Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.organisirt, concentrirt sein. Im Stillen bereitet man sich zur Vertheidigung Der Geist der Armee ist ein guter, den jungen Offizieren wäre ein Krieg Was nun den Geist des Volkes betrifft, nämlich der Masse, so kann Im Gegensatze zu der oben erwähnten Classe des Beamten-, Handels¬ Einen beklagenswerthen Uebelstand bringen die Umgebungen des Kron¬ Viele erwarteten anfangs, es würden von Preußen Anträge an den denk- 8*
organisirt, concentrirt sein. Im Stillen bereitet man sich zur Vertheidigung Der Geist der Armee ist ein guter, den jungen Offizieren wäre ein Krieg Was nun den Geist des Volkes betrifft, nämlich der Masse, so kann Im Gegensatze zu der oben erwähnten Classe des Beamten-, Handels¬ Einen beklagenswerthen Uebelstand bringen die Umgebungen des Kron¬ Viele erwarteten anfangs, es würden von Preußen Anträge an den denk- 8*
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organisirt, concentrirt sein. Im Stillen bereitet man sich zur Vertheidigung
vor, die Festungen Saarlouis, Luxemburg, Jülich, Wesel, Koblenz werden ohne
Geräusch für die möglichen Ereignisse in Stand gesetzt, ja selbst für die
rückwärtsliegende Festungslinie an der Elbe werden Borkehrungen getroffen.
Eine bei der trefflichen Organisation geräuschlose Thätigkeit herrscht in der
Militärverwaltung.
Der Geist der Armee ist ein guter, den jungen Offizieren wäre ein Krieg
nicht unlieb, der sie in Thätigkeit brächte, Avancement und Gelegenheit zur Aus¬
zeichnung verhieße; selbst viele Stabsoffiziere und jüngere Generale würden
damit zufrieden sein, weil sie Gelegenheit erhielten, vielleicht noch eine Rolle
zu spielen, ehe das Alter sie heimsucht und ihre Kräfte abstumpft. Jedoch ist
diese kriegerische Stimmung eines Theils der Armee nur passiv, nicht eine fort«
reißende, wie im Jahre 1806 und beschränkt sich auf stille Wünsche. Im All«
gemeinen spricht sich in der Armee keine bestimmte politische Meinung
aus; Vaterlandsliebe. Liebe zum Ruhm und vor allen Dingen für den König
und sein Haus die unbedingteste Hingebung sind vorherrschend.
Was nun den Geist des Volkes betrifft, nämlich der Masse, so kann
man wohl annehmen, daß er bei den Vorgängen in Frankreich fast gleichgiltig
geblieben ist. Die Rheinprovinzen und Westphalen möchten davon ausgenom¬
men sein. Nicht so verhält es sich mit der Beamtenwelt, dem Handels- und
Lehrstande :c., die vielleicht mehr von den sogenannten freisinnigen Ideen durch¬
drungen sind als gerade nothwendig wäre. Doch die allgemeine Liebe zum
König mildert und mäßigt hier alles.
Im Gegensatze zu der oben erwähnten Classe des Beamten-, Handels¬
und Lehrerstandes stehen die adligen Gutsbesitzer, einige wenige Staatsdiener,
höhere Militärs und besonders Hofleute aus den Umgebungen des Prinzen,
die zwar alle zusammen die Minorität ausmachen, aber sich desto lauter zu
dem entgegengesetzten System bekennen und dafür aussprechen, da es ihnen
gelungen, wenigstens dem Anschein nach, den Kronprinzen dafür zu ge¬
winnen.
Einen beklagenswerthen Uebelstand bringen die Umgebungen des Kron¬
prinzen hervor, da diese entweder, der angenommenen und verbreiteten Meinung
nach, zu den Pietisten oder Absolutisten gehören sollen, nämlich sie bewirken,
daß der Kronprinz in gewisser Art an Popularität verliert, und daß man mit
Bangigkeit einem dereinstigen Regierungswechsel entgegensieht. Gerade jetzt,
bei den Ereignissen in Paris, sind dem Kronprinzen bei seiner Lebhaftigkeit
vielleicht nichts bedeutende Aeußerungen entschlüpft, die unkluger- und unrechter¬
weise von den Umgebungen verbreitet werden, aber im Volke Wurzel fassen
und dem Prinzen vielleicht in unverdienter Weise die Gemüther abwenden.
Viele erwarteten anfangs, es würden von Preußen Anträge an den denk-
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