Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Handeln wünschenswerth. Selbst als Herr v. Manteuffel gegen den Wunsch Schon war das gute Verhältniß zu Preußen getrübt, das in Wien geneigt Handeln wünschenswerth. Selbst als Herr v. Manteuffel gegen den Wunsch Schon war das gute Verhältniß zu Preußen getrübt, das in Wien geneigt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0632" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284459"/> <p xml:id="ID_1831" prev="#ID_1830"> Handeln wünschenswerth. Selbst als Herr v. Manteuffel gegen den Wunsch<lb/> des preußischen Ministerpräsidenten die Armee König Wilhelms in den Krieg<lb/> gegen Dänemark zog. ließ man sich in Wien das gern gefallen, es war eine<lb/> militärische Action, welche nicht zu kostbare Erfolge wahrscheinlich machte, man<lb/> erhielt Gelegenheit, seinen deutschen Beruf auszusprechen und sein Heer durch<lb/> Norddeutschland zu führen. Man fand den unerwarteten Trotz der Dänen bald<lb/> sehr gelegen, und die preußische Allianz war durch einige Monate erMW eor-<lb/> äi'als, was nicht verhinderte, daß .man die unbehilflichen Bestrebungen der<lb/> Preußen, sich in den Herzogtümern festzusetzen, mit Argwohn ansah und den<lb/> anfänglichen Widerwillen gegen die Kandidatur des augustenburgischen Hauses<lb/> überwand, seit man in Wien die Aussicht erhielt, auch auf die Stellung des<lb/> künstigen Herzogs zu Preußen einen bestimmenden Einfluß zu üben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1832" next="#ID_1833"> Schon war das gute Verhältniß zu Preußen getrübt, das in Wien geneigt<lb/> zu Uebergriffen, begehrlich und unzuverlässig erschien, als Napoleon der Dritte<lb/> durch den Septembervertrag mit Italien einen plötzlichen Schrecken hervor¬<lb/> brachte, der noch einmal zum Anschluß an den Nachbar trieb. Der Kaiser stellte<lb/> im Grafen Mensdorf einen Mann seines persönlichen Vertrauens an die<lb/> Spitze der auswärtigen Geschäfte, man war durch einige Wochen überzeugt,<lb/> daß man an Preußen große Concessionen machen müsse, um den guten Willen<lb/> des Alliirten für Italien zu gewinnen. Und wir fürchten, der preußischen Po¬<lb/> litik wird einst mit Recht ein großer Vorwurf gemacht werden, daß sie diese<lb/> günstige Lage nicht schnell genug zu benutzen verstand. Denn bald war in<lb/> Wien die erste bange Sorge überwunden. Zwar die Temperatur nach Frank¬<lb/> reich wurde zunächst kälter, es gelang Herrn von Bach nicht, von der östreichischen<lb/> Politik den Vorwurf fernzuhalten, daß sie die Verhandlung Victor Emanuels<lb/> mit dem Pabst erschwere, aber die Unbestimmtheit des französischen Vertrages<lb/> selbst, die konservative Reaction, welche unter den Bonapartisten gegen den Ver¬<lb/> trag Boden gewann, und die Ausfassung, daß der Kaiser Napoleon nicht in der<lb/> Lage sei die Chancen eines großen Krieges zu wünschen, beseitigten einen Theil<lb/> der italienischen Sorge. Man sah mit Freuden, daß die Preußen unterdeß in<lb/> den Herzogtümern vieles gethan hatten, sich die Bevölkerung zu Feinden zu<lb/> machen, man hörte wieder wohlwollend auf die Versicherungen des Vertrauens,<lb/> welche die Mittelstaaten aussprachen, man erkannte, daß die eigene Position<lb/> durch Preußen so günstig als möglich gemacht worden sei. Oestreich stand in<lb/> ruhiger Defensive. Es war Mitbesitzer, es begünstigte jetzt offen die augusten¬<lb/> burgischen Ansprüche, es war „uneigennützig" bereit, für Preußen in dem deut¬<lb/> schen Interesse einige nicht unwesentliche Rechte an den Herzogthümern einzu¬<lb/> räumen. Diese Rechte aber waren eine große Concession, welche man dem<lb/> Alliirten machte, sie durften in keinem Fall soweit gehn, daß die Souveränetät<lb/> des einzusetzenden neuen Bundesfürsten wesentlich dadurch beeinträchtigt wurde.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0632]
