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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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Als Meister in der humoristischen Erfassung und Darstellung idyllischer Persön¬
lichkeiten und Zustände bewährt sich Fischer in dem untadelhaft schönen Lebensbilde
"Beim alten Herrn. (Aus vergangenen Tagen)" S. 83 ff. Das gesunde
Herausfühlen fremden Seelenlebens, die markige und treuherzige Erjählungsweise,
die Hans Sachsens, Goethes und Uhlands Stil selbständig fortbildet, die warme,
leichte, ganz abgerundete Sprache müssen hier das Gemüth des Lesers wohlthuend
berühren. Die Begeisterung vcrständnißinniger Liebe ist der verklärende Genius dieses
schmucklosen Gedichtes.

Unter den politischen Gesängen nennen wir das "Schützenlied" (S. 111)
mit seinem kräftigen Liederschwunge und seiner sprachlichen Gewandtheit, den "Bund¬
schuh" (S. 126 ff.), ein leidenschaftliches Strafgcdicht in strammer, markiger,
plastischer Sprache, und "Nur einen Mann aus Millionen!" (S. 132 ff.)
ein Lied von durchgreifender, lyrischer Lebendigkeit, sprachlicher Kraft und Ge¬
wandtheit.

Schließlich gedenken wir noch des elegienartigen Gedichtes "An den Tod"
(S. 135 ff), das einen rein lyrischen Ton anschlägt und lebendig, kräftig, schwung¬
voll, in abgerundeter Form sich ausspricht.


Das Hochgebirge vom Grindelwald. Naturbilder aus der schweizerischen
Alpenwelt von Dr. Christoph Aeby, Edmund v. Fellenberg und Pfarrer
Gerber. Mit einem Panorama in Farbendruck, neun Ansichten in Holzschnitt
und einer Karte in Farbendruck. Coblenz, Verlag von Karl Bädeker. 1865.

Eine Beschreibung des Thales vom Grindelwald in naturhistorischer, geschicht¬
licher und ethnologischer Hinsicht, die Schilderung eines Besuchs des Thales von
Engelberg (Canton Unterwalden) in Distichen, dann Mittheilungen über Besteigungen
verschiedener Gipfel der Hochalpen: des Wetterhorns, am 29. Juli 1863, woran
sich eine Rundfahrt um diesen Gebirgsstock schließt, ferner des Schrcckhorns, am
4. August 1864, des Eigers, am 23. August desselben Jahres, des Berglistocks,
am 26. September 1864, des kleinen Viesckerhorns, am 27. Juli 1864. und
des kleinen Schrcckhorns, am 16. Juli 1865. Die Darstellung ist lebendig und
anschaulich, doch wiederholt sich selbstverständlich vieles in den einzelnen Abschnitten.
Die wissenschaftliche Ausbeute ist nicht bedeutend, und überhaupt sind derartige Berg¬
fahrten selbst mehr eine Art des Sport, ihre Schilderung mehr für Liebhaber
dieser Art von Sport. Man besteigt einen Berg, weil die Besteigung schwierig oder
gefährlich ist, und weil sie noch selten oder gar nicht gewagt wurde; sonst hat es
weiter keinen Zweck. -- Die Ausstattung ist übrigens brillant, schönes Papier,
vortrefflicher Druck, das große Panorama und die Karte vorzüglich ausgeführt.




Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

Als Meister in der humoristischen Erfassung und Darstellung idyllischer Persön¬
lichkeiten und Zustände bewährt sich Fischer in dem untadelhaft schönen Lebensbilde
„Beim alten Herrn. (Aus vergangenen Tagen)" S. 83 ff. Das gesunde
Herausfühlen fremden Seelenlebens, die markige und treuherzige Erjählungsweise,
die Hans Sachsens, Goethes und Uhlands Stil selbständig fortbildet, die warme,
leichte, ganz abgerundete Sprache müssen hier das Gemüth des Lesers wohlthuend
berühren. Die Begeisterung vcrständnißinniger Liebe ist der verklärende Genius dieses
schmucklosen Gedichtes.

Unter den politischen Gesängen nennen wir das „Schützenlied" (S. 111)
mit seinem kräftigen Liederschwunge und seiner sprachlichen Gewandtheit, den „Bund¬
schuh" (S. 126 ff.), ein leidenschaftliches Strafgcdicht in strammer, markiger,
plastischer Sprache, und „Nur einen Mann aus Millionen!" (S. 132 ff.)
ein Lied von durchgreifender, lyrischer Lebendigkeit, sprachlicher Kraft und Ge¬
wandtheit.

Schließlich gedenken wir noch des elegienartigen Gedichtes „An den Tod"
(S. 135 ff), das einen rein lyrischen Ton anschlägt und lebendig, kräftig, schwung¬
voll, in abgerundeter Form sich ausspricht.


