Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.woselbst mit dem ^lui-urtö esxressivo ein zweites, feierlich triumphirendes Im ersten Act Heden wir die Romanze der Ines in Li-clur: "Ihr Lüftchen, Im zweiten Acte haben wir die Schlummer-Arie der Selica als originell woselbst mit dem ^lui-urtö esxressivo ein zweites, feierlich triumphirendes Im ersten Act Heden wir die Romanze der Ines in Li-clur: „Ihr Lüftchen, Im zweiten Acte haben wir die Schlummer-Arie der Selica als originell <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0627" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284454"/> <p xml:id="ID_1817" prev="#ID_1816"> woselbst mit dem ^lui-urtö esxressivo ein zweites, feierlich triumphirendes<lb/> Motiv eintritt, das sich ebenfalls in der Oper wiederholt. Ein Sätzchen auf<lb/> der Dominante ^is-clnr schließt sich schön und melodiös an, dann begegnen wir<lb/> auch hier einer jener meyerbecrschen Steigerungen in stark modulircnden Se¬<lb/> quenzen, worauf das II-aur-Motiv zum zweiten Mal erscheint, nunmehr aber<lb/> wie verklärt und von schmeichelnden, liebeflüsternden Stimmen umspielt, bis<lb/> zuletzt das erste geheimnißvolle II-moU-Motiv wieder auftritt, worauf das Ganze<lb/> in Kürze durch dramatisch wirksame, musikalisch aber unbedeutende chromatische<lb/> Gänge abschließt. Jedenfalls hat diese erste Nummer das wenn auch nur<lb/> relativ Gute, daß jeder Tact darin die musikalische Individualität Meyerbeers<lb/> ausspricht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1818"> Im ersten Act Heden wir die Romanze der Ines in Li-clur: „Ihr Lüftchen,<lb/> weht so linde", als von einer bei Meyerbeer selten so frischen, wir möchten<lb/> fast sagen Franz Schubertschen Lyrik durchweht, hervor. Ferner das Finale,<lb/> das im Ensemble und Chor mächtige, fast an die Schwerterweihe in den Hu¬<lb/> genotten erinnernde Momente hat; so der Solosatz für vier Männerstimmen<lb/> mit Chor in L-aur zu den Worten „Sein hoher Geist, sein kühnes Streben"<lb/> einerseits und „Nur Wahnsinn ist fein kühnes Streben" andererseits. Der erste<lb/> Eintritt des Chors in dem wirkungsvollen frischen pes-aur ist in dieser Ver¬<lb/> bindung wahrhaft genial, ebenso die Steigerung der inneren Bewegung am<lb/> Schlüsse. Sehr geistreich wird das erste Auftreten der beiden Sklaven mit dem<lb/> wilden und seltsamen Motiv in H-moll eingeleitet, das uns im dritten Act<lb/> als Schlachtgesang der Indianer beim Entern des Schiffes des Don Pedro<lb/> wieder begegnet. Auch der mächtig bewegte Schluß dieses ersten Finales ist<lb/> zu rühmen, und zwar sowohl die Steigerung des Chors bis zum Eintritt<lb/> Vascos mit dem gesangreichen Motiv: „AIs Sünder und Rebellen behandelt<lb/> man mich heut," wie auch die weitere Durchführung desselben im Ensemble.</p><lb/> <p xml:id="ID_1819" next="#ID_1820"> Im zweiten Acte haben wir die Schlummer-Arie der Selica als originell<lb/> und ebenso rührend wie lieblich zu rühmen. Auch der I)-cor-Satz der Arie<lb/> Neluscos ist edel und gediegen. Weniger können wir uns mit dem leiden¬<lb/> schaftlicher sein sollenden Theile derselben in L-aur einverstanden erklären, in<lb/> welchem wir statt Laute der Eifersucht und des Nayenhasses des Wilden ge¬<lb/> wöhnliche Hörner und Trompetenfanfaren vernehmen. Sehr melodisch, und<lb/> zwar nicht in modern italienischem, sondern in einem ernsteren deutschen Sinne<lb/> ist auch das Ls-aur-Duett zwischen Vasco und Selica: „Des Dankes Empfinden,<lb/> nie soll es entschwinden" die hervorragendste Nummer jedoch dieses Actes und<lb/> zugleich eine der schönsten der gesammten Oper ist das Septett, welches, ob¬<lb/> gleich großentheils s, eapella, componirt, weder an das a, eapella. Terzett im<lb/> Robert, noch an das g. oapella Septett im dritten Act der Hugenotten<lb/> erinnert, sondern, mit einziger Ausnahme des K-rnoU-Eintritts ,.O der Schmerz</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0627]
