Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Anfange unseres Jahrhunderts ein Offizier des Rheinbundes war und dachte, Aber die Wahrheit zu sagen, die Briefe werden hier nicht nur abgedruckt, Er kehrt glücklich zurück, wer mag es ihm verdenken, daß in diesem Die Mittheilung seiner Korrespondenz, welche hier folgt, enthält die Cam- ') Louise Eleonore, Prinzessin von Hohenlohe-Langenburg, regierte seit r803 durch 13
Jahre nach dem Tode ihres Gemahls, des Herzogs Georg, als Vormündern, Anfange unseres Jahrhunderts ein Offizier des Rheinbundes war und dachte, Aber die Wahrheit zu sagen, die Briefe werden hier nicht nur abgedruckt, Er kehrt glücklich zurück, wer mag es ihm verdenken, daß in diesem Die Mittheilung seiner Korrespondenz, welche hier folgt, enthält die Cam- ') Louise Eleonore, Prinzessin von Hohenlohe-Langenburg, regierte seit r803 durch 13
Jahre nach dem Tode ihres Gemahls, des Herzogs Georg, als Vormündern, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0554" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283907"/> <p xml:id="ID_1590" prev="#ID_1589"> Anfange unseres Jahrhunderts ein Offizier des Rheinbundes war und dachte,<lb/> der offenbar ein wenig über dem mittleren Durchschnittsmaß damaliger Negi-<lb/> mentsbildung stand. Und wie zu hoffen, wird nach dieser Richtung dem Ge¬<lb/> dächtniß des braven, jetzt längst geschiedenen Herrn von Bose alle Ehre ge¬<lb/> schehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1591"> Aber die Wahrheit zu sagen, die Briefe werden hier nicht nur abgedruckt,<lb/> um zu zeigen, was der Schreiber derselben besaß, sondern auch was ihm — ohne<lb/> seine Schuld — fehlte. Er hatte kein Vaterland, das Thal von Meiningen<lb/> ausgenommen, in dem er seinen Ofsiziersrock trug, und er war Soldat in einem<lb/> kleinen Contingent des Reiches. Das Regiment der sächsischen Herzogthümer<lb/> gehörte zu den besseren der kleinen Territorien des römischen Reiches. Es hat<lb/> Bravour bei mehren Gelegenheiten erwiesen. "°Und doch zeigen diese Briefe,<lb/> wie schwer auch einem tüchtigen Offizier wurde, in den Verhältnissen eines<lb/> Kleinstaates kriegerischen Sinn in sich lebendig zu erhalten. Dem Schreiber<lb/> war im Ganzen gleichgiltig, auf welcher Seite er kämpfte, die Preußen waren<lb/> im Reiche nicht beliebt und die Oestreichs auch nicht, beim Kaiser von Frank¬<lb/> reich war vielleicht noch die beste Aussicht, er war wenigstens ein genialer Feld¬<lb/> herr; aber die Campagne war überhaupt eine saure, unwillkommene Pflicht.<lb/> Die Trennung von Weib und Kind, die Unterhaltung und die gute Pfeife<lb/> Tabak im heimischen Kasino, die kleine Wohnung, welche die Frau so freund¬<lb/> lich eingerichtet, und die gute Kost, die sie ihrem Mann zu bereiten weiß, haben<lb/> übergroße Wichtigkeit gewonnen, die Grüße und die Wertschätzung der Bürger,<lb/> die Händel mit irgendeinem Gegner bei der Regierung und die gnädigen<lb/> Worte der lieben Frau Herzoginwerden auch von einem Mann von Cha¬<lb/> rakter schmerzlich entbehrt. Er thut im Felde gewiß in allen Stücken seine<lb/> Pflicht, er erträgt die Strapazen geduldig und mit guter Laune, er ist mann¬<lb/> haft bemüht, seiner Gattin guten Muth zu erhalten, ja auch der Ehrgeiz des<lb/> Soldaten flammt zuweilen in ihm auf, er fühlt sich zuletzt stolz, eine kriegsharte<lb/> Compagnie zu commandiren. Aber der Gedanke an die Heimath seine<lb/> kleinen Kinder, an die Freunde, die gute Küche und das Schweinchen, ^ zu<lb/> Haus gemästet wird, sind in ihm doch die stärksten Gefühle. Das erkennt man<lb/> nicht daraus, daß er in Briefen an seine Gattin dergleichen her hebt; d<lb/> das wäre natürlich, sondern aus dem ausführlichen Behagen uno de" ti<lb/> Sehnsucht, womit er dabei verweilt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1592"> Er kehrt glücklich zurück, wer mag es ihm verdenken, daß in diesem<lb/> Krieg nichts fand was sein Herz erhob. —-</p><lb/> <p xml:id="ID_1593" next="#ID_1594"> Die Mittheilung seiner Korrespondenz, welche hier folgt, enthält die Cam-</p><lb/> <note xml:id="FID_37" place="foot"> ') Louise Eleonore, Prinzessin von Hohenlohe-Langenburg, regierte seit r803 durch 13<lb/> Jahre nach dem Tode ihres Gemahls, des Herzogs Georg, als Vormündern,</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0554]
Anfange unseres Jahrhunderts ein Offizier des Rheinbundes war und dachte,
der offenbar ein wenig über dem mittleren Durchschnittsmaß damaliger Negi-
mentsbildung stand. Und wie zu hoffen, wird nach dieser Richtung dem Ge¬
dächtniß des braven, jetzt längst geschiedenen Herrn von Bose alle Ehre ge¬
schehen.
