Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.nicht täuschen konnte; nur verzeiht man ihm bei seiner hinzukommenden Saum¬ Die gleiche Oberflächlichkeit tritt nun auch in dem, was er giebt, und in der ') "Die Zartheit Beethovens Frauen gegenüber, sein inniges Gefühl und seine Laune
sprechen sich in diesen Briefen so einfach und so liebenswürdig aus, daß sie als ein besonders ""ziehender Beitrag zu seiner Charakteristik angesehen werden dürfen." Jahr a. a. O, nicht täuschen konnte; nur verzeiht man ihm bei seiner hinzukommenden Saum¬ Die gleiche Oberflächlichkeit tritt nun auch in dem, was er giebt, und in der ') „Die Zartheit Beethovens Frauen gegenüber, sein inniges Gefühl und seine Laune
sprechen sich in diesen Briefen so einfach und so liebenswürdig aus, daß sie als ein besonders ««ziehender Beitrag zu seiner Charakteristik angesehen werden dürfen." Jahr a. a. O, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0391" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284861"/> <p xml:id="ID_1285" prev="#ID_1284"> nicht täuschen konnte; nur verzeiht man ihm bei seiner hinzukommenden Saum¬<lb/> seligkeit des Forschens die Herausgabe um so weniger. Man vermißt Briefe<lb/> an Beethoven nahestehende Persönlichkeiten, von deren Dasein man wußte oder<lb/> Vermuthungen hegen durfte, so die an den Grafen Brunswick, an die Gräfin<lb/> Erdödy; statt der wenigen (4) Billetchen an Treitschke wünschte man die inter¬<lb/> essante Correspondenz über die projectirte Oper Romulus zu kennen, die sich in<lb/> andern Sammlungen findet; in diesen finden sich auch, wie wir wissen, die<lb/> Briefe an Pasqualati, an Steiner und Haslinger, an Frau von Streicher,<lb/> selbst an Zmcskall weit vollständiger und zahlreicher, als sie Rosi bietet, von<lb/> ' den Briefen an Giannatasiv del Rio fehlt der eine, den die Grenzboten nicht<lb/> aufgenommen haben, auch bei Rost; und was die Briefe an Erzherzog Rudolph<lb/> betrifft, so hat Rost bekanntlich bald nach dem Erscheinen seines Buches durch<lb/> Köche! eine traurige Enttäuschung erfahren müssen. Aber was sollen wir bei<lb/> diesen Mängeln uns aufhalten, da Herrn Rost das weit Schlimmere wider¬<lb/> fahren ist, bereits veröffentlichte Briefe zu übersehen. In den Grenzboten von<lb/> 1889. zweites Vierteljahr S. 236, sind (von O. Jahr) aus dem Jahre 1812<lb/> Wei Briefe an Brunswick und sieben an Fräulein Amalie Sebald veröffentlicht,<lb/> die Beethoven in Teplitz kennen gelernt hatte; sie sind von besonderem Interesse<lb/> für Beethovens Wesen und hätten eine Zierde der Sammlung gebildet.*)<lb/> Herr Rost, der doch die Briefe an del Rio aus den Grenzboten abdrückt, hätte<lb/> ^i einigermaßen eifrigem Suchen darauf kommen müssen; statt dessen giebt er<lb/> nur (90) ein kleines Stcunmbuchblättchen an „die Sängerin Auguste Sebald",<lb/> über welches er weitere Aufschlüsse nicht mittheilt. — In Thaycrs chronologischen<lb/> Verzeichnisse finden sich (S. 100 fg.) Anführungen aus 10 Briefen Beethovens<lb/> an Thompson in Edinburgh; Herr Rost, dem jenes Verzeichnis; noch vor dem<lb/> Abschlüsse in die Hand kam, erwähnt sie mit keinem Worte, obgleich er be¬<lb/> hauptet, daß er bei Thayer kaum Neues gefunden habe. — Einen kleinen Brief<lb/> ^n Pasqualati, den Rost nicht hat, findet man in der Neuen Zeitschrift für<lb/> Musik Bd. 9. S. 164. — Ein Brief an Schindler aus Hetzendorf, den Rost<lb/> stückweise giebt (266), steht vollständig sacsimilirt in Breidensteins Festgabe zur<lb/> Inauguration des Beethovenmonuments (Bonn 184S), wo, außer anderen Ab¬<lb/> weichungen, statt des Juli der 1. Juni 1823 als Datum angegeben ist. —<lb/> Von einem Billet an den Redacteur Bernard, welches Schindler II. 76 er¬<lb/> wähnt, weiß Rost nichts.