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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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er zur Strafe für seine Ueberhebung in die ihm vorher verkündete göttliche
Strafe verfallen sei, seinen Verstand zu verlieren, unter die Thiere des Feldes
gejagt zu werden und mit ihnen zu leben, bis er endlich nach sieben Zeiten
(Jahren) seinen Verstand wiederbekommen habe, in sich gegangen und zu der
Erkenntniß gekommen sei, daß Gott allein der Mächtige, worauf er seinen Thron
wieder erlangt habe.

Cap. 6. Belsazar, Nebukadnezars Sohn, giebt seinen Großen und Weibern
ein Mahl, bei dem sie aus den heiligen Gefäßen trinken, die aus dem Tempel
in Jerusalem fortgeführt sind, und dabei die Götzenbilder loben. Plötzlich er¬
scheint eine Hand, welche räthselhafte Worte an die Wand schreibt. Der König,
aufs tiefste erschüttert, verspricht dem, welcher die Zeichen deuten könne, die
höchsten Ehren, aber kein Weiser kann die Deutung finden. Da wird er end¬
lich auf den weisen Daniel aufmerksam gemacht; dieser deutet die schrecklichen
Worte Neitö Nous 'kekek Hplrai-sin ("gezählt, gezählt, gewogen und
die Zerreißenden"), auf den. nah bevorstehenden Sturz des unwürdigen Königs
und seines Reichs durch die Mever und Perser. Er empfängt die versprochenen
Ehren, aber noch in derselben Nacht wird der König getödtet.

Cap. 6. Darius, der Meder, der jetzt das Reich einnimmt, macht den
Daniel zum ersten der drei höchsten Beamten, welche er über die von ihm ein¬
gesetzten 120 Satrapen setzt. Die auf diese Stelle neidischen Großen bewegen
den König zu einem Gebot, daß 30 Tage lang Niemand von irgendjemand
etwas bitten solle, als vom König, bei Strafe, in die Löwengrube geworfen zu
werden. Wie sie erwartet haben, läßt sich Daniel dadurch nicht abhalten, seine
regelmäßigen Gebete offen an Gott zu richten. Mit traurigem Herzen muß
der König an Daniel die Strafe vollziehen lassen. Als er aber am andern
Morgen zusieht, erfährt er zu seiner großen Freude, daß Gott die Löwen ver¬
hindert hat, ihn zu fressen. Nun läßt er den Daniel herauskommen und seine
Feinde hineinwerfen, welche, noch ehe sie an den Boden kommen, schon ver¬
schlungen sind. Darauf befiehlt Darius allen seinen Unterthanen, Daniels
Gott zu fürchten.

Cap. 7. Traumgesicht Daniels im ersten Jahre Bclsazars von vier reißenden
Thieren, deren letztes zehn Hörner hat; zwischen diesen steigt ein kleines aus.
Von dem drei von jenen vernichtet werden; das kleine Horn redet frevelhaft,
bis daß ein himmlischer Greis erscheint und Gericht hält. Nun wird das vierte
Thier getötet, auch die andern werden ihrer Herrschaft beraubt und eine aus
den Wolken herabgekommene menschenähnliche Person bekommt eine ewige Herr¬
schaft. Dieser Traum wird dann gedeutet aus vier nach einander folgende
Reiche, welche zuletzt durch die Herrschaft des heiligen Volks abgelöst würden.
Das vierte, schlimmste Thier wird noch besonders besprochen: die zehn Hörner
sind zehn Könige, das kleine Horn der letzte, welcher drei andre Könige


Grenzboten III. 18KS. 47

er zur Strafe für seine Ueberhebung in die ihm vorher verkündete göttliche
Strafe verfallen sei, seinen Verstand zu verlieren, unter die Thiere des Feldes
gejagt zu werden und mit ihnen zu leben, bis er endlich nach sieben Zeiten
(Jahren) seinen Verstand wiederbekommen habe, in sich gegangen und zu der
Erkenntniß gekommen sei, daß Gott allein der Mächtige, worauf er seinen Thron
wieder erlangt habe.

Cap. 6. Belsazar, Nebukadnezars Sohn, giebt seinen Großen und Weibern
ein Mahl, bei dem sie aus den heiligen Gefäßen trinken, die aus dem Tempel
in Jerusalem fortgeführt sind, und dabei die Götzenbilder loben. Plötzlich er¬
scheint eine Hand, welche räthselhafte Worte an die Wand schreibt. Der König,
aufs tiefste erschüttert, verspricht dem, welcher die Zeichen deuten könne, die
höchsten Ehren, aber kein Weiser kann die Deutung finden. Da wird er end¬
lich auf den weisen Daniel aufmerksam gemacht; dieser deutet die schrecklichen
Worte Neitö Nous 'kekek Hplrai-sin („gezählt, gezählt, gewogen und
die Zerreißenden"), auf den. nah bevorstehenden Sturz des unwürdigen Königs
und seines Reichs durch die Mever und Perser. Er empfängt die versprochenen
Ehren, aber noch in derselben Nacht wird der König getödtet.

