Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.bäumen, und der Strom wimmelt stets von kleinen Fahrzeugen und Kähnen, Einliegenden Rapport schicke oder bringe dem Major v. Türk. Wollin. 30. August 1807. -- Womit aber, liebes braves Weib, mache ich bäumen, und der Strom wimmelt stets von kleinen Fahrzeugen und Kähnen, Einliegenden Rapport schicke oder bringe dem Major v. Türk. Wollin. 30. August 1807. — Womit aber, liebes braves Weib, mache ich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0567" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283920"/> <p xml:id="ID_1621" prev="#ID_1620"> bäumen, und der Strom wimmelt stets von kleinen Fahrzeugen und Kähnen,<lb/> die theils Waaren führen, theils fischen und Leute über den Fluß setzen. Am<lb/> jenseitigen Ufer sängt eine schöne starke Waldung an, worin eine Menge kleiner<lb/> Häuschen vorschimmern, die zerstreut darin liegen und Fischern und Schiffern<lb/> gehören. — Hier habe ich ein sehr gutes Quartier bei einem Herrn Super¬<lb/> intendenten, mit einer sehr liebenswürdigen gebildeten Familie. Wie wohl es<lb/> thut, wenn man wieder unter Menschen kommt, mit denen man vernünftiger-<lb/> weise umgehen kann, kann nur ^der empfinden, der wie ich dieses Vergnügen<lb/> Monate lang hat entbehren müssen. Da sie wissen, daß ich jetzo an Dich<lb/> schreibe, so trägt mir alles Empfehlungen an Dich auf. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1622"> Einliegenden Rapport schicke oder bringe dem Major v. Türk.</p><lb/> <p xml:id="ID_1623"> Wollin. 30. August 1807. — Womit aber, liebes braves Weib, mache ich<lb/> Dir denn eine Freude für alles Gute, was Du mir überschickst? Ich armer<lb/> Mann komme da in große Schulden. — Doch auch der Arme kann zu Zeiten<lb/> ein Geschenk machen, welches man werth hält, meines soll denn ein Kieselstein<lb/> sein, aber von einer Art, die Dir allein wichtig sein kann. Nämlich vor Kol¬<lb/> berg badete ich mich in der See und bewunderte das Farbenspiel der wunder¬<lb/> schönen Seesteine, endlich fällt mir ein ordinärer brauner Kiesel in die Augen,<lb/> den ich blos deswegen aufhebe, weil er allein so unscheinlich unter seinen<lb/> schimmernden Kameraden da liegt, und siehe da — wie dieses so oft der Fall<lb/> in der Welt ist — indem ich ihn betrachte, wird er mir unschätzbar, weil die<lb/> Natur ein wahres Vergißmeinnicht, nur von weißer.Farbe, tief eingedrückt<lb/> hatte. Halt, dachte ich. welch ein herrlich Andenken an dich kann dies für<lb/> dein Hannchen werden. Und so schickte ich ihn nach Gotha und bestellte, daß<lb/> er dort zu einem Ring für Dich gefaßt würde. — Im Fall ich geblieben wäre,<lb/> hatte ich bestellt, daß er Dir gewiß wäre eingehändigt, worden. — Mich haben<lb/> sie hier zum Stadtcommandanten gemacht, ein Posten, der mir viel Arbeit und<lb/> Verdruß macht. Die Herbeischaffung der Lebensmittel. die Einquartirung, die<lb/> Durchmärsche der Truppen, die Ertheilung der Pässe, die Besorgung der großen<lb/> und kleinen Schiffahrt, die, wenn Du die Karte ansiehst, Du gleich sehen<lb/> wirst, von großer Wichtigkeit ist. die Arbeit, die Stadt in einigen Vertheidigungs»<lb/> zustand zu setzen, alles dieses giebt mir viel zu thun, welches oft mit großen<lb/> Unannehmlichkeiten verknüpft ist, allein das gute Zutrauen, welches das Re¬<lb/> giment in mich setzt, besonders der Gemeine, der da glaubt, ich werde ihn,<lb/> wenn es wieder dahin kommen sollte, ins Feuer führen, belohnt mich sehr. Die<lb/> hiesige Stadt war ein offener Flecken, von der einen Seite von der Oder<lb/> bespült, die nicht weit von hier in die See fällt. Diese ist auf einige Weise<lb/> befestigt worden, und ich habe sie so in Stand gesetzt, daß, wenn die Eng¬<lb/> länder wagen würden hier einen Versuch zu machen, um einen Vortheil zu<lb/> gewinnen, die Frau von Bose in Meiningen wohl Gelegenheit haben</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0567]
