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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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ein neues riesiges Werk: die Reiterstatue Friedrich Wilhelm des Vierten, welche,
als Pendant der im vorigen Artikel erwähnten des regierenden Königs von
Drake, auf der kölner Seite des Eingangs zur Eisenbahnbrücke über den Rhein
aufgestellt werden sollte. Hier ging Bläser wieder, um mich eines populären
Ausdrucks zu bedienen, "recht ins Zeug". In Formen und Bewegung gab er
Roß und Reiter etwas über die Natur gesteigert Kühnes und Massiges, das
unter den ungeheuren Maßen der dortigen Umgebungen wohl bedeutend zu¬
sammenschrumpft, immer aber auch dort der Totalerscheinung einen Effect
sichern wird, welcher ein ganz schlichtes und simples Porträtgebilde dort nim¬
mermehr auch nur annähernd erreichen würde. Bei der Concurrenz um das,
Friedrich Wilhelm dem Dritten in derselben Stadt zu errichtende Monument
war Bläser natürlich mit auf dem Platz. Zwar wurde seine Skizze nicht mit
dem ersten Preise gekrönt. Aber nach Art moderner Concurrenzen übertrug
w"n ihm die Ausführung des Reiterstandbildes, seinem Mitbewerber Schievel-
bein die des Postaments. Das Endresultat kann sich jeder selbst sagen, da er
noch inmitten der Arbeit an seinem Modell ist, wollen wir nicht aus der Schule
plaudern.

Von rein idealen Gestalten Bläsers sei noch die schöne und anmuthige der
"Gastfreundschaft" genannt, die erst ganz neuerdings im großen Modell vollendet
worden ist, und neben ihnen und den großen Monumentalwerken eine Menge von
Statuetten und Büsten, jene oft von humoristisch-poetischer Bedeutung, letztere
durch die frappante lebensvolle Wahrheit immer ganz besonders ausgezeichnet.




Die neue Zeitschrift sür bildende Kunst und ihr Publikum.

Das erste Heft einer neuen "Zeitschrift für bildende Kunst" liegt vor uns:
s°'t etwa vier Jahrzehnten der vierte Versuch, durch regelmäßige Mittheilungen für
die Kunstvroduction und Kunstwissenschaft unserer Tage im weiteren Kreis aller
Gebildeten ein tieferes Interesse zu erwecken. Bekanntlich find die drei ersten Ver¬
suche, das cottasche Kunstblatt, dann das berliner, das ihm folgte, und neuerdings
die wiener Recensionen über bildende Kunst nach kürzerer oder längerer Dauer schlie߬
lich an der Theilnahmlosigkeit des größeren Publikums gescheitert. Ein Schicksal,
d"s zum Theil wohl der unüberwindlichen Gleichgiltigkeit Schuld zu geben ist, mit
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ein neues riesiges Werk: die Reiterstatue Friedrich Wilhelm des Vierten, welche,
als Pendant der im vorigen Artikel erwähnten des regierenden Königs von
Drake, auf der kölner Seite des Eingangs zur Eisenbahnbrücke über den Rhein
aufgestellt werden sollte. Hier ging Bläser wieder, um mich eines populären
Ausdrucks zu bedienen, „recht ins Zeug". In Formen und Bewegung gab er
Roß und Reiter etwas über die Natur gesteigert Kühnes und Massiges, das
unter den ungeheuren Maßen der dortigen Umgebungen wohl bedeutend zu¬
sammenschrumpft, immer aber auch dort der Totalerscheinung einen Effect
sichern wird, welcher ein ganz schlichtes und simples Porträtgebilde dort nim¬
mermehr auch nur annähernd erreichen würde. Bei der Concurrenz um das,
Friedrich Wilhelm dem Dritten in derselben Stadt zu errichtende Monument
war Bläser natürlich mit auf dem Platz. Zwar wurde seine Skizze nicht mit
dem ersten Preise gekrönt. Aber nach Art moderner Concurrenzen übertrug
w«n ihm die Ausführung des Reiterstandbildes, seinem Mitbewerber Schievel-
bein die des Postaments. Das Endresultat kann sich jeder selbst sagen, da er
noch inmitten der Arbeit an seinem Modell ist, wollen wir nicht aus der Schule
plaudern.

