Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.es natürlich an Uebertreibungen nicht fehlte. Von einem Standbild Radetzkys, Dafür wurde eine andere Brücke desto reichlicher mit Statuen bedacht. Das verhängnißvolle Jahr 1859 ertheilte auch in diesen Dingen manche es natürlich an Uebertreibungen nicht fehlte. Von einem Standbild Radetzkys, Dafür wurde eine andere Brücke desto reichlicher mit Statuen bedacht. Das verhängnißvolle Jahr 1859 ertheilte auch in diesen Dingen manche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0331" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283684"/> <p xml:id="ID_944" prev="#ID_943"> es natürlich an Uebertreibungen nicht fehlte. Von einem Standbild Radetzkys,<lb/> der nicht nur als Feldherr Oestreich weit größere Dienste geleistet, sondern als<lb/> Generalstabschef der verbündeten Armeen der eigentliche Leiter des Ganzen und<lb/> die Wunderlampe war. zu welcher der dicke Fürst seine Zuflucht zu nehmen<lb/> pflegte, ist dagegen vorläufig noch nichts zu sehen. Ja es geschah sogar, daß<lb/> die für die nächstgelegene Wienbrücke bereits votirten Statuen wieder abbestellt<lb/> wurden, weil — nach dem wirklich einzigen Ausspruch eines einflußreichen<lb/> und in höheren Kreisen sehr beliebten Ingenieurs — „diese Statuen dem nahen<lb/> Schwarzenbergmonument eine zu nachtheilige Concurrenz machen würden!"</p><lb/> <p xml:id="ID_945"> Dafür wurde eine andere Brücke desto reichlicher mit Statuen bedacht.<lb/> Doch ist man dabei seit zwölf Jahren erst bis zu der Berathung über die An¬<lb/> nahme einiger eingesendeten Modelle gekommen, vermuthlich weil sich unter den<lb/> Auszuhauenden auch einige Nichtmilitärs befinden. Ebenso hat das Ansuchen<lb/> der Gemeindevertretung um die Überlassung eines schicklichen Platzes für ein<lb/> bereits 1859 polirtes Schillermonument noch keine Antwort von Seiten des<lb/> betreffenden Ministeriums erhalten. Und obschon eine Gesellschaft „zur Er¬<lb/> haltung vaterländischer Baudenkmäler" besteht, wurden doch bei der jüngsten<lb/> Renovirung des Stephansdomes die äußerst kunstreichen und an sich schon<lb/> merkwürdigen Grabdenkmale mehrer berühmten Künstler und Gelehrten auf un¬<lb/> verantwortliche Weise verstümmelt oder gänzlich zerstört. Die Grabsteine<lb/> Friedrichs des Dritten und mehrer Bischöfe wurden dagegen verschont und sogar<lb/> mit bedeutenden Kosten restaurirt. Einigen liberalgesinnten Bürgern, welche<lb/> dem im fünfzehnten Jahrhundert Hingerichteten braven Bürgermeister Vorlauf<lb/> ein Denkmal oder wenigstens eine Erinnerungstafel widmen wollten, wurde in<lb/> vertraulicher Weise bekannt gegeben, „daß man hohen Ortes durchaus keinen<lb/> Einfluß auf derlei Angelegenheiten nehmen wolle, jedoch annehmen müsse, daß<lb/> die Absicht, einem wegen Rebellion Hingerichteten, wenn auch sonst ganz un¬<lb/> bescholtenen Manne auf diese Weise eine Ovation zu bringen, nur einer Ueber-<lb/> «ilung, von welcher der loyale Verstand der Bittsteller gewiß bald zurückgekehrt<lb/> sein dürfte, beizumessen sei".--</p><lb/> <p xml:id="ID_946" next="#ID_947"> Das verhängnißvolle Jahr 1859 ertheilte auch in diesen Dingen manche<lb/> beherzigenswerthe Lehre. Indeß abermals zeigte sich, daß höheren Orts nur<lb/> im äußersten Nothfall und auch dann nur so viel nachgegeben wurde, als<lb/> unumgänglich nothwendig war. Alle Welt verlangte eine durchgreifende Re¬<lb/> form und verwünschte zugleich die bisherige Soldatenspielerei, welche im Frieden<lb/> das Mark des Landes vergeudet hatte. Bereitwillig sagte man Abhilfe zu,<lb/> aber wie kam man der Zusage nach! Wir bleiben bei unserm Gegenstande.<lb/> Ueberall entstanden neue militärische Bauten. Auch in Wien wurden sofort<lb/> einige Kasernen ganz neu gebaut, ältere Gebäude dieser Alt aber erweitert<lb/> und rcnovirt. Man sollte annehmen, daß hierdurch, sowie durch den Bau des</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0331]
