Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Belesenheit in der einschlagenden sehr umfangreichen Literatur des Islam, welche Als andere lobenswerthe Eigenthümlichkeiten des Werkes heben wir noch Betrachten wir den Inhalt des Buchs in der Kürze, so verbreitet sich der Der zweite Band bewegt sich schon mehr auf historischem Boden, indem Belesenheit in der einschlagenden sehr umfangreichen Literatur des Islam, welche Als andere lobenswerthe Eigenthümlichkeiten des Werkes heben wir noch Betrachten wir den Inhalt des Buchs in der Kürze, so verbreitet sich der Der zweite Band bewegt sich schon mehr auf historischem Boden, indem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0488" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283841"/> <p xml:id="ID_1406" prev="#ID_1405"> Belesenheit in der einschlagenden sehr umfangreichen Literatur des Islam, welche<lb/> auch eine große Anzahl wenig oder gar nicht in Europa bekannter Schriften<lb/> umfaßt, und als Mann von Geist weiß er auch diesen Besitz von Wissen zu<lb/> beherrschen und geschickt zu verwerthen. Daß. ihm dabei bisweilen, besonders<lb/> bei Fragen der Wortdeutung, Menschlichkeiten Passiren, ist schon erwähnt; hier<lb/> mag dazu noch bemerkt werden, daß er hin und wieder (so namentlich im ersten<lb/> Bande, der überhaupt der schwächste ist) von seinem Reichthum an Detailkenntniß<lb/> mehr als zur Erklärung des Gegenstandes nöthig ist, ausbreitet und dadurch<lb/> fast den Eindruck hervorruft, es komme ihm auch darauf an, zu zeigen, wie<lb/> viel er sich vor Andern erworben, und daß er Mohammad mitunter aus Quellen<lb/> schöpfen läßt, deren er sich schwerlich bedient haben kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1407"> Als andere lobenswerthe Eigenthümlichkeiten des Werkes heben wir noch<lb/> seine durchaus realistische Auffassungsweise und die gründliche Verachtung hervor,<lb/> die der Versasser vor allem Pfaffcnthum empfindet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1408"> Betrachten wir den Inhalt des Buchs in der Kürze, so verbreitet sich der<lb/> erste Band zunächst in einer Einleitung, die vorzüglich für Nichtorientalisten<lb/> bestimmt ist, über die im weitern Verlauf beobachtete Orthographie, über arabische<lb/> Namen, Chronologie und Quellenschriften. Dann folgt ein sehr interessantes,<lb/> wenn auch im Einzelnen hier und da anfechtbares Capitel über die theils aus<lb/> heimischem Boden entsprossenen, theils durch das Judenthum und das Christen¬<lb/> thum hervorgerufenen religiösen Bewegungen, die in Nvrdarabien vor Mo-<lb/> hammads Austreten stattfanden, und die Propheten, welche den Mittelpunkt<lb/> derselben bildeten. Ein zweites Capitel behandelt die Jugend Mohammads<lb/> bis zu der Zeit, wo der religiöse Trieb in ihm erwachte. Ein drittes sucht<lb/> aus diesem Triebe und andern Seeleneigenthümlichkeiten, namentlich einer starken<lb/> Anlage zu hysterischem und visionären Wesen die nun sich vorbereitende Thä¬<lb/> tigkeit Mohammads als Religionsstifter zu erklären und wirft sodann einen<lb/> Blick auf das damalige arabische Heidenthum. Die weiteren Abschnitte dieses<lb/> Bandes führen die Geschichte des Propheten bis zu dem J.rhre 616 fort, wo<lb/> ein Theil seiner Anhänger vor den ihr Leben bedrohenden Korayschiten nach<lb/> Abyssinien auswanderte. Alle diese Dinge waren bisher sehr schwankend, und<lb/> wenn Sprenger hier auch nicht Alles über jeden Zweifel festgestellt hat und<lb/> Manches von seinen Behauptungen sich mit Grund anfechten läßt, so ist doch<lb/> Vieles von ihm in das rechte Licht