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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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kam gingen sie von nah und fern in Fülle ein. In besonderem Werthe aber
hielt Wachsmuth die Beweise der Liebe und Achtung, die ihm, dem "Veteranen",
in seiner Geburtsstadl Hildesheim zu Theil wurden, zu welcher seine Beziehungen
grade gegen das Ende seines Lebens eine neue Innigkeit gewannen.

Was die Arbeiten Wachsmuths während der letzten 3Vs Jahrzehnte seines
Lebens betrifft, so wurde er zu dem classischen Alterthum schon durch seine
Vorlesungen in ununterbrochenem, lebhaftem Zusammenhange erhalten; seine
literarischen Entwürfe hatten es jedoch meist mit Gegenständen zu thun, die
sich in einem unmittelbaren Bezug zu der Gegenwart und deren Bedürfnissen
befanden. Einen bedeutenden Erfolg erwarb er sich, mit seiner europäischen
Sittengeschichte -- einem um so verdienstlicheren Werke, je mehr es damals
an den Vorarbeiten gebrach, wie sie grade auf diesem Felde die für dasselbe ge¬
weckte Thätigkeit der neueren Zeit in so außerordentlicher Menge gebracht hat.
Dann nahm ihn, für eine Reihe von Jahren, vorzüglich die französische Revolution
und die napoleonische Periode in Anspruch. Die vierhändige Geschichte derselben,
die er von 1840 an zu der Heeren- und uckertschen Sammlung europäischer
Staatengeschichte lieferte, geben das Resultat sorgfältigen Studiums der da¬
mals zu Gebote stehenden Literatur. Ist es in diesem Werke hauptsächlich auf
die exacte Feststellung der einzelnen Thatsachen abgesehen, so wird ziemlich der
nämliche Stoff in einer für ein größeres Publikum bestimmten, mehr auf
Herauskehrung des politischen Zuges berechneten Überarbeitung durch das "Zeit¬
alter der Revolution" (Leipzig, 1846 ff. 4 Bde.) geboten. Wachsmuths eigenem
Urtheil, der dies Buch für die am besten ausgeführte seiner politisch-historischen
Schriften erklärte, müssen wir vollkommen beistimmen. Es folgten von größeren
Werken eine Culturgeschichte (Leipzig. 3 Bde. 1852 ff.), eine Geschichte der
politischen Parteiungen (3 Bde. Braunschweig, 1833 ff.), eine Geschichte deutscher
Nationalität (3 Bde, 1860 und 61), bis Wachsmuth zum Schluß, in seinen
"niedersächsischen Geschichten" (1863) und in seiner "Geschichte von Hochstift
und Stadt Hildesheim", sich auch schriftstellerisch mit Vorliebe seiner engeren
und engsten Heimath, dem Land und der Stadt seiner Geburt, zuwendete.

Fügen wir noch hinzu, daß Wachsmuth in den Kreis seiner Vorlesungen
grade während der letzten Jahrzehnte seines Lebens besonders gern auch die
neuere Literaturgeschichte Deutschlands zog, so bedarf es nicht erst des Hinweises,
auf welche Mannigfaltigkeit von Gegenständen sich fortwährend seine Thätigkeit
erstreckte. Wie man wohl die Mehrzahl der namhaften Gelehrten in zwei
Classen sondern kann, die Einen, welche durch Entdeckung neuer, folgenreicher
Wahrheiten, durch Eröffnung einer neuen Methode bahnbrechend gewirkt, etwa
une eigene Schule gebildet haben, die Anderen, welche mit vielseitiger Em¬
pfänglichkeit und verbreiteter Kenntniß an den verschiedensten Stoffen den Grad
der Entwicklung, zu dem ihre Wissenschaft zur Zeit gelangt ist, zur Anschauung


kam gingen sie von nah und fern in Fülle ein. In besonderem Werthe aber
hielt Wachsmuth die Beweise der Liebe und Achtung, die ihm, dem „Veteranen",
in seiner Geburtsstadl Hildesheim zu Theil wurden, zu welcher seine Beziehungen
grade gegen das Ende seines Lebens eine neue Innigkeit gewannen.

Was die Arbeiten Wachsmuths während der letzten 3Vs Jahrzehnte seines
Lebens betrifft, so wurde er zu dem classischen Alterthum schon durch seine
Vorlesungen in ununterbrochenem, lebhaftem Zusammenhange erhalten; seine
literarischen Entwürfe hatten es jedoch meist mit Gegenständen zu thun, die
sich in einem unmittelbaren Bezug zu der Gegenwart und deren Bedürfnissen
befanden. Einen bedeutenden Erfolg erwarb er sich, mit seiner europäischen
Sittengeschichte — einem um so verdienstlicheren Werke, je mehr es damals
an den Vorarbeiten gebrach, wie sie grade auf diesem Felde die für dasselbe ge¬
weckte Thätigkeit der neueren Zeit in so außerordentlicher Menge gebracht hat.
Dann nahm ihn, für eine Reihe von Jahren, vorzüglich die französische Revolution
und die napoleonische Periode in Anspruch. Die vierhändige Geschichte derselben,
die er von 1840 an zu der Heeren- und uckertschen Sammlung europäischer
Staatengeschichte lieferte, geben das Resultat sorgfältigen Studiums der da¬
mals zu Gebote stehenden Literatur. Ist es in diesem Werke hauptsächlich auf
die exacte Feststellung der einzelnen Thatsachen abgesehen, so wird ziemlich der
nämliche Stoff in einer für ein größeres Publikum bestimmten, mehr auf
Herauskehrung des politischen Zuges berechneten Überarbeitung durch das „Zeit¬
alter der Revolution" (Leipzig, 1846 ff. 4 Bde.) geboten. Wachsmuths eigenem
Urtheil, der dies Buch für die am besten ausgeführte seiner politisch-historischen
Schriften erklärte, müssen wir vollkommen beistimmen. Es folgten von größeren
Werken eine Culturgeschichte (Leipzig. 3 Bde. 1852 ff.), eine Geschichte der
politischen Parteiungen (3 Bde. Braunschweig, 1833 ff.), eine Geschichte deutscher
Nationalität (3 Bde, 1860 und 61), bis Wachsmuth zum Schluß, in seinen
„niedersächsischen Geschichten" (1863) und in seiner „Geschichte von Hochstift
und Stadt Hildesheim", sich auch schriftstellerisch mit Vorliebe seiner engeren
und engsten Heimath, dem Land und der Stadt seiner Geburt, zuwendete.

Fügen wir noch hinzu, daß Wachsmuth in den Kreis seiner Vorlesungen
grade während der letzten Jahrzehnte seines Lebens besonders gern auch die
neuere Literaturgeschichte Deutschlands zog, so bedarf es nicht erst des Hinweises,
auf welche Mannigfaltigkeit von Gegenständen sich fortwährend seine Thätigkeit
erstreckte. Wie man wohl die Mehrzahl der namhaften Gelehrten in zwei
Classen sondern kann, die Einen, welche durch Entdeckung neuer, folgenreicher
Wahrheiten, durch Eröffnung einer neuen Methode bahnbrechend gewirkt, etwa
une eigene Schule gebildet haben, die Anderen, welche mit vielseitiger Em¬
pfänglichkeit und verbreiteter Kenntniß an den verschiedensten Stoffen den Grad
der Entwicklung, zu dem ihre Wissenschaft zur Zeit gelangt ist, zur Anschauung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/363>, abgerufen am 22.12.2024.