Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Gesetzgeber selbst kannten sie im Jahre 1819. Grade im Gegensatze zu der Den urkundlichen Beweis dieser Behauptung bleibt Aegidi nicht schuldig. Schon im Artikel 19 der Bundesacte ist eine Berathung darüber ange¬ Die Sache läßt sich nur mit großer Vorsicht und Behutsamkeit behandeln, Die Anregung, welche dieselbe neuerlich durch viele Stimmen im Publikum Zu gemeinsamen Anordnungen für ganz Deutschland ist der Zustand und Man kann daher die Sache nur darauf zurückführen, daß einzelne Staaten, Wir sind am Ende unsrer Auszüge. Blicken wir mit Aegidi auf den Gang Gesetzgeber selbst kannten sie im Jahre 1819. Grade im Gegensatze zu der Den urkundlichen Beweis dieser Behauptung bleibt Aegidi nicht schuldig. Schon im Artikel 19 der Bundesacte ist eine Berathung darüber ange¬ Die Sache läßt sich nur mit großer Vorsicht und Behutsamkeit behandeln, Die Anregung, welche dieselbe neuerlich durch viele Stimmen im Publikum Zu gemeinsamen Anordnungen für ganz Deutschland ist der Zustand und Man kann daher die Sache nur darauf zurückführen, daß einzelne Staaten, Wir sind am Ende unsrer Auszüge. Blicken wir mit Aegidi auf den Gang <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0581" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283934"/> <p xml:id="ID_1673" prev="#ID_1672"> Gesetzgeber selbst kannten sie im Jahre 1819. Grade im Gegensatze zu der<lb/> Idee einer durch gemeinschaftliche Berathung auf Grund des Artikels 19<lb/> der Bundesacte zu erstrebenden deutschen Handelscinigung faßte die preußische<lb/> Politik schon 1819 eben, die subsequente Vergrößerung des Zollgebietes fest<lb/> ins Auge."</p><lb/> <p xml:id="ID_1674"> Den urkundlichen Beweis dieser Behauptung bleibt Aegidi nicht schuldig.<lb/> Er liegt in der Denkschrift Hardenbergs vom 10. November 1819, welche dem<lb/> Grafen Bernstorff als Instruktion für die wiener Ministerconferenzen mitgegeben<lb/> wurde, und in Bezug auf welche Friedrich Wilhelm der Dritte ausdrücklich er¬<lb/> klärte: „er stimme den darin entwickelten Gesichtspunkten vollkommen bei."<lb/> Darin aber heißt es wörtlich: „6) Erleichterung des Handels und Verkehrs<lb/> zwischen den einzelnen deutschen Staaten."</p><lb/> <p xml:id="ID_1675"> Schon im Artikel 19 der Bundesacte ist eine Berathung darüber ange¬<lb/> ordnet, welche jedoch die Bundesversammlung noch nicht vorgenommen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1676"> Die Sache läßt sich nur mit großer Vorsicht und Behutsamkeit behandeln,<lb/> weil sie tief in die innere Finanz- und Gewerbeverfassunz der einzelnen Staaten<lb/> eingreift.</p><lb/> <p xml:id="ID_1677"> Die Anregung, welche dieselbe neuerlich durch viele Stimmen im Publikum<lb/> (Beziehung auf die öffentliche Meinung im südlichen und mittleren Deutschland<lb/> und vorzüglich wohl auf den Handelsverein und dessen Agitation) erhalten hat,<lb/> ist besonders von der Ausführung unsrer neuen Steuerverfassung ausgegangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1678"> Zu gemeinsamen Anordnungen für ganz Deutschland ist der Zustand und<lb/> die Verfassung der einzelnen Staaten nichts weniger als vorbereitet, auch wird<lb/> jeder einzelne Staat die Garantie vermissen, daß die gemeinsamen Anordnungen<lb/> in einem übereinstimmenden Sinne von allen gehalten werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1679"> Man kann daher die Sache nur darauf zurückführen, daß einzelne Staaten,<lb/> welche durch den jetzigen Zustand sich beschwert glauben, mit denjenigen Bundes¬<lb/> gliedern, von welchen nach ihrer Meinung die Beschwerde kommt (selbstverständ¬<lb/> lich ist hier allein oder doch vor allem Preußen gemeint), sich zu vereinigen<lb/> suchen, und daß so übereinstimmende Anordnungen von Grenze zu<lb/> Grenze weitergeleitet werden, welche den Zweck haben, die innern<lb/> Scheidewände mehr und mehr fallen zu lassen."