daneben finden<lb/> wir aber auch Bücher, welche dem weltlichen Wissen dienen: Fibeln, Lehrbücher<lb/> der Geographie, Arithmetik u. s. w. Auf alle Fälle wird durch diese Werke<lb/> den Nestorianern Gelegenheit gegeben, sich mit den Grundlagen unserer Bildung<lb/> bekannt zu machen. '</p><lb/> <p xml:id="ID_1600"> Das deutlichste Bild von der Thätigkeit und Lehrweise dieser Missionäre<lb/> giebt uns ihre in Arenia seit dem November 1849 erscheinende Monatsschrift,<lb/> welche den etwas auf den morgenländischen Geschmack berechneten Namen „Die<lb/> Lichtstrahlen" (sakrirs as dö-Irra) führt. Mir liegen davon die ersten 3 Jahr¬<lb/> gänge (je 12 Monatshefte, deren jedes 2 Bogen stark ist) und der größte Theil<lb/> des vierten vor; ob und wie weit die „Lichtstrahlen" weiter erschienen sind, bin<lb/> ich außer Stande anzugeben. Doch wird der Geist der spätern Jahrgänge auf<lb/> keinen Fall ein andrer sein, als der der ersten, und eine Charakterisirung dieser<lb/> wird dem Leser einen ungefähren Begriff von dem geben, was diese Amerikaner<lb/> wollen, und wie sie ihre Ziele zu erreichen streben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1601"> Die Zeitschrift ist dazu bestimmt, der mündlichen und persönlichen Lehr¬<lb/> thätigkeit der wenigen Missionäre ergänzend zur Seite zu stehen, an die etwas<lb/> entfernter Wohnenden geistige Anregung und thatsächliche Mittheilungen ge¬<lb/> langen zu lassen und auch den näher Stehenden Belehrungen und Rathschläge<lb/> zu geben, die schriftlich einen tiefern Eindruck machen müssen, als wenn sie blos<lb/> durch den rasch verfliegenden Hauch der Lippen gegeben würden. Als das<lb/> Publikum, für welches die „Lichtstrahlen" berechnet sind, haben wir den ganzen<lb/> Kreis der des Lesens Kundigen anzusehen, welche alle direct oder indirect Zög¬<lb/> linge der Missionäre sind. Hauptsächlich scheinen sie aber für die Lehrer und<lb/> für die Schüler bestimmt zu sein.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> S9"</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0495]
Epochemachend mußte die Eröffnung der ersten Druckerei werden, welche
im Jahre 1840 stattfand. Erst seit die Missionäre Bücher in der Volkssprache
drucken konnten, war an eine größere Wirksamkeit zu denken. Diese Presse hat
seit jener Zeit rüstig gearbeitet. Von allen wichtigeren hier gedruckten Büchern
ist durch Perkins der Bibliothek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft ein
Exemplar geschenkt, und so ward es mir möglich, behufs sprachlicher Unter¬
suchung einen Theil der meist sehr zierlichen Erzeugnisse dieser Presse im tiefen
Asien genauer kennen zu lernen. Natürlich sind diese Druckwerke größtentheils
religiösen Inhalts : Bibeln (zum Theil mit dem ehrwürdigen altsyrischen Text —
der s. g. Peschitta — neben dem neusyrischen), Andachtsbücher, geistliche Lieder
u. dergl. in. Erklärlicherweise überwiegt die Zahl der aus andern Sprachen,
namentlich der englischen, übersetzten Bücher die der Originalwerke. An der
Auswahl der zu den (zum Theil allzu wörtlichen) Uebersetzungen bestimmten
Bücher könnten wir allerlei aussetzen. Man hat durchgängig solche Andachts¬
bücher ausgesucht, welche dem englisch-amerikanischen Sinn besonders zusagen,
wie Bunyans „Pilgerfahrt" und Baxters „Ruhe des Heiligen". Daneben finden
wir aber auch Bücher, welche dem weltlichen Wissen dienen: Fibeln, Lehrbücher
der Geographie, Arithmetik u. s. w. Auf alle Fälle wird durch diese Werke
den Nestorianern Gelegenheit gegeben, sich mit den Grundlagen unserer Bildung
bekannt zu machen. '
Das deutlichste Bild von der Thätigkeit und Lehrweise dieser Missionäre
giebt uns ihre in Arenia seit dem November 1849 erscheinende Monatsschrift,
welche den etwas auf den morgenländischen Geschmack berechneten Namen „Die
Lichtstrahlen" (sakrirs as dö-Irra) führt. Mir liegen davon die ersten 3 Jahr¬
gänge (je 12 Monatshefte, deren jedes 2 Bogen stark ist) und der größte Theil
des vierten vor; ob und wie weit die „Lichtstrahlen" weiter erschienen sind, bin
ich außer Stande anzugeben. Doch wird der Geist der spätern Jahrgänge auf
keinen Fall ein andrer sein, als der der ersten, und eine Charakterisirung dieser
wird dem Leser einen ungefähren Begriff von dem geben, was diese Amerikaner
wollen, und wie sie ihre Ziele zu erreichen streben.
Die Zeitschrift ist dazu bestimmt, der mündlichen und persönlichen Lehr¬
thätigkeit der wenigen Missionäre ergänzend zur Seite zu stehen, an die etwas
entfernter Wohnenden geistige Anregung und thatsächliche Mittheilungen ge¬
langen zu lassen und auch den näher Stehenden Belehrungen und Rathschläge
zu geben, die schriftlich einen tiefern Eindruck machen müssen, als wenn sie blos
durch den rasch verfliegenden Hauch der Lippen gegeben würden. Als das
Publikum, für welches die „Lichtstrahlen" berechnet sind, haben wir den ganzen
Kreis der des Lesens Kundigen anzusehen, welche alle direct oder indirect Zög¬
linge der Missionäre sind. Hauptsächlich scheinen sie aber für die Lehrer und
für die Schüler bestimmt zu sein.
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