es natürlich an Uebertreibungen nicht fehlte. Von einem Standbild Radetzkys,
der nicht nur als Feldherr Oestreich weit größere Dienste geleistet, sondern als
Generalstabschef der verbündeten Armeen der eigentliche Leiter des Ganzen und
die Wunderlampe war. zu welcher der dicke Fürst seine Zuflucht zu nehmen
pflegte, ist dagegen vorläufig noch nichts zu sehen. Ja es geschah sogar, daß
die für die nächstgelegene Wienbrücke bereits votirten Statuen wieder abbestellt
wurden, weil — nach dem wirklich einzigen Ausspruch eines einflußreichen
und in höheren Kreisen sehr beliebten Ingenieurs — „diese Statuen dem nahen
Schwarzenbergmonument eine zu nachtheilige Concurrenz machen würden!"
Dafür wurde eine andere Brücke desto reichlicher mit Statuen bedacht.
Doch ist man dabei seit zwölf Jahren erst bis zu der Berathung über die An¬
nahme einiger eingesendeten Modelle gekommen, vermuthlich weil sich unter den
Auszuhauenden auch einige Nichtmilitärs befinden. Ebenso hat das Ansuchen
der Gemeindevertretung um die Überlassung eines schicklichen Platzes für ein
bereits 1859 polirtes Schillermonument noch keine Antwort von Seiten des
betreffenden Ministeriums erhalten. Und obschon eine Gesellschaft „zur Er¬
haltung vaterländischer Baudenkmäler" besteht, wurden doch bei der jüngsten
Renovirung des Stephansdomes die äußerst kunstreichen und an sich schon
merkwürdigen Grabdenkmale mehrer berühmten Künstler und Gelehrten auf un¬
verantwortliche Weise verstümmelt oder gänzlich zerstört. Die Grabsteine
Friedrichs des Dritten und mehrer Bischöfe wurden dagegen verschont und sogar
mit bedeutenden Kosten restaurirt. Einigen liberalgesinnten Bürgern, welche
dem im fünfzehnten Jahrhundert Hingerichteten braven Bürgermeister Vorlauf
ein Denkmal oder wenigstens eine Erinnerungstafel widmen wollten, wurde in
vertraulicher Weise bekannt gegeben, „daß man hohen Ortes durchaus keinen
Einfluß auf derlei Angelegenheiten nehmen wolle, jedoch annehmen müsse, daß
die Absicht, einem wegen Rebellion Hingerichteten, wenn auch sonst ganz un¬
bescholtenen Manne auf diese Weise eine Ovation zu bringen, nur einer Ueber-
«ilung, von welcher der loyale Verstand der Bittsteller gewiß bald zurückgekehrt
sein dürfte, beizumessen sei".--
Das verhängnißvolle Jahr 1859 ertheilte auch in diesen Dingen manche
beherzigenswerthe Lehre. Indeß abermals zeigte sich, daß höheren Orts nur
im äußersten Nothfall und auch dann nur so viel nachgegeben wurde, als
unumgänglich nothwendig war. Alle Welt verlangte eine durchgreifende Re¬
form und verwünschte zugleich die bisherige Soldatenspielerei, welche im Frieden
das Mark des Landes vergeudet hatte. Bereitwillig sagte man Abhilfe zu,
aber wie kam man der Zusage nach! Wir bleiben bei unserm Gegenstande.
Ueberall entstanden neue militärische Bauten. Auch in Wien wurden sofort
einige Kasernen ganz neu gebaut, ältere Gebäude dieser Alt aber erweitert
und rcnovirt. Man sollte annehmen, daß hierdurch, sowie durch den Bau des
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