</p><lb/> <p xml:id="ID_1680" next="#ID_1681"> Wir sind am Ende unsrer Auszüge. Blicken wir mit Aegidi auf den Gang<lb/> der Genesis des Zollvereins, der wichtigsten nationalen Schöpfung Deutschlands<lb/> seit Beginn des Zerfalls des Reiches, zurück, so haben wir ein anfangs nichts<lb/> weniger als erfreuliches, zu Ende aber um so befriedigenderes und für die<lb/> nächste Zukunft sehr tröstliches Schauspiel vor uns. „Die besten Männer<lb/> Deutschlands" streiten leidenschaftlich für ihre Auffassung des Weges zur<lb/> deutschen Einheit gegen die preußische Auffassung. Sie thun, was in ihren<lb/> Kräften liegt, um die große Reform, welche zehn Millionen in Preußen lebender</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0581]
Gesetzgeber selbst kannten sie im Jahre 1819. Grade im Gegensatze zu der
Idee einer durch gemeinschaftliche Berathung auf Grund des Artikels 19
der Bundesacte zu erstrebenden deutschen Handelscinigung faßte die preußische
Politik schon 1819 eben, die subsequente Vergrößerung des Zollgebietes fest
ins Auge."
Den urkundlichen Beweis dieser Behauptung bleibt Aegidi nicht schuldig.
Er liegt in der Denkschrift Hardenbergs vom 10. November 1819, welche dem
Grafen Bernstorff als Instruktion für die wiener Ministerconferenzen mitgegeben
wurde, und in Bezug auf welche Friedrich Wilhelm der Dritte ausdrücklich er¬
klärte: „er stimme den darin entwickelten Gesichtspunkten vollkommen bei."
Darin aber heißt es wörtlich: „6) Erleichterung des Handels und Verkehrs
zwischen den einzelnen deutschen Staaten."
Schon im Artikel 19 der Bundesacte ist eine Berathung darüber ange¬
ordnet, welche jedoch die Bundesversammlung noch nicht vorgenommen hat.
Die Sache läßt sich nur mit großer Vorsicht und Behutsamkeit behandeln,
weil sie tief in die innere Finanz- und Gewerbeverfassunz der einzelnen Staaten
eingreift.
Die Anregung, welche dieselbe neuerlich durch viele Stimmen im Publikum
(Beziehung auf die öffentliche Meinung im südlichen und mittleren Deutschland
und vorzüglich wohl auf den Handelsverein und dessen Agitation) erhalten hat,
ist besonders von der Ausführung unsrer neuen Steuerverfassung ausgegangen.
Zu gemeinsamen Anordnungen für ganz Deutschland ist der Zustand und
die Verfassung der einzelnen Staaten nichts weniger als vorbereitet, auch wird
jeder einzelne Staat die Garantie vermissen, daß die gemeinsamen Anordnungen
in einem übereinstimmenden Sinne von allen gehalten werden.
Man kann daher die Sache nur darauf zurückführen, daß einzelne Staaten,
welche durch den jetzigen Zustand sich beschwert glauben, mit denjenigen Bundes¬
gliedern, von welchen nach ihrer Meinung die Beschwerde kommt (selbstverständ¬
lich ist hier allein oder doch vor allem Preußen gemeint), sich zu vereinigen
suchen, und daß so übereinstimmende Anordnungen von Grenze zu
Grenze weitergeleitet werden, welche den Zweck haben, die innern
Scheidewände mehr und mehr fallen zu lassen."
Wir sind am Ende unsrer Auszüge. Blicken wir mit Aegidi auf den Gang
der Genesis des Zollvereins, der wichtigsten nationalen Schöpfung Deutschlands
seit Beginn des Zerfalls des Reiches, zurück, so haben wir ein anfangs nichts
weniger als erfreuliches, zu Ende aber um so befriedigenderes und für die
nächste Zukunft sehr tröstliches Schauspiel vor uns. „Die besten Männer
Deutschlands" streiten leidenschaftlich für ihre Auffassung des Weges zur
deutschen Einheit gegen die preußische Auffassung. Sie thun, was in ihren
Kräften liegt, um die große Reform, welche zehn Millionen in Preußen lebender
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