Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Napoleons großer Armee nach Rußland gekommenen preußischen Truppen zu bear¬ Topographischer Volks Humor aus Schleswig-Holstein. Gesammelt von Heinrich Handelmann. Kiel, Schwcrsschc Buchhandlung. 1366. Der Verfasser, Docent in Kiel und vielfach verdient um die Sammlung von Napoleons großer Armee nach Rußland gekommenen preußischen Truppen zu bear¬ Topographischer Volks Humor aus Schleswig-Holstein. Gesammelt von Heinrich Handelmann. Kiel, Schwcrsschc Buchhandlung. 1366. Der Verfasser, Docent in Kiel und vielfach verdient um die Sammlung von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0549" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283902"/> <p xml:id="ID_1581" prev="#ID_1580"> Napoleons großer Armee nach Rußland gekommenen preußischen Truppen zu bear¬<lb/> beiten suchte. Mit Pauluzzi vertraut geworden, erhielt er von diesem Abschrift von<lb/> der Correspondenz, welche hier nebst einem Lebensabriß Merkels und einer Biographie<lb/> Pauluzzis mitgetheilt wird. Jene Correspondenz besteht aus 38 auf die Unter¬<lb/> handlungen und Ereignisse, welche zur Convention von Tauroggen führten, bezüg¬<lb/> lichen Briefen Pauluzzis an Uork. den Kaiser Alexander, den Grasen Wittgenstein,<lb/> Fürst Kutusow, mehren Briefen Yorks. Alexanders u. f. w. Dieselben sind im fran¬<lb/> zösischen Original und zugleich in deutscher Uebersetzung mitgetheilt, welche letztere<lb/> wegen der an UnVerständlichkeit streifenden Eigenthümlichkeiten der Pcmluzzischcn<lb/> Schreibweise erforderlich war. Die erste Hälfte der Sammlung kann als Commentar<lb/> zu Droysens Bericht über die Convention dienen, die zweite bezieht sich auf Vorgänge<lb/> im russischen Hauptquartier, die Droysen nur kurz andeutet, ohne auf ihre Einzel¬<lb/> heiten einzugehen, die aber insofern von Interesse find, als sie zu Verwickelungen<lb/> führten, welche von Einfluß auf die Ereignisse des Januar 1813 waren. Außerdem<lb/> hat die kleine Schrift besondern Werth durch das ausgeführte Porträt Pauluzzis,<lb/> der nächst York die Hauptrolle in der vielverschlungenen Geschichte der Convention<lb/> spielt, und der auch sonst Anspruch auf unser Interesse hat, von dem man aber<lb/> gleichwohl bei Droysen und andern Historikern wenig mehr erfährt, als was sich<lb/> aus seinen Antheil an jener weltgeschichtlichen Uebereinkunft bezieht. So ist das Buch<lb/> Eckardts, welches beiläufig in den von ihm selbst gelieferten Stücken sehr wohl ge¬<lb/> schrieben ist, als werthvolle Ergänzung des classischen Werks von Droysen nach<lb/> verschiedenen Seiten hin zu empfehlen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Topographischer Volks Humor aus Schleswig-Holstein. Gesammelt<lb/> von Heinrich Handelmann. Kiel, Schwcrsschc Buchhandlung. 1366.</head><lb/> <p xml:id="ID_1582"> Der Verfasser, Docent in Kiel und vielfach verdient um die Sammlung von<lb/> Sitten, Sagen und anderen Aeußerungen des Schleswig-holsteinischen Volkslebens,<lb/> bietet hier in alphabetischer Uebersicht die Sprichwörter, Neckrcime, Schranken und<lb/> Schnurren, welche sich an die einzelnen Städte und Dörfer, sowie an ganze Land¬<lb/> schaften der Herzogthümer heften. Die Neigung, den Nachbar scherzend zu schrauben,<lb/> ihm eins anzuhängen, Orte durch ein bezeichnendes Wort wie durch ein Wahrzeichen<lb/> zu individualisiert, war bekanntlich im deutschen Mittelalter allenthalben verbreitet<lb/> und hat eine ganze Anzahl von Spitznamen und Stichelreden geschaffen. Jetzt existirt<lb/> sie vorwiegend noch im Landvolk, und wo dieses in einem Landstrich stark über¬<lb/> wiegt, leben jene Scherze noch besonders kräftig fort und werden auch wohl noch<lb/> vermehrt. So haben vor allem Schwaben, die deutsche Schweiz und Schleswig-<lb/> Holstein einen großen Reichthum an derartigen Volkswitzen auszuweisen. Aber auch<lb/> hier wird man täglich weniger aufgelegt zu solcher Neckerei, und so ist es sehr<lb/> willkommen zu heißen, wenn das noch Vorhandene von verständiger Hand zusammen¬<lb/> gesucht und vor dem Vergessenwerden in Sicherheit gebracht wird. Viel Geist ist<lb/> freilich in diesen Sachen nicht, und manches laust nur auf Klangspiele hinaus, wie<lb/> wir sie in Kinderreimen antreffen; indeß sind diese Sprichwörter und Reime doch<lb/> ein Beitrag zur Kunde der Denkweise und Sprache des niedern Volkes, und in<lb/> einigen derselben birgt sich selbst ein ernster historischer Kern.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0549]