Handeln wünschenswerth. Selbst als Herr v. Manteuffel gegen den Wunsch
des preußischen Ministerpräsidenten die Armee König Wilhelms in den Krieg
gegen Dänemark zog. ließ man sich in Wien das gern gefallen, es war eine
militärische Action, welche nicht zu kostbare Erfolge wahrscheinlich machte, man
erhielt Gelegenheit, seinen deutschen Beruf auszusprechen und sein Heer durch
Norddeutschland zu führen. Man fand den unerwarteten Trotz der Dänen bald
sehr gelegen, und die preußische Allianz war durch einige Monate erMW eor-
äi'als, was nicht verhinderte, daß .man die unbehilflichen Bestrebungen der
Preußen, sich in den Herzogtümern festzusetzen, mit Argwohn ansah und den
anfänglichen Widerwillen gegen die Kandidatur des augustenburgischen Hauses
überwand, seit man in Wien die Aussicht erhielt, auch auf die Stellung des
künstigen Herzogs zu Preußen einen bestimmenden Einfluß zu üben.
Schon war das gute Verhältniß zu Preußen getrübt, das in Wien geneigt
zu Uebergriffen, begehrlich und unzuverlässig erschien, als Napoleon der Dritte
durch den Septembervertrag mit Italien einen plötzlichen Schrecken hervor¬
brachte, der noch einmal zum Anschluß an den Nachbar trieb. Der Kaiser stellte
im Grafen Mensdorf einen Mann seines persönlichen Vertrauens an die
Spitze der auswärtigen Geschäfte, man war durch einige Wochen überzeugt,
daß man an Preußen große Concessionen machen müsse, um den guten Willen
des Alliirten für Italien zu gewinnen. Und wir fürchten, der preußischen Po¬
litik wird einst mit Recht ein großer Vorwurf gemacht werden, daß sie diese
günstige Lage nicht schnell genug zu benutzen verstand. Denn bald war in
Wien die erste bange Sorge überwunden. Zwar die Temperatur nach Frank¬
reich wurde zunächst kälter, es gelang Herrn von Bach nicht, von der östreichischen
Politik den Vorwurf fernzuhalten, daß sie die Verhandlung Victor Emanuels
mit dem Pabst erschwere, aber die Unbestimmtheit des französischen Vertrages
selbst, die konservative Reaction, welche unter den Bonapartisten gegen den Ver¬
trag Boden gewann, und die Ausfassung, daß der Kaiser Napoleon nicht in der
Lage sei die Chancen eines großen Krieges zu wünschen, beseitigten einen Theil
der italienischen Sorge. Man sah mit Freuden, daß die Preußen unterdeß in
den Herzogtümern vieles gethan hatten, sich die Bevölkerung zu Feinden zu
machen, man hörte wieder wohlwollend auf die Versicherungen des Vertrauens,
welche die Mittelstaaten aussprachen, man erkannte, daß die eigene Position
durch Preußen so günstig als möglich gemacht worden sei. Oestreich stand in
ruhiger Defensive. Es war Mitbesitzer, es begünstigte jetzt offen die augusten¬
burgischen Ansprüche, es war „uneigennützig" bereit, für Preußen in dem deut¬
schen Interesse einige nicht unwesentliche Rechte an den Herzogthümern einzu¬
räumen. Diese Rechte aber waren eine große Concession, welche man dem
Alliirten machte, sie durften in keinem Fall soweit gehn, daß die Souveränetät
des einzusetzenden neuen Bundesfürsten wesentlich dadurch beeinträchtigt wurde.
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