Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.zehnten Jahrhundert; ferner das Moral Play, das erste bekannte xylographische Unter die zweite Classe gehört eine Verkündigung Mariä, ein Metallschnitt Der zweite Theil bespricht die xylographischen Werke, Spielkarten, Schrot¬ Man versteht unter den xylographischen Werken diejenigen Erzeugnisse der zehnten Jahrhundert; ferner das Moral Play, das erste bekannte xylographische Unter die zweite Classe gehört eine Verkündigung Mariä, ein Metallschnitt Der zweite Theil bespricht die xylographischen Werke, Spielkarten, Schrot¬ Man versteht unter den xylographischen Werken diejenigen Erzeugnisse der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0272" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284742"/> <p xml:id="ID_924" prev="#ID_923"> zehnten Jahrhundert; ferner das Moral Play, das erste bekannte xylographische<lb/> Schriftstück in englischer Sprache, für welches, wie man hört, dem Besitzer bereits<lb/> 200 Pfund Sterling geboten worden sind; die acht Schalkheiten, eine bildliche<lb/> Warnung mit deutscher Schrift gegen landübliche Betrügereien; die Gregorius-<lb/> messe mit niederländischen Texte, der älteste bis jetzt bekannte niederländische<lb/> Holzschnitt; zwei Schanhgemälde, xiewro, tamosa,, eine rechtliche Selbhilfe gegen<lb/> böse Schuldner und mehre, die wenigstens aus andern Sammlungen noch nicht<lb/> bekannt sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_925"> Unter die zweite Classe gehört eine Verkündigung Mariä, ein Metallschnitt<lb/> und ein Holzschnitt, welche im engsten Zusammenhange mit der berühmten<lb/> Verkündigung in der Sammlung des Lord Spencer in Althorp stehen, deren<lb/> Verhältniß zu einander aber wegen Mangels eines Facsimiles vom letzteren<lb/> Bilde noch nicht festgestellt werden konnte. Die einzelnen Blätter bilden eine<lb/> Sammlung von 216 Nummern, welche, in Metallschnitte und Holzschnitte ab¬<lb/> getheilt, nach dem Alter geordnet sind. Die wenigsten Blätter haben Datum.<lb/> Die Grundsätze, nach welchen die Altersbestimmungen gegeben sind, beruhen<lb/> hauptsächlich auf Feststellung der Kleidung, der Haarform, der Kleiderstoffe, der<lb/> Bewaffnung, der Körperhaltung und der Art die Kleider, welche gewöhnlich<lb/> über das Bedürfniß lang und weit sind, zu tragen. Es läßt sich, da jede<lb/> Zeit ihren eigenen Charakter hat und denselben in Kleidung und Körperhaltung<lb/> sehr bestimmt ausspricht, in den Bildern eine allmälige Entwickelung und all-<lb/> mäliges Uebergehen aus einer Form in die andere so klar nachweisen, daß der<lb/> Eingeweihte in der Zeitbestimmung sich nicht leicht täuschen wird. Prüfungs¬<lb/> mittel sind Heiligenbilder oder Scenen aus der heiligen Geschichte, welche sich<lb/> insbesondere an Kirchen bisweilen mit der Jahrzahl ihrer Aufstellung finden.<lb/> Minder sicher sind Grabmäler oder Miniaturen, weil dieselben oft viel später<lb/> gefertigt sind, als der Tod des Begrabenen erfolgte, oder die Datirung der<lb/> Handschrift lautet. Die Scheidung in Schulen, deren sich aus der genaueren<lb/> Betrachtung des Colorits, welches, wie Dr. Paul von Prag versichert, von dem<lb/> Büchermacher selbst mit besorgt wurde, vier ergeben, die schwäbische, die<lb/> bayerische, die fränkische und die niederrheinische, ließ sich in der<lb/> Darstellung der Sammlung nicht durchführen. Da aber die Schulen in der<lb/> Einleitung genau geschildert, und Exemplare derselben unter den Facsimiles<lb/> durch Angabe der Nummer bestimmt angegeben sind, so kann man sich durch<lb/> Ansicht der Facsimile eine genaue Vorstellung derselben erwerben. So viel<lb/> über den ersten Theil.