bäumen, und der Strom wimmelt stets von kleinen Fahrzeugen und Kähnen,
die theils Waaren führen, theils fischen und Leute über den Fluß setzen. Am
jenseitigen Ufer sängt eine schöne starke Waldung an, worin eine Menge kleiner
Häuschen vorschimmern, die zerstreut darin liegen und Fischern und Schiffern
gehören. — Hier habe ich ein sehr gutes Quartier bei einem Herrn Super¬
intendenten, mit einer sehr liebenswürdigen gebildeten Familie. Wie wohl es
thut, wenn man wieder unter Menschen kommt, mit denen man vernünftiger-
weise umgehen kann, kann nur ^der empfinden, der wie ich dieses Vergnügen
Monate lang hat entbehren müssen. Da sie wissen, daß ich jetzo an Dich
schreibe, so trägt mir alles Empfehlungen an Dich auf. —
Einliegenden Rapport schicke oder bringe dem Major v. Türk.
Wollin. 30. August 1807. — Womit aber, liebes braves Weib, mache ich
Dir denn eine Freude für alles Gute, was Du mir überschickst? Ich armer
Mann komme da in große Schulden. — Doch auch der Arme kann zu Zeiten
ein Geschenk machen, welches man werth hält, meines soll denn ein Kieselstein
sein, aber von einer Art, die Dir allein wichtig sein kann. Nämlich vor Kol¬
berg badete ich mich in der See und bewunderte das Farbenspiel der wunder¬
schönen Seesteine, endlich fällt mir ein ordinärer brauner Kiesel in die Augen,
den ich blos deswegen aufhebe, weil er allein so unscheinlich unter seinen
schimmernden Kameraden da liegt, und siehe da — wie dieses so oft der Fall
in der Welt ist — indem ich ihn betrachte, wird er mir unschätzbar, weil die
Natur ein wahres Vergißmeinnicht, nur von weißer.Farbe, tief eingedrückt
hatte. Halt, dachte ich. welch ein herrlich Andenken an dich kann dies für
dein Hannchen werden. Und so schickte ich ihn nach Gotha und bestellte, daß
er dort zu einem Ring für Dich gefaßt würde. — Im Fall ich geblieben wäre,
hatte ich bestellt, daß er Dir gewiß wäre eingehändigt, worden. — Mich haben
sie hier zum Stadtcommandanten gemacht, ein Posten, der mir viel Arbeit und
Verdruß macht. Die Herbeischaffung der Lebensmittel. die Einquartirung, die
Durchmärsche der Truppen, die Ertheilung der Pässe, die Besorgung der großen
und kleinen Schiffahrt, die, wenn Du die Karte ansiehst, Du gleich sehen
wirst, von großer Wichtigkeit ist. die Arbeit, die Stadt in einigen Vertheidigungs»
zustand zu setzen, alles dieses giebt mir viel zu thun, welches oft mit großen
Unannehmlichkeiten verknüpft ist, allein das gute Zutrauen, welches das Re¬
giment in mich setzt, besonders der Gemeine, der da glaubt, ich werde ihn,
wenn es wieder dahin kommen sollte, ins Feuer führen, belohnt mich sehr. Die
hiesige Stadt war ein offener Flecken, von der einen Seite von der Oder
bespült, die nicht weit von hier in die See fällt. Diese ist auf einige Weise
befestigt worden, und ich habe sie so in Stand gesetzt, daß, wenn die Eng¬
länder wagen würden hier einen Versuch zu machen, um einen Vortheil zu
gewinnen, die Frau von Bose in Meiningen wohl Gelegenheit haben
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