Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.von allen Bibliographen, die es gesehen haben, anerkannt wird. Herr T. O. Weigel Vom Entkrist und den fünfzehn Zeichen besitzt die Sammlung eine Hand¬ Dem Anbruche des jüngsten Tages werden fünfzehn Zeichen vorausgehen. von allen Bibliographen, die es gesehen haben, anerkannt wird. Herr T. O. Weigel Vom Entkrist und den fünfzehn Zeichen besitzt die Sammlung eine Hand¬ Dem Anbruche des jüngsten Tages werden fünfzehn Zeichen vorausgehen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0274" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284744"/> <p xml:id="ID_930" prev="#ID_929"> von allen Bibliographen, die es gesehen haben, anerkannt wird. Herr T. O. Weigel<lb/> besitzt das einzige vollständige Exemplar dieser Ausgabe, welches be¬<lb/> kannt ist. Eine andere seltene Ausgabe ist die der ^rs inorieuäi auf einem<lb/> Blatte Folio, von welcher nur noch ein Exemplar, das in der kaiserlichen<lb/> Bibliothek zu Paris, bekannt ist. Diese Ausgabe ist den deutschen Bibliographen<lb/> fast ganz fremd gewesen und von den französischen und englischen vollkommen<lb/> mißverstanden worden. Da nämlich, um die Aufeinanderfolge der Gegenstände<lb/> verständlich zu machen, die Reihenfolge derselben durch Buchstaben L. —<lb/> bezeichnet ist, so hat man geglaubt, ein deutsches ^LO vor sich zu haben, aus<lb/> welchem die deutschen Kinder die Buchstaben und das Lesen lernen sollten.<lb/> Später hat man, weil die Versuchungen und die Tröstungen des Kranken auf<lb/> dem Blatte so angebracht sind, daß dem in dem Mittelraume des Blattes dar¬<lb/> gestellten Kranken von unten her die Teufel die Versuchung zurufen, die guten<lb/> Engel dagegen von oben herab die Tröstung und Ermahnung zusprechen, und<lb/> weil auf der zweiten Hälfte des Bogens das Gericht, Prüfung, Gnade oder<lb/> Verdammniß, Belohnung oder Bestrafung abgebildet sind, dieses Blatt für die<lb/> Darstellung des menschlichen Lebens mit seinen Tugenden und Lastern gehalten<lb/> und somit den früheren Irrthum durch einen neuen ersetzt. Das beigegebene<lb/> Facsimile giebt jedoch vollkommene Aufklärung.</p><lb/> <p xml:id="ID_931"> Vom Entkrist und den fünfzehn Zeichen besitzt die Sammlung eine Hand¬<lb/> schrift, zwei xylographische Fragmente und mehre typographische Ausgaben.<lb/> Der Handschrift des Entkrist, von dessen Text der Ursprung bis ins zehnte<lb/> Jahrhundert nachgewiesen ist, geht eine Weltgeschichte voraus, aus der wir er¬<lb/> fahren, daß am 25. März, an einem Freitage, Adam erschaffen sei, daß an<lb/> demselben Tage früh 9 Uhr Eva aus dessen Rippe gemacht und die Ehe ein¬<lb/> gesetzt worden sei, daß die Stammeltern um 12 Uhr desselben Tags vom Apfel<lb/> gegessen haben und daß sie um 3 Uhr aus dem Paradiese vertrieben worden<lb/> seien. Später wurde an einem 26. März Abel erschlagen, Abraham von Melchi-<lb/> sedek gesegnet und mit Brod und Wem gestärkt, Jsaak zum Opfer angeboten,<lb/> die Geburt Jesu der heiligen Jungfrau (früh 9 Uhr) verkündet, Johannes der<lb/> Täufer enthauptet, Jesus gekreuzigt, Jakobus getödtet, und Petrus aus dem<lb/> Kerker befreit. Am 2S. März wird endlich auch das Weltgericht stattfinden und<lb/> die Weltgeschichte somit genau mit dem Jahresschlusse enden.</p><lb/> <p xml:id="ID_932"> Dem Anbruche des jüngsten Tages werden fünfzehn Zeichen vorausgehen.<lb/> Das dreizehnte Zeichen ist, daß alle lebendigen Menschen sterben sollen, damit<lb/> sie mit den Todten auferstehen können. Wenn aber alle Menschen sterben, zu<lb/> deren Benachrichtigung über das Herannahen des jüngsten Tages die fünfzehn<lb/> Zeichen dienen sollen, so ist nicht wohl abzusehen, wie sie die beiden letzten<lb/> Zeichen erfahren sollen. Indeß der felsenfeste Glaube des fünfzehnten Jahr¬<lb/> hunderts grübelte nicht über solche Naivetäten.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0274]
von allen Bibliographen, die es gesehen haben, anerkannt wird. Herr T. O. Weigel
besitzt das einzige vollständige Exemplar dieser Ausgabe, welches be¬
kannt ist. Eine andere seltene Ausgabe ist die der ^rs inorieuäi auf einem
Blatte Folio, von welcher nur noch ein Exemplar, das in der kaiserlichen
Bibliothek zu Paris, bekannt ist. Diese Ausgabe ist den deutschen Bibliographen
fast ganz fremd gewesen und von den französischen und englischen vollkommen
mißverstanden worden. Da nämlich, um die Aufeinanderfolge der Gegenstände
verständlich zu machen, die Reihenfolge derselben durch Buchstaben L. —
bezeichnet ist, so hat man geglaubt, ein deutsches ^LO vor sich zu haben, aus
welchem die deutschen Kinder die Buchstaben und das Lesen lernen sollten.
Später hat man, weil die Versuchungen und die Tröstungen des Kranken auf
dem Blatte so angebracht sind, daß dem in dem Mittelraume des Blattes dar¬
gestellten Kranken von unten her die Teufel die Versuchung zurufen, die guten
Engel dagegen von oben herab die Tröstung und Ermahnung zusprechen, und
weil auf der zweiten Hälfte des Bogens das Gericht, Prüfung, Gnade oder
Verdammniß, Belohnung oder Bestrafung abgebildet sind, dieses Blatt für die
Darstellung des menschlichen Lebens mit seinen Tugenden und Lastern gehalten
und somit den früheren Irrthum durch einen neuen ersetzt. Das beigegebene
Facsimile giebt jedoch vollkommene Aufklärung.
Vom Entkrist und den fünfzehn Zeichen besitzt die Sammlung eine Hand¬
schrift, zwei xylographische Fragmente und mehre typographische Ausgaben.
Der Handschrift des Entkrist, von dessen Text der Ursprung bis ins zehnte
Jahrhundert nachgewiesen ist, geht eine Weltgeschichte voraus, aus der wir er¬
fahren, daß am 25. März, an einem Freitage, Adam erschaffen sei, daß an
demselben Tage früh 9 Uhr Eva aus dessen Rippe gemacht und die Ehe ein¬
gesetzt worden sei, daß die Stammeltern um 12 Uhr desselben Tags vom Apfel
gegessen haben und daß sie um 3 Uhr aus dem Paradiese vertrieben worden
seien. Später wurde an einem 26. März Abel erschlagen, Abraham von Melchi-
sedek gesegnet und mit Brod und Wem gestärkt, Jsaak zum Opfer angeboten,
die Geburt Jesu der heiligen Jungfrau (früh 9 Uhr) verkündet, Johannes der
Täufer enthauptet, Jesus gekreuzigt, Jakobus getödtet, und Petrus aus dem
Kerker befreit. Am 2S. März wird endlich auch das Weltgericht stattfinden und
die Weltgeschichte somit genau mit dem Jahresschlusse enden.
Dem Anbruche des jüngsten Tages werden fünfzehn Zeichen vorausgehen.
Das dreizehnte Zeichen ist, daß alle lebendigen Menschen sterben sollen, damit
sie mit den Todten auferstehen können. Wenn aber alle Menschen sterben, zu
deren Benachrichtigung über das Herannahen des jüngsten Tages die fünfzehn
Zeichen dienen sollen, so ist nicht wohl abzusehen, wie sie die beiden letzten
Zeichen erfahren sollen. Indeß der felsenfeste Glaube des fünfzehnten Jahr¬
hunderts grübelte nicht über solche Naivetäten.
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