Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.direkte Steuer ist denn in Nassau auch bedeutend hoch: 1864 ergaben 1,527.560 si. Auf diesem Gebiete nun ruht die Stärke der liberalen Partei. Wie stark Grenzten 1U. l80ü. 53
direkte Steuer ist denn in Nassau auch bedeutend hoch: 1864 ergaben 1,527.560 si. Auf diesem Gebiete nun ruht die Stärke der liberalen Partei. Wie stark Grenzten 1U. l80ü. 53
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0401" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283754"/> <p xml:id="ID_1146" prev="#ID_1145"> direkte Steuer ist denn in Nassau auch bedeutend hoch: 1864 ergaben 1,527.560 si.<lb/> bei (1863) 462,334 Einwohnern 3„ si. auf den Kopf, während in dem wegen<lb/> seiner hohen Steuern so verschrieenen Preußen 1864 erst etwa IV, Thlr. oder<lb/> 2 se. 39 kr. direkter Steuer auf den Kopf sielen und man es selbst in Oestreich<lb/> nur zu 3,g si. ö. W. auf den Kopf gebracht hat. Diese Berechnung, von dem<lb/> Verfasser dieses selbständig gemacht, stimmt fast ganz mit der von dem Abgeord¬<lb/> neten zur zweiten nassauischen Kammer, or. Braun (vgl. Die wirthschaftlichen<lb/> Verhältnisse des Herzogtums Nassau. Rede in der Adreßdebatte der zweiten<lb/> Kammer gehalten von Dr. Braun. Mit vier sinanz-statistischen Tabellen. Wies-<lb/> baden. Limbarth. 1865) angestellten, welcher für den Durchschnitt von fünf<lb/> Jahren (1859 — 63) 3 si. 19 kr. directe Steuer auf den Kopf in Nassau und<lb/> 2 si. 49 kr. in Preußen rechnet. Derselbe findet den Durchschnittsbetrag, der<lb/> Grund- und Gebäudestcuer in Nassau 2 si. 16 kr., in Preußen nur 59 kr., die<lb/> »esammte Steuerlast (directe und indirecte Steuern) in Nassau 7 si. 58 kr., in<lb/> Preußen 7 si. 3 kr. auf den Kopf, in Nassau also 55 er. hoher als in Preußen!<lb/> Dieser Steuerlast muß, wenn sie in Wirklichkeit auch als zu drückend von<lb/> Dr. Braun angegeben wird, doch eine bedeutende Steuerkraft entsprechen, und<lb/> diese hat denn auch in der Staatsverfassung insofern eine hervorragende Be-<lb/> achtung gefunden. als die höchstbcsteuerten Grundbesitzer (30 in jedem der sechs<lb/> Wahlkreise) sechs und die höchstbesteuerten Gewerbtreibenden drei Abgeordnete<lb/> 'n die erste Kammer zu wählen haben. Zum Schluß können wir als Beweis<lb/> für die vorgeschrittene wirthschaftliche Entwickelung des Landes noch anführen,<lb/> daß es 5—6000 Menschen auf der Quadratmeile zählt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1147" next="#ID_1148"> Auf diesem Gebiete nun ruht die Stärke der liberalen Partei. Wie stark<lb/> su hier ist. kann man einfach mit der Thatsache beweisen, daß bei der vorletzten<lb/> Wahl (wo die in der Regierung vertretenen Parteien alle Mittel aufwandten,<lb/> um die Mehrheit in den beiden Kammern zu erzielen, und die Wahlen zur<lb/> Zeiten Kammer so stark und zwar in einer Weise, welche der Wahlprüfung<lb/> der zweiten Kammer gegenüber verhüllt werden mußte, beeinflußt wurde,<lb/> daß unter den 24 Abgeordneten 11 Candidaten der verbündeten Klerikalen<lb/> und Hofparteigänger waren) die GrvßwShler des Grundbesitzes und der In-<lb/> dustrie zur ersten Kammer sämmtlich liberal wählten, und daß von den 11<lb/> klerikal und conservativ gesinnten Abgeordneten zur zweiten Kammer 8 aus<lb/> den Wahlbezirken des ärmeren Westerwaldgebietes und nur 3 aus den<lb/> 13 Wahlbezirken des wohlhabenderen Taunusgebietes hervorgegangen waren.<lb/> Es schwächt die Beweiskraft dieser Thatsache nicht, wenn der Abgeordnete<lb/> Braun in seiner oben erwähnten Rede an der wirtschaftlichen Blüthe des<lb/> Herzogthums vieles auszusetzen hat. Er hob hervor, daß das ohnehin<lb/> durch die natürliche Beschaffenheit des Landes schon beschränkte Ackerland<lb/> (38,6 ^ 714.177 Morgen Ackerbauland, 10.8 »/» ^ 201.162 Morgen</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzten 1U. l80ü. 53</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0401]
direkte Steuer ist denn in Nassau auch bedeutend hoch: 1864 ergaben 1,527.560 si.