Das Hochgebirge vom Grindelwald. Naturbilder aus der schweizerischen
Alpenwelt von Dr. Christoph Aeby, Edmund v. Fellenberg und Pfarrer
Gerber. Mit einem Panorama in Farbendruck, neun Ansichten in Holzschnitt
und einer Karte in Farbendruck. Coblenz, Verlag von Karl Bädeker. 1865.

Eine Beschreibung des Thales vom Grindelwald in naturhistorischer, geschicht¬
licher und ethnologischer Hinsicht, die Schilderung eines Besuchs des Thales von
Engelberg (Canton Unterwalden) in Distichen, dann Mittheilungen über Besteigungen
verschiedener Gipfel der Hochalpen: des Wetterhorns, am 29. Juli 1863, woran
sich eine Rundfahrt um diesen Gebirgsstock schließt, ferner des Schrcckhorns, am
4. August 1864, des Eigers, am 23. August desselben Jahres, des Berglistocks,
am 26. September 1864, des kleinen Viesckerhorns, am 27. Juli 1864. und
des kleinen Schrcckhorns, am 16. Juli 1865. Die Darstellung ist lebendig und
anschaulich, doch wiederholt sich selbstverständlich vieles in den einzelnen Abschnitten.
Die wissenschaftliche Ausbeute ist nicht bedeutend, und überhaupt sind derartige Berg¬
fahrten selbst mehr eine Art des Sport, ihre Schilderung mehr für Liebhaber
dieser Art von Sport. Man besteigt einen Berg, weil die Besteigung schwierig oder
gefährlich ist, und weil sie noch selten oder gar nicht gewagt wurde; sonst hat es
weiter keinen Zweck. — Die Ausstattung ist übrigens brillant, schönes Papier,
vortrefflicher Druck, das große Panorama und die Karte vorzüglich ausgeführt.




Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0382] Als Meister in der humoristischen Erfassung und Darstellung idyllischer Persön¬ lichkeiten und Zustände bewährt sich Fischer in dem untadelhaft schönen Lebensbilde „Beim alten Herrn. (Aus vergangenen Tagen)" S. 83 ff. Das gesunde Herausfühlen fremden Seelenlebens, die markige und treuherzige Erjählungsweise, die Hans Sachsens, Goethes und Uhlands Stil selbständig fortbildet, die warme, leichte, ganz abgerundete Sprache müssen hier das Gemüth des Lesers wohlthuend berühren. Die Begeisterung vcrständnißinniger Liebe ist der verklärende Genius dieses schmucklosen Gedichtes. Unter den politischen Gesängen nennen wir das „Schützenlied" (S. 111) mit seinem kräftigen Liederschwunge und seiner sprachlichen Gewandtheit, den „Bund¬ schuh" (S. 126 ff.), ein leidenschaftliches Strafgcdicht in strammer, markiger, plastischer Sprache, und „Nur einen Mann aus Millionen!" (S. 132 ff.) ein Lied von durchgreifender, lyrischer Lebendigkeit, sprachlicher Kraft und Ge¬ wandtheit. Schließlich gedenken wir noch des elegienartigen Gedichtes „An den Tod" (S. 135 ff), das einen rein lyrischen Ton anschlägt und lebendig, kräftig, schwung¬ voll, in abgerundeter Form sich ausspricht. Das Hochgebirge vom Grindelwald. Naturbilder aus der schweizerischen Alpenwelt von Dr. Christoph Aeby, Edmund v. Fellenberg und Pfarrer Gerber. Mit einem Panorama in Farbendruck, neun Ansichten in Holzschnitt und einer Karte in Farbendruck. Coblenz, Verlag von Karl Bädeker. 1865. Eine Beschreibung des Thales vom Grindelwald in naturhistorischer, geschicht¬ licher und ethnologischer Hinsicht, die Schilderung eines Besuchs des Thales von Engelberg (Canton Unterwalden) in Distichen, dann Mittheilungen über Besteigungen verschiedener Gipfel der Hochalpen: des Wetterhorns, am 29. Juli 1863, woran sich eine Rundfahrt um diesen Gebirgsstock schließt, ferner des Schrcckhorns, am 4. August 1864, des Eigers, am 23. August desselben Jahres, des Berglistocks, am 26. September 1864, des kleinen Viesckerhorns, am 27. Juli 1864. und des kleinen Schrcckhorns, am 16. Juli 1865. Die Darstellung ist lebendig und anschaulich, doch wiederholt sich selbstverständlich vieles in den einzelnen Abschnitten. Die wissenschaftliche Ausbeute ist nicht bedeutend, und überhaupt sind derartige Berg¬ fahrten selbst mehr eine Art des Sport, ihre Schilderung mehr für Liebhaber dieser Art von Sport. Man besteigt einen Berg, weil die Besteigung schwierig oder gefährlich ist, und weil sie noch selten oder gar nicht gewagt wurde; sonst hat es weiter keinen Zweck. — Die Ausstattung ist übrigens brillant, schönes Papier, vortrefflicher Druck, das große Panorama und die Karte vorzüglich ausgeführt. Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/382>, abgerufen am 22.07.2024.