Napoleons großer Armee nach Rußland gekommenen preußischen Truppen zu bear¬
beiten suchte. Mit Pauluzzi vertraut geworden, erhielt er von diesem Abschrift von
der Correspondenz, welche hier nebst einem Lebensabriß Merkels und einer Biographie
Pauluzzis mitgetheilt wird. Jene Correspondenz besteht aus 38 auf die Unter¬
handlungen und Ereignisse, welche zur Convention von Tauroggen führten, bezüg¬
lichen Briefen Pauluzzis an Uork. den Kaiser Alexander, den Grasen Wittgenstein,
Fürst Kutusow, mehren Briefen Yorks. Alexanders u. f. w. Dieselben sind im fran¬
zösischen Original und zugleich in deutscher Uebersetzung mitgetheilt, welche letztere
wegen der an UnVerständlichkeit streifenden Eigenthümlichkeiten der Pcmluzzischcn
Schreibweise erforderlich war. Die erste Hälfte der Sammlung kann als Commentar
zu Droysens Bericht über die Convention dienen, die zweite bezieht sich auf Vorgänge
im russischen Hauptquartier, die Droysen nur kurz andeutet, ohne auf ihre Einzel¬
heiten einzugehen, die aber insofern von Interesse find, als sie zu Verwickelungen
führten, welche von Einfluß auf die Ereignisse des Januar 1813 waren. Außerdem
hat die kleine Schrift besondern Werth durch das ausgeführte Porträt Pauluzzis,
der nächst York die Hauptrolle in der vielverschlungenen Geschichte der Convention
spielt, und der auch sonst Anspruch auf unser Interesse hat, von dem man aber
gleichwohl bei Droysen und andern Historikern wenig mehr erfährt, als was sich
aus seinen Antheil an jener weltgeschichtlichen Uebereinkunft bezieht. So ist das Buch
Eckardts, welches beiläufig in den von ihm selbst gelieferten Stücken sehr wohl ge¬
schrieben ist, als werthvolle Ergänzung des classischen Werks von Droysen nach
verschiedenen Seiten hin zu empfehlen.
Topographischer Volks Humor aus Schleswig-Holstein. Gesammelt
von Heinrich Handelmann. Kiel, Schwcrsschc Buchhandlung. 1366.
Der Verfasser, Docent in Kiel und vielfach verdient um die Sammlung von
Sitten, Sagen und anderen Aeußerungen des Schleswig-holsteinischen Volkslebens,
bietet hier in alphabetischer Uebersicht die Sprichwörter, Neckrcime, Schranken und
Schnurren, welche sich an die einzelnen Städte und Dörfer, sowie an ganze Land¬
schaften der Herzogthümer heften. Die Neigung, den Nachbar scherzend zu schrauben,
ihm eins anzuhängen, Orte durch ein bezeichnendes Wort wie durch ein Wahrzeichen
zu individualisiert, war bekanntlich im deutschen Mittelalter allenthalben verbreitet
und hat eine ganze Anzahl von Spitznamen und Stichelreden geschaffen. Jetzt existirt
sie vorwiegend noch im Landvolk, und wo dieses in einem Landstrich stark über¬
wiegt, leben jene Scherze noch besonders kräftig fort und werden auch wohl noch
vermehrt. So haben vor allem Schwaben, die deutsche Schweiz und Schleswig-
Holstein einen großen Reichthum an derartigen Volkswitzen auszuweisen. Aber auch
hier wird man täglich weniger aufgelegt zu solcher Neckerei, und so ist es sehr
willkommen zu heißen, wenn das noch Vorhandene von verständiger Hand zusammen¬
gesucht und vor dem Vergessenwerden in Sicherheit gebracht wird. Viel Geist ist
freilich in diesen Sachen nicht, und manches laust nur auf Klangspiele hinaus, wie
wir sie in Kinderreimen antreffen; indeß sind diese Sprichwörter und Reime doch
ein Beitrag zur Kunde der Denkweise und Sprache des niedern Volkes, und in
einigen derselben birgt sich selbst ein ernster historischer Kern.
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