woselbst mit dem ^lui-urtö esxressivo ein zweites, feierlich triumphirendes
Motiv eintritt, das sich ebenfalls in der Oper wiederholt. Ein Sätzchen auf
der Dominante ^is-clnr schließt sich schön und melodiös an, dann begegnen wir
auch hier einer jener meyerbecrschen Steigerungen in stark modulircnden Se¬
quenzen, worauf das II-aur-Motiv zum zweiten Mal erscheint, nunmehr aber
wie verklärt und von schmeichelnden, liebeflüsternden Stimmen umspielt, bis
zuletzt das erste geheimnißvolle II-moU-Motiv wieder auftritt, worauf das Ganze
in Kürze durch dramatisch wirksame, musikalisch aber unbedeutende chromatische
Gänge abschließt. Jedenfalls hat diese erste Nummer das wenn auch nur
relativ Gute, daß jeder Tact darin die musikalische Individualität Meyerbeers
ausspricht.
Im ersten Act Heden wir die Romanze der Ines in Li-clur: „Ihr Lüftchen,
weht so linde", als von einer bei Meyerbeer selten so frischen, wir möchten
fast sagen Franz Schubertschen Lyrik durchweht, hervor. Ferner das Finale,
das im Ensemble und Chor mächtige, fast an die Schwerterweihe in den Hu¬
genotten erinnernde Momente hat; so der Solosatz für vier Männerstimmen
mit Chor in L-aur zu den Worten „Sein hoher Geist, sein kühnes Streben"
einerseits und „Nur Wahnsinn ist fein kühnes Streben" andererseits. Der erste
Eintritt des Chors in dem wirkungsvollen frischen pes-aur ist in dieser Ver¬
bindung wahrhaft genial, ebenso die Steigerung der inneren Bewegung am
Schlüsse. Sehr geistreich wird das erste Auftreten der beiden Sklaven mit dem
wilden und seltsamen Motiv in H-moll eingeleitet, das uns im dritten Act
als Schlachtgesang der Indianer beim Entern des Schiffes des Don Pedro
wieder begegnet. Auch der mächtig bewegte Schluß dieses ersten Finales ist
zu rühmen, und zwar sowohl die Steigerung des Chors bis zum Eintritt
Vascos mit dem gesangreichen Motiv: „AIs Sünder und Rebellen behandelt
man mich heut," wie auch die weitere Durchführung desselben im Ensemble.
Im zweiten Acte haben wir die Schlummer-Arie der Selica als originell
und ebenso rührend wie lieblich zu rühmen. Auch der I)-cor-Satz der Arie
Neluscos ist edel und gediegen. Weniger können wir uns mit dem leiden¬
schaftlicher sein sollenden Theile derselben in L-aur einverstanden erklären, in
welchem wir statt Laute der Eifersucht und des Nayenhasses des Wilden ge¬
wöhnliche Hörner und Trompetenfanfaren vernehmen. Sehr melodisch, und
zwar nicht in modern italienischem, sondern in einem ernsteren deutschen Sinne
ist auch das Ls-aur-Duett zwischen Vasco und Selica: „Des Dankes Empfinden,
nie soll es entschwinden" die hervorragendste Nummer jedoch dieses Actes und
zugleich eine der schönsten der gesammten Oper ist das Septett, welches, ob¬
gleich großentheils s, eapella, componirt, weder an das a, eapella. Terzett im
Robert, noch an das g. oapella Septett im dritten Act der Hugenotten
erinnert, sondern, mit einziger Ausnahme des K-rnoU-Eintritts ,.O der Schmerz
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