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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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Tags sind die kleinsten und nur auf dieser langen Tour zwei Rasttage, davon
der eine in Berlin, der andere hier. --

Sonnenberg, 6. Decbr. 1807. -- In größter Eil Schmiere ich diese paar
Z Bose. eilen. Ael'crmorgen umarmt Dich Dein glücklicher Mann




Zur Genesis des Zollvereins.
2.

Die Vollziehung des Artikels 19 der Bundesacte war, wie wir sahen, aus
den wiener Ministerconferenzcn nicht erreicht worden. Dagegen hatte man durch
Verhandlungen außerhall' der Conferenzen etwas Anderes zu Stande gebracht,
was als eine Art von Ersatz gelten konnte, indem es wenigstens einen Theil
Deutschlands nach dem Sinn jenes Artikels einigte: die wiener Präliminar-
Handelsconvention vom 19. Mai 1820.

Die Initiative hierzu hatte Baden ergriffen. Als dessen Vertreter in Wien
(vgl. Weech S. 81) sah. daß allgemeine Handelsfreiheit wegen der zwei großen
Mächte noch nicht zu erlangen sei, entstand in ihm der Gedanke, wenigstens
mit den Staaten einen Vertrag zur freieren Bewegung des Handels und Ver¬
kehrs zu schließen, welche diesem System nicht abgeneigt wären. Er wandte
sich deshalb schon um die Mitte des December 1819 an die Vertreter von
Nassau, Würtemberg, den beiden Hessen, den sächsischen Häusern, fand sie geneigt,
auf seinen Plan einzugehen, und ersuchte sie, sich von ihren Höfen Jnstructionen
zu erbitten, um womöglich schon in Wien "die Grundzüge eines wechselseitigen
Uebereinkommens aufstellen zu können, die vielleicht auch Bayern am Ende noch
zur Theilnahme bewegen." "Wenn infolge davon," so schließt sein Bericht
nach Karlsruhe, "von Ulm bis Basel, von Basel den Rhein abwärts bis unter¬
halb Bingen. dann rückwärts bis in das Herz des nördlichen Deutschland das
Gebiet des freien Verkehrs sich ununterbrochen ausdehnen wird, so steht zu
hoffen, daß dadurch mildere Einrichtungen auch in den anderen Staaten erfolgen
dürften."

Drei Wochen später äußert v. Berstett sich schon mit größerer Zuversicht
auf den Erfolg seines Plans. In Betreff der Handelsfreiheit, schreibt er am


Grenzboten III. 18ob. 73

Tags sind die kleinsten und nur auf dieser langen Tour zwei Rasttage, davon
der eine in Berlin, der andere hier. —

Sonnenberg, 6. Decbr. 1807. — In größter Eil Schmiere ich diese paar
Z Bose. eilen. Ael'crmorgen umarmt Dich Dein glücklicher Mann




Zur Genesis des Zollvereins.
2.

Die Vollziehung des Artikels 19 der Bundesacte war, wie wir sahen, aus
den wiener Ministerconferenzcn nicht erreicht worden. Dagegen hatte man durch
Verhandlungen außerhall' der Conferenzen etwas Anderes zu Stande gebracht,
was als eine Art von Ersatz gelten konnte, indem es wenigstens einen Theil
Deutschlands nach dem Sinn jenes Artikels einigte: die wiener Präliminar-
Handelsconvention vom 19. Mai 1820.

Die Initiative hierzu hatte Baden ergriffen. Als dessen Vertreter in Wien
(vgl. Weech S. 81) sah. daß allgemeine Handelsfreiheit wegen der zwei großen
Mächte noch nicht zu erlangen sei, entstand in ihm der Gedanke, wenigstens
mit den Staaten einen Vertrag zur freieren Bewegung des Handels und Ver¬
kehrs zu schließen, welche diesem System nicht abgeneigt wären. Er wandte
sich deshalb schon um die Mitte des December 1819 an die Vertreter von
Nassau, Würtemberg, den beiden Hessen, den sächsischen Häusern, fand sie geneigt,
auf seinen Plan einzugehen, und ersuchte sie, sich von ihren Höfen Jnstructionen
zu erbitten, um womöglich schon in Wien „die Grundzüge eines wechselseitigen
Uebereinkommens aufstellen zu können, die vielleicht auch Bayern am Ende noch
zur Theilnahme bewegen." „Wenn infolge davon," so schließt sein Bericht
nach Karlsruhe, „von Ulm bis Basel, von Basel den Rhein abwärts bis unter¬
halb Bingen. dann rückwärts bis in das Herz des nördlichen Deutschland das
Gebiet des freien Verkehrs sich ununterbrochen ausdehnen wird, so steht zu
hoffen, daß dadurch mildere Einrichtungen auch in den anderen Staaten erfolgen
dürften."

Drei Wochen später äußert v. Berstett sich schon mit größerer Zuversicht
auf den Erfolg seines Plans. In Betreff der Handelsfreiheit, schreibt er am


Grenzboten III. 18ob. 73
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[0569] Tags sind die kleinsten und nur auf dieser langen Tour zwei Rasttage, davon der eine in Berlin, der andere hier. — Sonnenberg, 6. Decbr. 1807. — In größter Eil Schmiere ich diese paar Z Bose. eilen. Ael'crmorgen umarmt Dich Dein glücklicher Mann Zur Genesis des Zollvereins. 2. Die Vollziehung des Artikels 19 der Bundesacte war, wie wir sahen, aus den wiener Ministerconferenzcn nicht erreicht worden. Dagegen hatte man durch Verhandlungen außerhall' der Conferenzen etwas Anderes zu Stande gebracht, was als eine Art von Ersatz gelten konnte, indem es wenigstens einen Theil Deutschlands nach dem Sinn jenes Artikels einigte: die wiener Präliminar- Handelsconvention vom 19. Mai 1820. Die Initiative hierzu hatte Baden ergriffen. Als dessen Vertreter in Wien (vgl. Weech S. 81) sah. daß allgemeine Handelsfreiheit wegen der zwei großen Mächte noch nicht zu erlangen sei, entstand in ihm der Gedanke, wenigstens mit den Staaten einen Vertrag zur freieren Bewegung des Handels und Ver¬ kehrs zu schließen, welche diesem System nicht abgeneigt wären. Er wandte sich deshalb schon um die Mitte des December 1819 an die Vertreter von Nassau, Würtemberg, den beiden Hessen, den sächsischen Häusern, fand sie geneigt, auf seinen Plan einzugehen, und ersuchte sie, sich von ihren Höfen Jnstructionen zu erbitten, um womöglich schon in Wien „die Grundzüge eines wechselseitigen Uebereinkommens aufstellen zu können, die vielleicht auch Bayern am Ende noch zur Theilnahme bewegen." „Wenn infolge davon," so schließt sein Bericht nach Karlsruhe, „von Ulm bis Basel, von Basel den Rhein abwärts bis unter¬ halb Bingen. dann rückwärts bis in das Herz des nördlichen Deutschland das Gebiet des freien Verkehrs sich ununterbrochen ausdehnen wird, so steht zu hoffen, daß dadurch mildere Einrichtungen auch in den anderen Staaten erfolgen dürften." Drei Wochen später äußert v. Berstett sich schon mit größerer Zuversicht auf den Erfolg seines Plans. In Betreff der Handelsfreiheit, schreibt er am Grenzboten III. 18ob. 73

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/569>, abgerufen am 15.01.2025.