Aber die Wahrheit zu sagen, die Briefe werden hier nicht nur abgedruckt,
um zu zeigen, was der Schreiber derselben besaß, sondern auch was ihm — ohne
seine Schuld — fehlte. Er hatte kein Vaterland, das Thal von Meiningen
ausgenommen, in dem er seinen Ofsiziersrock trug, und er war Soldat in einem
kleinen Contingent des Reiches. Das Regiment der sächsischen Herzogthümer
gehörte zu den besseren der kleinen Territorien des römischen Reiches. Es hat
Bravour bei mehren Gelegenheiten erwiesen. "°Und doch zeigen diese Briefe,
wie schwer auch einem tüchtigen Offizier wurde, in den Verhältnissen eines
Kleinstaates kriegerischen Sinn in sich lebendig zu erhalten. Dem Schreiber
war im Ganzen gleichgiltig, auf welcher Seite er kämpfte, die Preußen waren
im Reiche nicht beliebt und die Oestreichs auch nicht, beim Kaiser von Frank¬
reich war vielleicht noch die beste Aussicht, er war wenigstens ein genialer Feld¬
herr; aber die Campagne war überhaupt eine saure, unwillkommene Pflicht.
Die Trennung von Weib und Kind, die Unterhaltung und die gute Pfeife
Tabak im heimischen Kasino, die kleine Wohnung, welche die Frau so freund¬
lich eingerichtet, und die gute Kost, die sie ihrem Mann zu bereiten weiß, haben
übergroße Wichtigkeit gewonnen, die Grüße und die Wertschätzung der Bürger,
die Händel mit irgendeinem Gegner bei der Regierung und die gnädigen
Worte der lieben Frau Herzoginwerden auch von einem Mann von Cha¬
rakter schmerzlich entbehrt. Er thut im Felde gewiß in allen Stücken seine
Pflicht, er erträgt die Strapazen geduldig und mit guter Laune, er ist mann¬
haft bemüht, seiner Gattin guten Muth zu erhalten, ja auch der Ehrgeiz des
Soldaten flammt zuweilen in ihm auf, er fühlt sich zuletzt stolz, eine kriegsharte
Compagnie zu commandiren. Aber der Gedanke an die Heimath seine
kleinen Kinder, an die Freunde, die gute Küche und das Schweinchen, ^ zu
Haus gemästet wird, sind in ihm doch die stärksten Gefühle. Das erkennt man
nicht daraus, daß er in Briefen an seine Gattin dergleichen her hebt; d
das wäre natürlich, sondern aus dem ausführlichen Behagen uno de" ti
Sehnsucht, womit er dabei verweilt.
Er kehrt glücklich zurück, wer mag es ihm verdenken, daß in diesem
Krieg nichts fand was sein Herz erhob. —-
Die Mittheilung seiner Korrespondenz, welche hier folgt, enthält die Cam-
') Louise Eleonore, Prinzessin von Hohenlohe-Langenburg, regierte seit r803 durch 13
Jahre nach dem Tode ihres Gemahls, des Herzogs Georg, als Vormündern,
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