Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Die zweite Sitzung füllte die Verlesung und Gutheißung dieses Schrei¬ In der dritten Sitzung wurde zunächst die ablehnende Antwort der Das Promemoria sagte, die Versammlung habe sich geneigt erklärt, das "Eine weitere Vereinfachung des Geschäfts," so fuhr das Promemoria fort, Grenzboten III. 1865. 32
Die zweite Sitzung füllte die Verlesung und Gutheißung dieses Schrei¬ In der dritten Sitzung wurde zunächst die ablehnende Antwort der Das Promemoria sagte, die Versammlung habe sich geneigt erklärt, das „Eine weitere Vereinfachung des Geschäfts," so fuhr das Promemoria fort, Grenzboten III. 1865. 32
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Die zweite Sitzung füllte die Verlesung und Gutheißung dieses Schrei¬
bens aus. Der Kaiser Franz Joseph ergriff die Gelegenheit, um noch einmal
auszusprechen, wie dringend er wünsche, daß man sich über die Nesormacte so
rasch als möglich verständige.
In der dritten Sitzung wurde zunächst die ablehnende Antwort der
preußischen Majestät verlesen, welche beiläufig nicht an den Fürstentag, sondern
an den Kaiser adressirt war. Dann brachte letzterer ein Promemoria zur
Sprache, welches den Mitgliedern der Konferenz oder vielmehr den Ministern
derselben Tags vorher durch Graf Rechberg zugesandt worden war, und welches
die Dringlichkeit raschen Schlüssigwerdens über die östreichischen ProPositionen
nochmals ans Herz legte. Da die Debatte dieser Sitzung hierdurch erst ihr
rechtes Licht empfängt, so werden wir dieses Schriftstück sammt der darauf
ertheilten Antwort Badens vorher ein wenig prüfen müssen.
Das Promemoria sagte, die Versammlung habe sich geneigt erklärt, das
Reformwerk auf der Basis des östreichischen Entwurfs in Angriff zu nehmen.
Daraus folgere der Kaiser — man höre: erstens, daß die Bedenken, die gegen
Einzelnheiten des Entwurfs etwa gehegt werden sollten, sich nicht gegen das
System und die leitenden Gedanken desselben richten und somit auch nicht An¬
laß zu Aenderungsvorschlägen in Betreff seiner wesentlichen Theile bieten könnten;
zweitens aber, daß, wenn allseitige Einigung über Abänderungen des Ent¬
wurfs nicht zu erreichen, die unveränderte Annahme desselben der Versammlung
der Fürsten jedenfalls erwünschter sein werde als ein resultatloses Ende der Ver¬
handlungen. Und von diesem Gesichtspunkte wieder ausgehend, sowie ferner er¬
wägend, daß Berathung der im Detail etwa vorzuschlagenden Modificationen
durch die Fürsten in Person nicht nöthig, längerer Aufenthalt in Frankfurt
nicht erwünscht sein dürfte, neige der Kaiser sich der Ansicht zu (d. h. aus dem
diplomatischen oder Hoffen übersetzt: schlage er vor), „daß die Fürstenconfcrenz
die Berathung der Nesormacte nunmehr den hier anwesenden Ministern über¬
weisen könnte", doch müsse dies „mit der Maßgabe" geschehen, „daß es
in allen Punkten, in welchen nach reiflicher gemeinsamer Prüfung der Acnde-
rungsantrcige nicht ein anderweitiges EinVerständniß zu Stande käme, bei der
Fassung der allseitig an gen omnem en B erathungsgrundlage—
also bei dem östreichischen EntWurfe der Nesormacte — sein Bewenden
zu behalten hätte."
„Eine weitere Vereinfachung des Geschäfts," so fuhr das Promemoria fort,
„könnte dadurch erreicht werden, daß einige Hauptbestimmungen des
Entwurfs (etwa Art. 2, 4, 5 al. 1—3, 6. 14 al. 2, 4 und S, 16, 18 al. 1,
20—22, 23 al. 1, 24, 26 und 36), für deren Annahme sich vielleicht bereits
eine allgemeine Geneigtheit in der Mitte der versammelten Fürsten ausge¬
sprochen hat, von der Fürstenconferenz nicht nur im Grundsatz, sondern
Grenzboten III. 1865. 32
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