bei (1863) 462,334 Einwohnern 3„ si. auf den Kopf, während in dem wegen
seiner hohen Steuern so verschrieenen Preußen 1864 erst etwa IV, Thlr. oder
2 se. 39 kr. direkter Steuer auf den Kopf sielen und man es selbst in Oestreich
nur zu 3,g si. ö. W. auf den Kopf gebracht hat. Diese Berechnung, von dem
Verfasser dieses selbständig gemacht, stimmt fast ganz mit der von dem Abgeord¬
neten zur zweiten nassauischen Kammer, or. Braun (vgl. Die wirthschaftlichen
Verhältnisse des Herzogtums Nassau. Rede in der Adreßdebatte der zweiten
Kammer gehalten von Dr. Braun. Mit vier sinanz-statistischen Tabellen. Wies-
baden. Limbarth. 1865) angestellten, welcher für den Durchschnitt von fünf
Jahren (1859 — 63) 3 si. 19 kr. directe Steuer auf den Kopf in Nassau und
2 si. 49 kr. in Preußen rechnet. Derselbe findet den Durchschnittsbetrag, der
Grund- und Gebäudestcuer in Nassau 2 si. 16 kr., in Preußen nur 59 kr., die
»esammte Steuerlast (directe und indirecte Steuern) in Nassau 7 si. 58 kr., in
Preußen 7 si. 3 kr. auf den Kopf, in Nassau also 55 er. hoher als in Preußen!
Dieser Steuerlast muß, wenn sie in Wirklichkeit auch als zu drückend von
Dr. Braun angegeben wird, doch eine bedeutende Steuerkraft entsprechen, und
diese hat denn auch in der Staatsverfassung insofern eine hervorragende Be-
achtung gefunden. als die höchstbcsteuerten Grundbesitzer (30 in jedem der sechs
Wahlkreise) sechs und die höchstbesteuerten Gewerbtreibenden drei Abgeordnete
'n die erste Kammer zu wählen haben. Zum Schluß können wir als Beweis
für die vorgeschrittene wirthschaftliche Entwickelung des Landes noch anführen,
daß es 5—6000 Menschen auf der Quadratmeile zählt.
Auf diesem Gebiete nun ruht die Stärke der liberalen Partei. Wie stark
su hier ist. kann man einfach mit der Thatsache beweisen, daß bei der vorletzten
Wahl (wo die in der Regierung vertretenen Parteien alle Mittel aufwandten,
um die Mehrheit in den beiden Kammern zu erzielen, und die Wahlen zur
Zeiten Kammer so stark und zwar in einer Weise, welche der Wahlprüfung
der zweiten Kammer gegenüber verhüllt werden mußte, beeinflußt wurde,
daß unter den 24 Abgeordneten 11 Candidaten der verbündeten Klerikalen
und Hofparteigänger waren) die GrvßwShler des Grundbesitzes und der In-
dustrie zur ersten Kammer sämmtlich liberal wählten, und daß von den 11
klerikal und conservativ gesinnten Abgeordneten zur zweiten Kammer 8 aus
den Wahlbezirken des ärmeren Westerwaldgebietes und nur 3 aus den
13 Wahlbezirken des wohlhabenderen Taunusgebietes hervorgegangen waren.
Es schwächt die Beweiskraft dieser Thatsache nicht, wenn der Abgeordnete
Braun in seiner oben erwähnten Rede an der wirtschaftlichen Blüthe des
Herzogthums vieles auszusetzen hat. Er hob hervor, daß das ohnehin
durch die natürliche Beschaffenheit des Landes schon beschränkte Ackerland
(38,6 ^ 714.177 Morgen Ackerbauland, 10.8 »/» ^ 201.162 Morgen
Grenzten 1U. l80ü. 53
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |