Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.welchem man nach und nach zu einer Vereinigung aller Bundesstaaten zu einem Die Hoffnungen, die Berstett aus seinen bisherigen Besprechungen mit Kurz darauf eröffnete ihm v. Zentner, daß er angewiesen sei, über die ihm 73*
welchem man nach und nach zu einer Vereinigung aller Bundesstaaten zu einem Die Hoffnungen, die Berstett aus seinen bisherigen Besprechungen mit Kurz darauf eröffnete ihm v. Zentner, daß er angewiesen sei, über die ihm 73*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0571" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283924"/> <p xml:id="ID_1635" prev="#ID_1634"> welchem man nach und nach zu einer Vereinigung aller Bundesstaaten zu einem<lb/> gleichen Zweck gelangen dürfte."</p><lb/> <p xml:id="ID_1636"> Die Hoffnungen, die Berstett aus seinen bisherigen Besprechungen mit<lb/> den Vertretern süd- und mitteldeutscher Staaten geschöpft, schienen sich erfüllen<lb/> zu wollen. Der würtenbergische Minister theilte ihm mit, daß er beauftragt<lb/> sei. einstweilen im Allgemeinen zu erklären, man sei gesonnen, sich auf alles<lb/> Mögliche einzulassen, wodurch Handel und Verkehr erleichtert werden könne,<lb/> und werde so bald als thunlich nähere Jnstructionen nachschicken, v. Zentner<lb/> äußerte sich ähnlich, v. Fritsch antwortete schriftlich auf Berstetts Note, daß<lb/> seine Höfe sich den separat-Handelsverträgen so bald anschließen würden, als<lb/> ihr Gebiet mit einem der mitpaciscirenden Staaten zusammenstoßen werde.<lb/> Auch du Thil und Marschall hatten die nöthigen Weisungen erhalten, und da<lb/> Fritsch sich für hinreichend bevollmächtigt erklärte, um sich auf eine vorläufige<lb/> Uebereinkunft einzulassen, so veranstaltete Berstett am 31. Januar 1820 einen<lb/> Zusammentritt des weimarischen, des großherzoglich hessischen und des nassau¬<lb/> ischen Bevollmächtigten in seiner Wohnung, bei welcher man sich über die<lb/> Hauptpunkte eines Vertragsentwurfs besprach und dieselben zu Papier brachte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1637" next="#ID_1638"> Kurz darauf eröffnete ihm v. Zentner, daß er angewiesen sei, über die ihm<lb/> früher mitgetheilten Punctationen mit ihm zu unterhandeln, und daß er dieselben<lb/> mit wenigen Abänderungen anzunehmen ermächtigt sei. Dem Gesandten Wür-<lb/> tembergs waren gleiche Befehle zugegangen. Alles schien im besten Zuge zu<lb/> sein, und so lud Berstett Zentner, Mandelsloh und Münchhausen (Kurhessen)<lb/> ein, sich am 9. Februar bei ihm mit Du Thil, Fritsch und Marschall zu be¬<lb/> sprechen , damit er ermessen könne, inwiefern eine Vereinigung ihrer Ansichten<lb/> mit den bisher von ihm und den Letztgenannten aufgestellten möglich sei. Zentner<lb/> und Münchhausen erschienen, nicht so Mandelsloh, der sich mit einer Unpä߬<lb/> lichkeit entschuldigte. Der wahre Grund war aber, daß er die Weisung seines<lb/> Hofes, an diesen Verhandlungen theilzunehmen, aus Furcht vor den Ministern<lb/> der beiden Großstaaten nicht zu befolgen wagte. Die übrigen Herren beriethen<lb/> sich über die obenerwähnte Punctation in der von Berstett beabsichtigten Weise.<lb/> Die Tendenz des Letzteren aber ging nicht mehr auf Durchführung der Nebenius-<lb/> schen Ideen, sondern darauf, so viele Staaten als möglich in die Verhandlungen<lb/> wegen Abschluß eines Separatvertrags zu verflechten, weshalb er sich immer<lb/> bereit zeigte, auf Vorschläge von Aenderungen an den Punctationen einzugehen.<lb/> Zentner erklärte, er könne vor Eröffnung der bayerischen Ständeversammlung<lb/> nicht unbedingt beitreten, doch hoffe er für den Ueberrhein schon jetzt mit-<lb/> pacisciren zu können, und jedenfalls werde er an der im 6. Artikel der Puncta¬<lb/> tionen verabredeten Zusammenkunft der Commissarien theilnehmen können.<lb/> Münchhausen hafte zwar noch keine bestimmten Jnstructionen, zweifelte aber<lb/> nicht an der Zustimmung des wrhessischen Hofes. Fritsch kündigte den Anschluß</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 73*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0571]
welchem man nach und nach zu einer Vereinigung aller Bundesstaaten zu einem
gleichen Zweck gelangen dürfte."
Die Hoffnungen, die Berstett aus seinen bisherigen Besprechungen mit
den Vertretern süd- und mitteldeutscher Staaten geschöpft, schienen sich erfüllen
zu wollen. Der würtenbergische Minister theilte ihm mit, daß er beauftragt
sei. einstweilen im Allgemeinen zu erklären, man sei gesonnen, sich auf alles
Mögliche einzulassen, wodurch Handel und Verkehr erleichtert werden könne,
und werde so bald als thunlich nähere Jnstructionen nachschicken, v. Zentner
äußerte sich ähnlich, v. Fritsch antwortete schriftlich auf Berstetts Note, daß
seine Höfe sich den separat-Handelsverträgen so bald anschließen würden, als
ihr Gebiet mit einem der mitpaciscirenden Staaten zusammenstoßen werde.
Auch du Thil und Marschall hatten die nöthigen Weisungen erhalten, und da
Fritsch sich für hinreichend bevollmächtigt erklärte, um sich auf eine vorläufige
Uebereinkunft einzulassen, so veranstaltete Berstett am 31. Januar 1820 einen
Zusammentritt des weimarischen, des großherzoglich hessischen und des nassau¬
ischen Bevollmächtigten in seiner Wohnung, bei welcher man sich über die
Hauptpunkte eines Vertragsentwurfs besprach und dieselben zu Papier brachte.
Kurz darauf eröffnete ihm v. Zentner, daß er angewiesen sei, über die ihm
früher mitgetheilten Punctationen mit ihm zu unterhandeln, und daß er dieselben
mit wenigen Abänderungen anzunehmen ermächtigt sei. Dem Gesandten Wür-
tembergs waren gleiche Befehle zugegangen. Alles schien im besten Zuge zu
sein, und so lud Berstett Zentner, Mandelsloh und Münchhausen (Kurhessen)
ein, sich am 9. Februar bei ihm mit Du Thil, Fritsch und Marschall zu be¬
sprechen , damit er ermessen könne, inwiefern eine Vereinigung ihrer Ansichten
mit den bisher von ihm und den Letztgenannten aufgestellten möglich sei. Zentner
und Münchhausen erschienen, nicht so Mandelsloh, der sich mit einer Unpä߬
lichkeit entschuldigte. Der wahre Grund war aber, daß er die Weisung seines
Hofes, an diesen Verhandlungen theilzunehmen, aus Furcht vor den Ministern
der beiden Großstaaten nicht zu befolgen wagte. Die übrigen Herren beriethen
sich über die obenerwähnte Punctation in der von Berstett beabsichtigten Weise.
Die Tendenz des Letzteren aber ging nicht mehr auf Durchführung der Nebenius-
schen Ideen, sondern darauf, so viele Staaten als möglich in die Verhandlungen
wegen Abschluß eines Separatvertrags zu verflechten, weshalb er sich immer
bereit zeigte, auf Vorschläge von Aenderungen an den Punctationen einzugehen.
Zentner erklärte, er könne vor Eröffnung der bayerischen Ständeversammlung
nicht unbedingt beitreten, doch hoffe er für den Ueberrhein schon jetzt mit-
pacisciren zu können, und jedenfalls werde er an der im 6. Artikel der Puncta¬
tionen verabredeten Zusammenkunft der Commissarien theilnehmen können.
Münchhausen hafte zwar noch keine bestimmten Jnstructionen, zweifelte aber
nicht an der Zustimmung des wrhessischen Hofes. Fritsch kündigte den Anschluß
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