Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Duo zwischen Raoul und Valentine im vierten Act der Hugenotten, das man Der fünfte Act enthält ein interessantes Duett zwischen den beiden Heldinnen Die Afrikanerin ist bis jetzt nur erst in Paris und London gegeben wor- Der Klnvierauszug, in Deutschland bei Bote und Bock in Berlin, in Grenzboten III. 1865.35
Duo zwischen Raoul und Valentine im vierten Act der Hugenotten, das man Der fünfte Act enthält ein interessantes Duett zwischen den beiden Heldinnen Die Afrikanerin ist bis jetzt nur erst in Paris und London gegeben wor- Der Klnvierauszug, in Deutschland bei Bote und Bock in Berlin, in Grenzboten III. 1865.35
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Duo zwischen Raoul und Valentine im vierten Act der Hugenotten, das man
in dieser Beziehung bisher am höchsten stellte, geht nicht über die genannte
Scene in der Afrikanerin hinaus. Der Unterschied zwischen beiden besteht haupt¬
sächlich darin, daß die Hugenottenscene dramatischer ist und ein erschütterndes
Nebeneinander von Todesgrauen und dem Sinnentaumel trunkener Liebe dar¬
stellt, während hier die Liebe allein durch sich selbst und bei aller Leidenschaft
doch weit inniger und zarter wirkt, wie dort. Die Scene hat überhaupt einen
lyrischen Zauber, der bei Meyerbeer bis dahin der Welt unbekannt geblieben
und daher gewissermaßen eine ganz neue Seite von ihm enthüllt. Reizend
schließt sich der wollüstig neckische Gesang der die Braut beglückwünschenden
und ihr den Schleier bringenden indischen Mädchen an, in welchen das Motiv
der Ballade der Ines aus dem ersten Acte höchst wirksam hineintönt, als Ines,
die todt Geglaubte, Plötzlich an Vasco mit den anderen portugiesischen Frauen
vorüberschreitet, um geopfert zu werden.
Der fünfte Act enthält ein interessantes Duett zwischen den beiden Heldinnen
der Oper, in welchem die Musik trefflich den Uebergang der Rachegefühle Selicas
gegen Ines in die des Mitleids schildert, die sich denn endlich bis zum Herois¬
mus des eigenen Entsagens steigern. Die Sterbescene am Manzanillobaum ist
voller schöner musikalischer Momente, und die Oper klingt mit ihr in einem
unsichtbaren Chor Verklärter sanft und eigentlich wieder ganz lyrisch aus.
Die Afrikanerin ist bis jetzt nur erst in Paris und London gegeben wor-
den, soll aber zum Winter auf allen größeren Bühnen Europas und Amerikas
in Scene gehen.
Der Klnvierauszug, in Deutschland bei Bote und Bock in Berlin, in
Frankreich bei Brandus in Paris herausgekommen, ist soeben veröffentlicht
worden und läßt bezüglich Ausstattung und Deutlichkeit nichts zu wünschen
übrig. Doch möchten wir einige, wenn auch wenige stehen gebliebene Druck¬
E. N. fehler bei der nächsten Auflage beseitigt sehen.
Grenzboten III. 1865.35
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