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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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schreiben ähnlicher Art längst gegeben haben, durch den Werth der sorgfältigen
Arbeit durchaus gerechtfertigt erscheinen.

Für jetzt müssen wir von einer nähern Bezugnahme aus diese Schrift
Abstand nehmen und wir können dies um so mehr, als anderweitiges Material
über den nämlichen Gegenstand, wenn auch zerstreut, doch in hinreichender
Menge vorhanden ist, um uns die Einzelnheiten des Conflicts mit Deutlichkeit
überblicken zu lassen.

Borausgeschickt sei aber in Betreff der jetzigen Verwaltung der Stiftung
(wir meinen die seit dem 1. Juli in Function getretene), daß diese Verwaltung,
der Majorität nach, sich zu den Grundsätzen der vorigen Verwaltung bekennt.
Im jetzigen Verwaltungsräthe sitzen nämlich abermals Berlin, München und
Weimar, ferner deren Bundesgenosse Wien. d. h. von sämmtlichen sieben Ver¬
waltungsrathsstimmen gehören nicht weniger als fünf der alten Richtung an,
indem unter diesen vier Zweigstiftungen der Vorort begriffen ist, dieser aber
satzungsgemäß zwei Verwaltungsrathsmitglicder stellt. Die weiter neu hinzu-
gekommenen Stiftungen sind Köln und die badische Landesstiftung, von denen
die letztere zur Opposition zählt, ohne übrigens bis jetzt in dem Kampfe eine
hervorragende Stellung eingenommen zu haben, während Köln sich auf der
letzten Generalversammlung sogar im Wesentlichen auf Seiten des Verwaltungs-
raths hielt. Im günstigsten Falle stehen die bisher von der Opposition geltend
gemachten Gesichtspunkte also auch jetzt, nachdem durch den Einspruch des
sächsischen Ministeriums die Rückkehr zu den alten Statuten und die Wahl
eines neuen Vororts durchgesetzt worden ist, im Verwaltungsrath wie 2 zu 5.
Was den neuen Vorort Wien betrifft, so hat er nicht nur Weimar auf der
vorigen Generalversammlung bei seiner Candidatur für die abermalige Vororts¬
ehre mit unterstützt, er hat auch in mehrmaligen Circularen den Standpunkt
Weimars verfochten; und schließlich hat er der Generalversammlung, nachdem
er mit 13 gegen 9 Stimmen selbst Vorort geworden war, die Absicht zu er¬
kennen gegeben: sein Amt "im Geiste Weimars" verwalten zu wollen.
/ Die letzte Generalversammlung ist überdies unter leidenschaftlichen An¬
griffen gegen das sächsische Ministerium und unter nicht minder leidenschaftlichen
Ausfällen gegen den Verfasser der vorerwähnten Oppositionsbroschüre zu Ende '
gegangen. Es heißt also nicht Oel ins Feuer gießen, sondern einfach den wirt¬
lichen Thatbestand wiedergeben und zur Klärung desselben beitragen, wenn die
nachfolgende Darstellung sich mit dem Zwiespalt als einem noch fortdauernden
beschäftigt.

Worin besteht derselbe?

Wir glauben, seinen Grundzügen nach, in der verschiedenen Ausfassung
des Stiftungszwecks, in der Art also, wie die Jahreszinsen des großen Stif¬
tungsfonds zu verwenden seien.


schreiben ähnlicher Art längst gegeben haben, durch den Werth der sorgfältigen
Arbeit durchaus gerechtfertigt erscheinen.

Für jetzt müssen wir von einer nähern Bezugnahme aus diese Schrift
Abstand nehmen und wir können dies um so mehr, als anderweitiges Material
über den nämlichen Gegenstand, wenn auch zerstreut, doch in hinreichender
Menge vorhanden ist, um uns die Einzelnheiten des Conflicts mit Deutlichkeit
überblicken zu lassen.

Borausgeschickt sei aber in Betreff der jetzigen Verwaltung der Stiftung
(wir meinen die seit dem 1. Juli in Function getretene), daß diese Verwaltung,
der Majorität nach, sich zu den Grundsätzen der vorigen Verwaltung bekennt.
Im jetzigen Verwaltungsräthe sitzen nämlich abermals Berlin, München und
Weimar, ferner deren Bundesgenosse Wien. d. h. von sämmtlichen sieben Ver¬
waltungsrathsstimmen gehören nicht weniger als fünf der alten Richtung an,
indem unter diesen vier Zweigstiftungen der Vorort begriffen ist, dieser aber
satzungsgemäß zwei Verwaltungsrathsmitglicder stellt. Die weiter neu hinzu-
gekommenen Stiftungen sind Köln und die badische Landesstiftung, von denen
die letztere zur Opposition zählt, ohne übrigens bis jetzt in dem Kampfe eine
hervorragende Stellung eingenommen zu haben, während Köln sich auf der
letzten Generalversammlung sogar im Wesentlichen auf Seiten des Verwaltungs-
raths hielt. Im günstigsten Falle stehen die bisher von der Opposition geltend
gemachten Gesichtspunkte also auch jetzt, nachdem durch den Einspruch des
sächsischen Ministeriums die Rückkehr zu den alten Statuten und die Wahl
eines neuen Vororts durchgesetzt worden ist, im Verwaltungsrath wie 2 zu 5.
Was den neuen Vorort Wien betrifft, so hat er nicht nur Weimar auf der
vorigen Generalversammlung bei seiner Candidatur für die abermalige Vororts¬
ehre mit unterstützt, er hat auch in mehrmaligen Circularen den Standpunkt
Weimars verfochten; und schließlich hat er der Generalversammlung, nachdem
er mit 13 gegen 9 Stimmen selbst Vorort geworden war, die Absicht zu er¬
kennen gegeben: sein Amt „im Geiste Weimars" verwalten zu wollen.
/ Die letzte Generalversammlung ist überdies unter leidenschaftlichen An¬
griffen gegen das sächsische Ministerium und unter nicht minder leidenschaftlichen
Ausfällen gegen den Verfasser der vorerwähnten Oppositionsbroschüre zu Ende '
gegangen. Es heißt also nicht Oel ins Feuer gießen, sondern einfach den wirt¬
lichen Thatbestand wiedergeben und zur Klärung desselben beitragen, wenn die
nachfolgende Darstellung sich mit dem Zwiespalt als einem noch fortdauernden
beschäftigt.

Worin besteht derselbe?

Wir glauben, seinen Grundzügen nach, in der verschiedenen Ausfassung
des Stiftungszwecks, in der Art also, wie die Jahreszinsen des großen Stif¬
tungsfonds zu verwenden seien.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/302>, abgerufen am 15.01.2025.