gestellt worden, was bis jetzt unklar oder<lb/> ganz unbekannt war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1409" next="#ID_1410"> Der zweite Band bewegt sich schon mehr auf historischem Boden, indem<lb/> er die Ereignisse von der ersten Auswanderung der Muslime nach Abyssinien<lb/> bis zur Flucht Mohammads nach Madyna erzählt. Als das bedeutendste El'<lb/> eigniß vor der Flucht hebt der Versasser mit vollem Recht die Bekehrung Omars<lb/> hervor, die dem Islam, dessen Charakter bis dahin mehr schwärmerische Ent></p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0488]
Belesenheit in der einschlagenden sehr umfangreichen Literatur des Islam, welche
auch eine große Anzahl wenig oder gar nicht in Europa bekannter Schriften
umfaßt, und als Mann von Geist weiß er auch diesen Besitz von Wissen zu
beherrschen und geschickt zu verwerthen. Daß. ihm dabei bisweilen, besonders
bei Fragen der Wortdeutung, Menschlichkeiten Passiren, ist schon erwähnt; hier
mag dazu noch bemerkt werden, daß er hin und wieder (so namentlich im ersten
Bande, der überhaupt der schwächste ist) von seinem Reichthum an Detailkenntniß
mehr als zur Erklärung des Gegenstandes nöthig ist, ausbreitet und dadurch
fast den Eindruck hervorruft, es komme ihm auch darauf an, zu zeigen, wie
viel er sich vor Andern erworben, und daß er Mohammad mitunter aus Quellen
schöpfen läßt, deren er sich schwerlich bedient haben kann.
Als andere lobenswerthe Eigenthümlichkeiten des Werkes heben wir noch
seine durchaus realistische Auffassungsweise und die gründliche Verachtung hervor,
die der Versasser vor allem Pfaffcnthum empfindet.
Betrachten wir den Inhalt des Buchs in der Kürze, so verbreitet sich der
erste Band zunächst in einer Einleitung, die vorzüglich für Nichtorientalisten
bestimmt ist, über die im weitern Verlauf beobachtete Orthographie, über arabische
Namen, Chronologie und Quellenschriften. Dann folgt ein sehr interessantes,
wenn auch im Einzelnen hier und da anfechtbares Capitel über die theils aus
heimischem Boden entsprossenen, theils durch das Judenthum und das Christen¬
thum hervorgerufenen religiösen Bewegungen, die in Nvrdarabien vor Mo-
hammads Austreten stattfanden, und die Propheten, welche den Mittelpunkt
derselben bildeten. Ein zweites Capitel behandelt die Jugend Mohammads
bis zu der Zeit, wo der religiöse Trieb in ihm erwachte. Ein drittes sucht
aus diesem Triebe und andern Seeleneigenthümlichkeiten, namentlich einer starken
Anlage zu hysterischem und visionären Wesen die nun sich vorbereitende Thä¬
tigkeit Mohammads als Religionsstifter zu erklären und wirft sodann einen
Blick auf das damalige arabische Heidenthum. Die weiteren Abschnitte dieses
Bandes führen die Geschichte des Propheten bis zu dem J.rhre 616 fort, wo
ein Theil seiner Anhänger vor den ihr Leben bedrohenden Korayschiten nach
Abyssinien auswanderte. Alle diese Dinge waren bisher sehr schwankend, und
wenn Sprenger hier auch nicht Alles über jeden Zweifel festgestellt hat und
Manches von seinen Behauptungen sich mit Grund anfechten läßt, so ist doch
Vieles von ihm in das rechte Licht gestellt worden, was bis jetzt unklar oder
ganz unbekannt war.
Der zweite Band bewegt sich schon mehr auf historischem Boden, indem
er die Ereignisse von der ersten Auswanderung der Muslime nach Abyssinien
bis zur Flucht Mohammads nach Madyna erzählt. Als das bedeutendste El'
eigniß vor der Flucht hebt der Versasser mit vollem Recht die Bekehrung Omars
hervor, die dem Islam, dessen Charakter bis dahin mehr schwärmerische Ent>
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