</p><lb/> <p xml:id="ID_1286" next="#ID_1287"> Die gleiche Oberflächlichkeit tritt nun auch in dem, was er giebt, und in der<lb/> Art, wie er es giebt, allenthalben hervor. Als gewissenhaftem Herausgeber<lb/> war es für ihn erste Pflicht, überall seine Quelle genau anzugeben, und na-</p><lb/> <note xml:id="FID_35" place="foot"> ') „Die Zartheit Beethovens Frauen gegenüber, sein inniges Gefühl und seine Laune<lb/> sprechen sich in diesen Briefen so einfach und so liebenswürdig aus, daß sie als ein besonders<lb/> ««ziehender Beitrag zu seiner Charakteristik angesehen werden dürfen." Jahr a. a. O,</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0391]
nicht täuschen konnte; nur verzeiht man ihm bei seiner hinzukommenden Saum¬
seligkeit des Forschens die Herausgabe um so weniger. Man vermißt Briefe
an Beethoven nahestehende Persönlichkeiten, von deren Dasein man wußte oder
Vermuthungen hegen durfte, so die an den Grafen Brunswick, an die Gräfin
Erdödy; statt der wenigen (4) Billetchen an Treitschke wünschte man die inter¬
essante Correspondenz über die projectirte Oper Romulus zu kennen, die sich in
andern Sammlungen findet; in diesen finden sich auch, wie wir wissen, die
Briefe an Pasqualati, an Steiner und Haslinger, an Frau von Streicher,
selbst an Zmcskall weit vollständiger und zahlreicher, als sie Rosi bietet, von
' den Briefen an Giannatasiv del Rio fehlt der eine, den die Grenzboten nicht
aufgenommen haben, auch bei Rost; und was die Briefe an Erzherzog Rudolph
betrifft, so hat Rost bekanntlich bald nach dem Erscheinen seines Buches durch
Köche! eine traurige Enttäuschung erfahren müssen. Aber was sollen wir bei
diesen Mängeln uns aufhalten, da Herrn Rost das weit Schlimmere wider¬
fahren ist, bereits veröffentlichte Briefe zu übersehen. In den Grenzboten von
1889. zweites Vierteljahr S. 236, sind (von O. Jahr) aus dem Jahre 1812
Wei Briefe an Brunswick und sieben an Fräulein Amalie Sebald veröffentlicht,
die Beethoven in Teplitz kennen gelernt hatte; sie sind von besonderem Interesse
für Beethovens Wesen und hätten eine Zierde der Sammlung gebildet.*)
Herr Rost, der doch die Briefe an del Rio aus den Grenzboten abdrückt, hätte
^i einigermaßen eifrigem Suchen darauf kommen müssen; statt dessen giebt er
nur (90) ein kleines Stcunmbuchblättchen an „die Sängerin Auguste Sebald",
über welches er weitere Aufschlüsse nicht mittheilt. — In Thaycrs chronologischen
Verzeichnisse finden sich (S. 100 fg.) Anführungen aus 10 Briefen Beethovens
an Thompson in Edinburgh; Herr Rost, dem jenes Verzeichnis; noch vor dem
Abschlüsse in die Hand kam, erwähnt sie mit keinem Worte, obgleich er be¬
hauptet, daß er bei Thayer kaum Neues gefunden habe. — Einen kleinen Brief
^n Pasqualati, den Rost nicht hat, findet man in der Neuen Zeitschrift für
Musik Bd. 9. S. 164. — Ein Brief an Schindler aus Hetzendorf, den Rost
stückweise giebt (266), steht vollständig sacsimilirt in Breidensteins Festgabe zur
Inauguration des Beethovenmonuments (Bonn 184S), wo, außer anderen Ab¬
weichungen, statt des Juli der 1. Juni 1823 als Datum angegeben ist. —
Von einem Billet an den Redacteur Bernard, welches Schindler II. 76 er¬
wähnt, weiß Rost nichts.
Die gleiche Oberflächlichkeit tritt nun auch in dem, was er giebt, und in der
Art, wie er es giebt, allenthalben hervor. Als gewissenhaftem Herausgeber
war es für ihn erste Pflicht, überall seine Quelle genau anzugeben, und na-
') „Die Zartheit Beethovens Frauen gegenüber, sein inniges Gefühl und seine Laune
sprechen sich in diesen Briefen so einfach und so liebenswürdig aus, daß sie als ein besonders
««ziehender Beitrag zu seiner Charakteristik angesehen werden dürfen." Jahr a. a. O,
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