Cap. 6. Darius, der Meder, der jetzt das Reich einnimmt, macht den
Daniel zum ersten der drei höchsten Beamten, welche er über die von ihm ein¬
gesetzten 120 Satrapen setzt. Die auf diese Stelle neidischen Großen bewegen
den König zu einem Gebot, daß 30 Tage lang Niemand von irgendjemand
etwas bitten solle, als vom König, bei Strafe, in die Löwengrube geworfen zu
werden. Wie sie erwartet haben, läßt sich Daniel dadurch nicht abhalten, seine
regelmäßigen Gebete offen an Gott zu richten. Mit traurigem Herzen muß
der König an Daniel die Strafe vollziehen lassen. Als er aber am andern
Morgen zusieht, erfährt er zu seiner großen Freude, daß Gott die Löwen ver¬
hindert hat, ihn zu fressen. Nun läßt er den Daniel herauskommen und seine
Feinde hineinwerfen, welche, noch ehe sie an den Boden kommen, schon ver¬
schlungen sind. Darauf befiehlt Darius allen seinen Unterthanen, Daniels
Gott zu fürchten.

Cap. 7. Traumgesicht Daniels im ersten Jahre Bclsazars von vier reißenden
Thieren, deren letztes zehn Hörner hat; zwischen diesen steigt ein kleines aus.
Von dem drei von jenen vernichtet werden; das kleine Horn redet frevelhaft,
bis daß ein himmlischer Greis erscheint und Gericht hält. Nun wird das vierte
Thier getötet, auch die andern werden ihrer Herrschaft beraubt und eine aus
den Wolken herabgekommene menschenähnliche Person bekommt eine ewige Herr¬
schaft. Dieser Traum wird dann gedeutet aus vier nach einander folgende
Reiche, welche zuletzt durch die Herrschaft des heiligen Volks abgelöst würden.
Das vierte, schlimmste Thier wird noch besonders besprochen: die zehn Hörner
sind zehn Könige, das kleine Horn der letzte, welcher drei andre Könige


Grenzboten III. 18KS. 47
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[0351] er zur Strafe für seine Ueberhebung in die ihm vorher verkündete göttliche Strafe verfallen sei, seinen Verstand zu verlieren, unter die Thiere des Feldes gejagt zu werden und mit ihnen zu leben, bis er endlich nach sieben Zeiten (Jahren) seinen Verstand wiederbekommen habe, in sich gegangen und zu der Erkenntniß gekommen sei, daß Gott allein der Mächtige, worauf er seinen Thron wieder erlangt habe. Cap. 6. Belsazar, Nebukadnezars Sohn, giebt seinen Großen und Weibern ein Mahl, bei dem sie aus den heiligen Gefäßen trinken, die aus dem Tempel in Jerusalem fortgeführt sind, und dabei die Götzenbilder loben. Plötzlich er¬ scheint eine Hand, welche räthselhafte Worte an die Wand schreibt. Der König, aufs tiefste erschüttert, verspricht dem, welcher die Zeichen deuten könne, die höchsten Ehren, aber kein Weiser kann die Deutung finden. Da wird er end¬ lich auf den weisen Daniel aufmerksam gemacht; dieser deutet die schrecklichen Worte Neitö Nous 'kekek Hplrai-sin („gezählt, gezählt, gewogen und die Zerreißenden"), auf den. nah bevorstehenden Sturz des unwürdigen Königs und seines Reichs durch die Mever und Perser. Er empfängt die versprochenen Ehren, aber noch in derselben Nacht wird der König getödtet. Cap. 6. Darius, der Meder, der jetzt das Reich einnimmt, macht den Daniel zum ersten der drei höchsten Beamten, welche er über die von ihm ein¬ gesetzten 120 Satrapen setzt. Die auf diese Stelle neidischen Großen bewegen den König zu einem Gebot, daß 30 Tage lang Niemand von irgendjemand etwas bitten solle, als vom König, bei Strafe, in die Löwengrube geworfen zu werden. Wie sie erwartet haben, läßt sich Daniel dadurch nicht abhalten, seine regelmäßigen Gebete offen an Gott zu richten. Mit traurigem Herzen muß der König an Daniel die Strafe vollziehen lassen. Als er aber am andern Morgen zusieht, erfährt er zu seiner großen Freude, daß Gott die Löwen ver¬ hindert hat, ihn zu fressen. Nun läßt er den Daniel herauskommen und seine Feinde hineinwerfen, welche, noch ehe sie an den Boden kommen, schon ver¬ schlungen sind. Darauf befiehlt Darius allen seinen Unterthanen, Daniels Gott zu fürchten. Cap. 7. Traumgesicht Daniels im ersten Jahre Bclsazars von vier reißenden Thieren, deren letztes zehn Hörner hat; zwischen diesen steigt ein kleines aus. Von dem drei von jenen vernichtet werden; das kleine Horn redet frevelhaft, bis daß ein himmlischer Greis erscheint und Gericht hält. Nun wird das vierte Thier getötet, auch die andern werden ihrer Herrschaft beraubt und eine aus den Wolken herabgekommene menschenähnliche Person bekommt eine ewige Herr¬ schaft. Dieser Traum wird dann gedeutet aus vier nach einander folgende Reiche, welche zuletzt durch die Herrschaft des heiligen Volks abgelöst würden. Das vierte, schlimmste Thier wird noch besonders besprochen: die zehn Hörner sind zehn Könige, das kleine Horn der letzte, welcher drei andre Könige Grenzboten III. 18KS. 47

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/351>, abgerufen am 15.01.2025.