</p><lb/> <p xml:id="ID_926"> Der zweite Theil bespricht die xylographischen Werke, Spielkarten, Schrot¬<lb/> blätter, Teigdrucke, Kupferstiche und typographischen Seltenheiten, welche in der<lb/> weigelschen Sammlung enthalten sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_927" next="#ID_928"> Man versteht unter den xylographischen Werken diejenigen Erzeugnisse der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0272]
zehnten Jahrhundert; ferner das Moral Play, das erste bekannte xylographische
Schriftstück in englischer Sprache, für welches, wie man hört, dem Besitzer bereits
200 Pfund Sterling geboten worden sind; die acht Schalkheiten, eine bildliche
Warnung mit deutscher Schrift gegen landübliche Betrügereien; die Gregorius-
messe mit niederländischen Texte, der älteste bis jetzt bekannte niederländische
Holzschnitt; zwei Schanhgemälde, xiewro, tamosa,, eine rechtliche Selbhilfe gegen
böse Schuldner und mehre, die wenigstens aus andern Sammlungen noch nicht
bekannt sind.
Unter die zweite Classe gehört eine Verkündigung Mariä, ein Metallschnitt
und ein Holzschnitt, welche im engsten Zusammenhange mit der berühmten
Verkündigung in der Sammlung des Lord Spencer in Althorp stehen, deren
Verhältniß zu einander aber wegen Mangels eines Facsimiles vom letzteren
Bilde noch nicht festgestellt werden konnte. Die einzelnen Blätter bilden eine
Sammlung von 216 Nummern, welche, in Metallschnitte und Holzschnitte ab¬
getheilt, nach dem Alter geordnet sind. Die wenigsten Blätter haben Datum.
Die Grundsätze, nach welchen die Altersbestimmungen gegeben sind, beruhen
hauptsächlich auf Feststellung der Kleidung, der Haarform, der Kleiderstoffe, der
Bewaffnung, der Körperhaltung und der Art die Kleider, welche gewöhnlich
über das Bedürfniß lang und weit sind, zu tragen. Es läßt sich, da jede
Zeit ihren eigenen Charakter hat und denselben in Kleidung und Körperhaltung
sehr bestimmt ausspricht, in den Bildern eine allmälige Entwickelung und all-
mäliges Uebergehen aus einer Form in die andere so klar nachweisen, daß der
Eingeweihte in der Zeitbestimmung sich nicht leicht täuschen wird. Prüfungs¬
mittel sind Heiligenbilder oder Scenen aus der heiligen Geschichte, welche sich
insbesondere an Kirchen bisweilen mit der Jahrzahl ihrer Aufstellung finden.
Minder sicher sind Grabmäler oder Miniaturen, weil dieselben oft viel später
gefertigt sind, als der Tod des Begrabenen erfolgte, oder die Datirung der
Handschrift lautet. Die Scheidung in Schulen, deren sich aus der genaueren
Betrachtung des Colorits, welches, wie Dr. Paul von Prag versichert, von dem
Büchermacher selbst mit besorgt wurde, vier ergeben, die schwäbische, die
bayerische, die fränkische und die niederrheinische, ließ sich in der
Darstellung der Sammlung nicht durchführen. Da aber die Schulen in der
Einleitung genau geschildert, und Exemplare derselben unter den Facsimiles
durch Angabe der Nummer bestimmt angegeben sind, so kann man sich durch
Ansicht der Facsimile eine genaue Vorstellung derselben erwerben. So viel
über den ersten Theil.
Der zweite Theil bespricht die xylographischen Werke, Spielkarten, Schrot¬
blätter, Teigdrucke, Kupferstiche und typographischen Seltenheiten, welche in der
weigelschen Sammlung enthalten sind.
Man versteht unter den xylographischen Werken diejenigen Erzeugnisse der
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