Von rein idealen Gestalten Bläsers sei noch die schöne und anmuthige der
„Gastfreundschaft" genannt, die erst ganz neuerdings im großen Modell vollendet
worden ist, und neben ihnen und den großen Monumentalwerken eine Menge von
Statuetten und Büsten, jene oft von humoristisch-poetischer Bedeutung, letztere
durch die frappante lebensvolle Wahrheit immer ganz besonders ausgezeichnet.




Die neue Zeitschrift sür bildende Kunst und ihr Publikum.

Das erste Heft einer neuen „Zeitschrift für bildende Kunst" liegt vor uns:
s°'t etwa vier Jahrzehnten der vierte Versuch, durch regelmäßige Mittheilungen für
die Kunstvroduction und Kunstwissenschaft unserer Tage im weiteren Kreis aller
Gebildeten ein tieferes Interesse zu erwecken. Bekanntlich find die drei ersten Ver¬
suche, das cottasche Kunstblatt, dann das berliner, das ihm folgte, und neuerdings
die wiener Recensionen über bildende Kunst nach kürzerer oder längerer Dauer schlie߬
lich an der Theilnahmlosigkeit des größeren Publikums gescheitert. Ein Schicksal,
d»s zum Theil wohl der unüberwindlichen Gleichgiltigkeit Schuld zu geben ist, mit
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[0377] ein neues riesiges Werk: die Reiterstatue Friedrich Wilhelm des Vierten, welche, als Pendant der im vorigen Artikel erwähnten des regierenden Königs von Drake, auf der kölner Seite des Eingangs zur Eisenbahnbrücke über den Rhein aufgestellt werden sollte. Hier ging Bläser wieder, um mich eines populären Ausdrucks zu bedienen, „recht ins Zeug". In Formen und Bewegung gab er Roß und Reiter etwas über die Natur gesteigert Kühnes und Massiges, das unter den ungeheuren Maßen der dortigen Umgebungen wohl bedeutend zu¬ sammenschrumpft, immer aber auch dort der Totalerscheinung einen Effect sichern wird, welcher ein ganz schlichtes und simples Porträtgebilde dort nim¬ mermehr auch nur annähernd erreichen würde. Bei der Concurrenz um das, Friedrich Wilhelm dem Dritten in derselben Stadt zu errichtende Monument war Bläser natürlich mit auf dem Platz. Zwar wurde seine Skizze nicht mit dem ersten Preise gekrönt. Aber nach Art moderner Concurrenzen übertrug w«n ihm die Ausführung des Reiterstandbildes, seinem Mitbewerber Schievel- bein die des Postaments. Das Endresultat kann sich jeder selbst sagen, da er noch inmitten der Arbeit an seinem Modell ist, wollen wir nicht aus der Schule plaudern. Von rein idealen Gestalten Bläsers sei noch die schöne und anmuthige der „Gastfreundschaft" genannt, die erst ganz neuerdings im großen Modell vollendet worden ist, und neben ihnen und den großen Monumentalwerken eine Menge von Statuetten und Büsten, jene oft von humoristisch-poetischer Bedeutung, letztere durch die frappante lebensvolle Wahrheit immer ganz besonders ausgezeichnet. Die neue Zeitschrift sür bildende Kunst und ihr Publikum. Das erste Heft einer neuen „Zeitschrift für bildende Kunst" liegt vor uns: s°'t etwa vier Jahrzehnten der vierte Versuch, durch regelmäßige Mittheilungen für die Kunstvroduction und Kunstwissenschaft unserer Tage im weiteren Kreis aller Gebildeten ein tieferes Interesse zu erwecken. Bekanntlich find die drei ersten Ver¬ suche, das cottasche Kunstblatt, dann das berliner, das ihm folgte, und neuerdings die wiener Recensionen über bildende Kunst nach kürzerer oder längerer Dauer schlie߬ lich an der Theilnahmlosigkeit des größeren Publikums gescheitert. Ein Schicksal, d»s zum Theil wohl der unüberwindlichen Gleichgiltigkeit Schuld zu geben ist, mit * 45

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/377>, abgerufen am 22.12.2024.