Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.ordnung übergegangen ist, und der, abgesehen davon, daß er für Preußen und Erntesitten in der Schweiz. Wilhelm Mannhardt in Danzig hat im Laufe des Sommers 1864 und ordnung übergegangen ist, und der, abgesehen davon, daß er für Preußen und Erntesitten in der Schweiz. Wilhelm Mannhardt in Danzig hat im Laufe des Sommers 1864 und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0583" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283936"/> <p xml:id="ID_1684" prev="#ID_1683"> ordnung übergegangen ist, und der, abgesehen davon, daß er für Preußen und<lb/> damit für Deutschlands Zukunft durchaus nicht zureichend war. von Seiten der<lb/> Schleswig-Holsteiner auf Spiegelfechterei und Beschwindelung hinauslief. Man<lb/> geberdete sich als Macht und bewies damit aufs neue und schlagender wie je<lb/> seine Ohnmacht, nicht blos dem verhaßten Regiment in Berlin gegenüber, son-<lb/> dern selbst vor dessen Gegnern, soweit sie vor Verdruß über dieses Regiment<lb/> noch den Segen zu sehen vermögen, der für uns trotz alledem in der Existenz<lb/> des preußischen Staates liegt. Man dachte Parlament zu spielen und erinnerte<lb/> lebhaft an den Pickwickier-Club. Man meinte für die Geschichte zu arbeiten<lb/> und brachte es nur zu Stoff für den Kladderadatsch. Illusionen, Phantasien,<lb/> ungerechtfertigte Antipathien, längst zu bloßen Phrasen heruntergekommene Ge¬<lb/> danken waren der Anfang und das Ende vom Liede. Liberales Philisterthum,<lb/> das sich in sittlicher Entrüstung über Nothwendiges gefällt, gepaart mit voll¬<lb/> ständiger Unkenntniß der Natur und der eigentlichen Ziele des Schleswig-hol-<lb/> steinischen Particularismus, andrerseits bornirter Haß gegen das, von wo uns<lb/> Deutschen bei aller seiner jetzigen innern Verkümmerung doch allein zuletzt das<lb/> Heil kommen muß, verbunden mit süddeutschem idealistischen Aberglauben traten<lb/> zusammen, es uns vorzutragen. In der That, gute Leute, aber wirklich recht<lb/> schlechte Musikanten!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Erntesitten in der Schweiz.</head><lb/> <p xml:id="ID_1685" next="#ID_1686"> Wilhelm Mannhardt in Danzig hat im Laufe des Sommers 1864 und<lb/> soeben nochmals die Bitte ausgehen lassen, ihn durch nachdrückliche Sammelhilfe<lb/> auf dem Gebiete der alten agrarischen Gebräuche, zunächst der Erntesitten in<lb/> den Stand zu setzen, das Bild des einst Gewesenen aus den Bruchstücken her¬<lb/> zustellen, mit Sicherheit seine Bedeutung zu entziffern und vermittelst sprachlicher<lb/> und historischer Studien jedes einzelne Glied in den richtigen Zusammenhang<lb/> einzufügen. Zu diesem Ende hat er zum vorläufigen Verständniß des zu sam¬<lb/> melnden Materials eine Reihe von Fragen aufgestellt, die allein schon die Auf¬<lb/> merksamkeit der Freunde des Volkslebens zu reizen vermögen. Möchten ihm<lb/> der willfährigen und sinnigen Mitarbeiter an dem vaterländischen Werke recht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0583]
ordnung übergegangen ist, und der, abgesehen davon, daß er für Preußen und
damit für Deutschlands Zukunft durchaus nicht zureichend war. von Seiten der
Schleswig-Holsteiner auf Spiegelfechterei und Beschwindelung hinauslief. Man
geberdete sich als Macht und bewies damit aufs neue und schlagender wie je
seine Ohnmacht, nicht blos dem verhaßten Regiment in Berlin gegenüber, son-
dern selbst vor dessen Gegnern, soweit sie vor Verdruß über dieses Regiment
noch den Segen zu sehen vermögen, der für uns trotz alledem in der Existenz
des preußischen Staates liegt. Man dachte Parlament zu spielen und erinnerte
lebhaft an den Pickwickier-Club. Man meinte für die Geschichte zu arbeiten
und brachte es nur zu Stoff für den Kladderadatsch. Illusionen, Phantasien,
ungerechtfertigte Antipathien, längst zu bloßen Phrasen heruntergekommene Ge¬
danken waren der Anfang und das Ende vom Liede. Liberales Philisterthum,
das sich in sittlicher Entrüstung über Nothwendiges gefällt, gepaart mit voll¬
ständiger Unkenntniß der Natur und der eigentlichen Ziele des Schleswig-hol-
steinischen Particularismus, andrerseits bornirter Haß gegen das, von wo uns
Deutschen bei aller seiner jetzigen innern Verkümmerung doch allein zuletzt das
Heil kommen muß, verbunden mit süddeutschem idealistischen Aberglauben traten
zusammen, es uns vorzutragen. In der That, gute Leute, aber wirklich recht
schlechte Musikanten!
Erntesitten in der Schweiz.
Wilhelm Mannhardt in Danzig hat im Laufe des Sommers 1864 und
soeben nochmals die Bitte ausgehen lassen, ihn durch nachdrückliche Sammelhilfe
auf dem Gebiete der alten agrarischen Gebräuche, zunächst der Erntesitten in
den Stand zu setzen, das Bild des einst Gewesenen aus den Bruchstücken her¬
zustellen, mit Sicherheit seine Bedeutung zu entziffern und vermittelst sprachlicher
und historischer Studien jedes einzelne Glied in den richtigen Zusammenhang
einzufügen. Zu diesem Ende hat er zum vorläufigen Verständniß des zu sam¬
melnden Materials eine Reihe von Fragen aufgestellt, die allein schon die Auf¬
merksamkeit der Freunde des Volkslebens zu reizen vermögen. Möchten ihm
der willfährigen und sinnigen Mitarbeiter an dem vaterländischen Werke recht
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |